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Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875.

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wenn er es bezwungen hätte, mit desto heißeren Liebeskräften ihn umfangen.

Er war aufgesprungen; er streckte die Arme mit geballten Fäusten in die leere Luft, als müsse er seine Sehnen prüfen, um sogleich auf Leben und Tod den Kampf mit der geliebten Feindin zu bestehen.

Ueber ihm in der Eiche rauschten noch immer die Vögel durch einander; da schlug der Hund an, und die ganze Schaar erhob sich mit lautem Krächzen in die Luft. Aber aus dem Walde hörte er ein anderes Geräusch; kleine leichte Schritte waren es, die eilig näher kamen, und bald gewahrte er zwischen den Baumstämmen das Flattern eines Frauenkleides. Er drückte die Faust gegen seine Brust, als könnte er das rasende Klopfen seines Blutes damit zurückdrängen.

Athemlos stand sie vor ihm.

"Franziska!" rief er. "Wie blaß Sie aussehen!"

"Ich bin gelaufen," sagte sie, "ich habe Sie gesucht."

"Mich, Franziska? Es wird schon dunkel hier im Walde."

Sie mochte die Antwort, nach der ihn dürstete,

wenn er es bezwungen hätte, mit desto heißeren Liebeskräften ihn umfangen.

Er war aufgesprungen; er streckte die Arme mit geballten Fäusten in die leere Luft, als müsse er seine Sehnen prüfen, um sogleich auf Leben und Tod den Kampf mit der geliebten Feindin zu bestehen.

Ueber ihm in der Eiche rauschten noch immer die Vögel durch einander; da schlug der Hund an, und die ganze Schaar erhob sich mit lautem Krächzen in die Luft. Aber aus dem Walde hörte er ein anderes Geräusch; kleine leichte Schritte waren es, die eilig näher kamen, und bald gewahrte er zwischen den Baumstämmen das Flattern eines Frauenkleides. Er drückte die Faust gegen seine Brust, als könnte er das rasende Klopfen seines Blutes damit zurückdrängen.

Athemlos stand sie vor ihm.

„Franziska!“ rief er. „Wie blaß Sie aussehen!“

„Ich bin gelaufen,“ sagte sie, „ich habe Sie gesucht.“

„Mich, Franziska? Es wird schon dunkel hier im Walde.“

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[40/0044] wenn er es bezwungen hätte, mit desto heißeren Liebeskräften ihn umfangen. Er war aufgesprungen; er streckte die Arme mit geballten Fäusten in die leere Luft, als müsse er seine Sehnen prüfen, um sogleich auf Leben und Tod den Kampf mit der geliebten Feindin zu bestehen. Ueber ihm in der Eiche rauschten noch immer die Vögel durch einander; da schlug der Hund an, und die ganze Schaar erhob sich mit lautem Krächzen in die Luft. Aber aus dem Walde hörte er ein anderes Geräusch; kleine leichte Schritte waren es, die eilig näher kamen, und bald gewahrte er zwischen den Baumstämmen das Flattern eines Frauenkleides. Er drückte die Faust gegen seine Brust, als könnte er das rasende Klopfen seines Blutes damit zurückdrängen. Athemlos stand sie vor ihm. „Franziska!“ rief er. „Wie blaß Sie aussehen!“ „Ich bin gelaufen,“ sagte sie, „ich habe Sie gesucht.“ „Mich, Franziska? Es wird schon dunkel hier im Walde.“ Sie mochte die Antwort, nach der ihn dürstete,

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_waldwinkel_1875/44>, abgerufen am 21.11.2024.