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Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875.

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Als bald darauf wegen einer wirtschaftlichen Bestellung Frau Wieb ins Zimmer trat, fand sie ihren Herrn vor einer aufgezogenen Schieblade stehen, aus der er allerlei Papiere auf die Tischplatte hervorgekramt hatte. Es waren zum Theil Scheine, deren Vorlegung bei gewissen Lebensacten die bürgerliche Ordnung von ihren Mitgliedern zu verlangen pflegt.

"Sag' mir, Wieb," rief er der Eintretenden zu, "in welcher Kirche bin ich denn getauft? Du bist ja damals doch dabei gewesen."

"Wie?" fragte die Alte und hielt ihr Hörrohr hin. "In welcher Kirche?"

"Nun ja; mir fehlt der Taufschein; man muß seine Papiere doch in Ordnung haben."

Nachdem er noch einmal in das Hörrohr gerufen hatte, nannte sie ihm die Kirche.

Aber er hörte schon kaum mehr daraus.

"Nein, nein!" sagte er mit leisen, aber scharfen Lauten vor sich hin, indem er wie abwehrend seine Hand ausstreckte. "Wen geht's was an! Es soll mir Niemand daran rühren!"

Als er sich umwandte, stand seine alte Wirthschafterin

Als bald darauf wegen einer wirtschaftlichen Bestellung Frau Wieb ins Zimmer trat, fand sie ihren Herrn vor einer aufgezogenen Schieblade stehen, aus der er allerlei Papiere auf die Tischplatte hervorgekramt hatte. Es waren zum Theil Scheine, deren Vorlegung bei gewissen Lebensacten die bürgerliche Ordnung von ihren Mitgliedern zu verlangen pflegt.

„Sag' mir, Wieb,“ rief er der Eintretenden zu, „in welcher Kirche bin ich denn getauft? Du bist ja damals doch dabei gewesen.“

„Wie?“ fragte die Alte und hielt ihr Hörrohr hin. „In welcher Kirche?“

„Nun ja; mir fehlt der Taufschein; man muß seine Papiere doch in Ordnung haben.“

Nachdem er noch einmal in das Hörrohr gerufen hatte, nannte sie ihm die Kirche.

Aber er hörte schon kaum mehr daraus.

„Nein, nein!“ sagte er mit leisen, aber scharfen Lauten vor sich hin, indem er wie abwehrend seine Hand ausstreckte. „Wen geht's was an! Es soll mir Niemand daran rühren!“

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[62/0066] Als bald darauf wegen einer wirtschaftlichen Bestellung Frau Wieb ins Zimmer trat, fand sie ihren Herrn vor einer aufgezogenen Schieblade stehen, aus der er allerlei Papiere auf die Tischplatte hervorgekramt hatte. Es waren zum Theil Scheine, deren Vorlegung bei gewissen Lebensacten die bürgerliche Ordnung von ihren Mitgliedern zu verlangen pflegt. „Sag' mir, Wieb,“ rief er der Eintretenden zu, „in welcher Kirche bin ich denn getauft? Du bist ja damals doch dabei gewesen.“ „Wie?“ fragte die Alte und hielt ihr Hörrohr hin. „In welcher Kirche?“ „Nun ja; mir fehlt der Taufschein; man muß seine Papiere doch in Ordnung haben.“ Nachdem er noch einmal in das Hörrohr gerufen hatte, nannte sie ihm die Kirche. Aber er hörte schon kaum mehr daraus. „Nein, nein!“ sagte er mit leisen, aber scharfen Lauten vor sich hin, indem er wie abwehrend seine Hand ausstreckte. „Wen geht's was an! Es soll mir Niemand daran rühren!“ Als er sich umwandte, stand seine alte Wirthschafterin

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_waldwinkel_1875/66>, abgerufen am 27.11.2024.