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Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875.

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aus den Tannen ließen sich Schritte vernehmen, und bald erschien die schlanke Gestalt eines Mannes, rasch auf dem Fußsteige hinabschreitend. "Ruhig, Leo!" sagte Richard, und der Hund legte sich gehorsam wieder an seine Seite.

Der Fremde war indessen näher gekommen, und Richard erkannte einen jungen Mann in herkömmlicher Jägertracht, mit dunklem krausen Haar und kecken Gesichtszügen; sehr weiße Zähne blinkten unter seinem spitzen Zwickelbärtchen, als er jetzt, leichthin die Mütze rückend, "guten Abend" bot.

"Sie wünschen etwas von mir?" sagte Richard, indem er sich erhob.

"Von Ihnen nicht, mein Herr; ich wünschte das junge Mädchen in Ihrem Hanse zu sprechen."

Es war eine Zuversichlichkeit des Tons in diesen Worten, die Richard das Blut in Wallung brachte. "Und was wünschen Sie von ihr?" fragte er.

"Wir jungen Leute haben auf Sonntag einen Tanz im Städtchen drüben; ich bin gekommen, um sie dazu einzuladen."

"Darf ich erfahren, wem sie diese Ehre danken

aus den Tannen ließen sich Schritte vernehmen, und bald erschien die schlanke Gestalt eines Mannes, rasch auf dem Fußsteige hinabschreitend. „Ruhig, Leo!“ sagte Richard, und der Hund legte sich gehorsam wieder an seine Seite.

Der Fremde war indessen näher gekommen, und Richard erkannte einen jungen Mann in herkömmlicher Jägertracht, mit dunklem krausen Haar und kecken Gesichtszügen; sehr weiße Zähne blinkten unter seinem spitzen Zwickelbärtchen, als er jetzt, leichthin die Mütze rückend, „guten Abend“ bot.

„Sie wünschen etwas von mir?“ sagte Richard, indem er sich erhob.

„Von Ihnen nicht, mein Herr; ich wünschte das junge Mädchen in Ihrem Hanse zu sprechen.“

Es war eine Zuversichlichkeit des Tons in diesen Worten, die Richard das Blut in Wallung brachte. „Und was wünschen Sie von ihr?“ fragte er.

„Wir jungen Leute haben auf Sonntag einen Tanz im Städtchen drüben; ich bin gekommen, um sie dazu einzuladen.“

„Darf ich erfahren, wem sie diese Ehre danken

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[76/0080] aus den Tannen ließen sich Schritte vernehmen, und bald erschien die schlanke Gestalt eines Mannes, rasch auf dem Fußsteige hinabschreitend. „Ruhig, Leo!“ sagte Richard, und der Hund legte sich gehorsam wieder an seine Seite. Der Fremde war indessen näher gekommen, und Richard erkannte einen jungen Mann in herkömmlicher Jägertracht, mit dunklem krausen Haar und kecken Gesichtszügen; sehr weiße Zähne blinkten unter seinem spitzen Zwickelbärtchen, als er jetzt, leichthin die Mütze rückend, „guten Abend“ bot. „Sie wünschen etwas von mir?“ sagte Richard, indem er sich erhob. „Von Ihnen nicht, mein Herr; ich wünschte das junge Mädchen in Ihrem Hanse zu sprechen.“ Es war eine Zuversichlichkeit des Tons in diesen Worten, die Richard das Blut in Wallung brachte. „Und was wünschen Sie von ihr?“ fragte er. „Wir jungen Leute haben auf Sonntag einen Tanz im Städtchen drüben; ich bin gekommen, um sie dazu einzuladen.“ „Darf ich erfahren, wem sie diese Ehre danken

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_waldwinkel_1875/80>, abgerufen am 26.11.2024.