Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875."Ja, Franzi," sagte er zögernd, "ich glaube wohl, daß ich es gern gethan." "Und jetzt," fuhr sie in demselben Tone fort, "jetzt tanzest du nicht mehr?" "Nein, Franzi; wie sollte ich? das ist vorbei. - Aber du nimmst mich ja förmlich ins Verhör!" Er versuchte zu lächeln; aber als er sie anblickte, standen die grauen Augen so kalt ihm gegenüber. "Vorbei," sagte er leise zu sich selber, "der Schauder hat sie ergriffen; sie kommt nicht mehr herüber." Er ließ es still geschehen, als sie nach einer Weile an seinem Halse hing und ihm eifrig ins Ohr flüsterte: "Vergieb! Ich habe dumm gesprochen! Ich will ja gar nicht tanzen." Richard's Unwohlsein hatte in einigen Wochen so zugenommen, daß er das Zimmer nicht verlassen konnte. Ein Arzt wurde nicht zugezogen, da ihm aus früheren Zufällen die Behandlung selbst geläufig war; sogar Frau Wieb's aus Wachs und Baumöl gekochte „Ja, Franzi,“ sagte er zögernd, „ich glaube wohl, daß ich es gern gethan.“ „Und jetzt,“ fuhr sie in demselben Tone fort, “jetzt tanzest du nicht mehr?“ „Nein, Franzi; wie sollte ich? das ist vorbei. – Aber du nimmst mich ja förmlich ins Verhör!“ Er versuchte zu lächeln; aber als er sie anblickte, standen die grauen Augen so kalt ihm gegenüber. „Vorbei,“ sagte er leise zu sich selber, „der Schauder hat sie ergriffen; sie kommt nicht mehr herüber.“ Er ließ es still geschehen, als sie nach einer Weile an seinem Halse hing und ihm eifrig ins Ohr flüsterte: „Vergieb! Ich habe dumm gesprochen! Ich will ja gar nicht tanzen.“ Richard's Unwohlsein hatte in einigen Wochen so zugenommen, daß er das Zimmer nicht verlassen konnte. Ein Arzt wurde nicht zugezogen, da ihm aus früheren Zufällen die Behandlung selbst geläufig war; sogar Frau Wieb's aus Wachs und Baumöl gekochte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0084" n="80"/> <p>„Ja, Franzi,“ sagte er zögernd, „ich glaube wohl, daß ich es gern gethan.“</p> <p>„Und jetzt,“ fuhr sie in demselben Tone fort, “jetzt tanzest du nicht mehr?“</p> <p>„Nein, Franzi; wie sollte ich? das ist vorbei. – Aber du nimmst mich ja förmlich ins Verhör!“</p> <p>Er versuchte zu lächeln; aber als er sie anblickte, standen die grauen Augen so kalt ihm gegenüber. „Vorbei,“ sagte er leise zu sich selber, „der Schauder hat sie ergriffen; sie kommt nicht mehr herüber.“</p> <p>Er ließ es still geschehen, als sie nach einer Weile an seinem Halse hing und ihm eifrig ins Ohr flüsterte: „Vergieb! Ich habe dumm gesprochen! Ich will ja gar nicht tanzen.“</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Richard's Unwohlsein hatte in einigen Wochen so zugenommen, daß er das Zimmer nicht verlassen konnte. Ein Arzt wurde nicht zugezogen, da ihm aus früheren Zufällen die Behandlung selbst geläufig war; sogar Frau Wieb's aus Wachs und Baumöl gekochte </p> </div> </body> </text> </TEI> [80/0084]
„Ja, Franzi,“ sagte er zögernd, „ich glaube wohl, daß ich es gern gethan.“
„Und jetzt,“ fuhr sie in demselben Tone fort, “jetzt tanzest du nicht mehr?“
„Nein, Franzi; wie sollte ich? das ist vorbei. – Aber du nimmst mich ja förmlich ins Verhör!“
Er versuchte zu lächeln; aber als er sie anblickte, standen die grauen Augen so kalt ihm gegenüber. „Vorbei,“ sagte er leise zu sich selber, „der Schauder hat sie ergriffen; sie kommt nicht mehr herüber.“
Er ließ es still geschehen, als sie nach einer Weile an seinem Halse hing und ihm eifrig ins Ohr flüsterte: „Vergieb! Ich habe dumm gesprochen! Ich will ja gar nicht tanzen.“
Richard's Unwohlsein hatte in einigen Wochen so zugenommen, daß er das Zimmer nicht verlassen konnte. Ein Arzt wurde nicht zugezogen, da ihm aus früheren Zufällen die Behandlung selbst geläufig war; sogar Frau Wieb's aus Wachs und Baumöl gekochte
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