den neueren Geschmack zuzubereiten wissen. De[n]- noch hat sich die orthodoxe Ansicht von dieser G[e]- schichte in der That schon früher als die rationali- stische überlebt gehabt, da nur, weil die erstere der fortschreitenden Bildung nicht mehr genügte, die leztere ausgebildet wurde; die neueren Versuche aber, mit Hülfe einer mystischen Philosophie sich wieder in die supranaturale Anschauungsweise unse- rer Vorfahren zurückzuversetzen, verrathen schon durch die gesteigerte Stimmung, in welcher sie sich halten, dass sie lezte, verzweifelte Unternehmungen sind, das Vergangene gegenwärtig, das Undenkbare denkbar zu machen.
Der neue Standpunkt, der an die Stelle der bezeichneten treten soll, ist der mythische. Er tritt in gegenwärtigem Buche nicht zum erstenmal in Berührung mit der evangelischen Geschichte. Längst hat man ihn auf einzelne Theile derselben angewendet, und er soll jetzt nur an ihrem ganzen Verlaufe durchgeführt werden. Das heisst keines- wegs, dass die ganze Geschichte Jesu für mythisch
Vorrede.
den neueren Geschmack zuzubereiten wissen. De[n]- noch hat sich die orthodoxe Ansicht von dieser G[e]- schichte in der That schon früher als die rationali- stische überlebt gehabt, da nur, weil die erstere der fortschreitenden Bildung nicht mehr genügte, die leztere ausgebildet wurde; die neueren Versuche aber, mit Hülfe einer mystischen Philosophie sich wieder in die supranaturale Anschauungsweise unse- rer Vorfahren zurückzuversetzen, verrathen schon durch die gesteigerte Stimmung, in welcher sie sich halten, dass sie lezte, verzweifelte Unternehmungen sind, das Vergangene gegenwärtig, das Undenkbare denkbar zu machen.
Der neue Standpunkt, der an die Stelle der bezeichneten treten soll, ist der mythische. Er tritt in gegenwärtigem Buche nicht zum erstenmal in Berührung mit der evangelischen Geschichte. Längst hat man ihn auf einzelne Theile derselben angewendet, und er soll jetzt nur an ihrem ganzen Verlaufe durchgeführt werden. Das heisst keines- wegs, dass die ganze Geschichte Jesu für mythisch
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[IV/0012]
Vorrede.
den neueren Geschmack zuzubereiten wissen. Den-
noch hat sich die orthodoxe Ansicht von dieser Ge-
schichte in der That schon früher als die rationali-
stische überlebt gehabt, da nur, weil die erstere
der fortschreitenden Bildung nicht mehr genügte,
die leztere ausgebildet wurde; die neueren Versuche
aber, mit Hülfe einer mystischen Philosophie sich
wieder in die supranaturale Anschauungsweise unse-
rer Vorfahren zurückzuversetzen, verrathen schon
durch die gesteigerte Stimmung, in welcher sie sich
halten, dass sie lezte, verzweifelte Unternehmungen
sind, das Vergangene gegenwärtig, das Undenkbare
denkbar zu machen.
Der neue Standpunkt, der an die Stelle der
bezeichneten treten soll, ist der mythische. Er
tritt in gegenwärtigem Buche nicht zum erstenmal
in Berührung mit der evangelischen Geschichte.
Längst hat man ihn auf einzelne Theile derselben
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835, S. IV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus01_1835/12>, abgerufen am 03.12.2024.
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