les das den christlichen Glauben nicht verlezt. Dess- wegen könnten übrigens doch durch Untersuchungen dieser Art Individuen in ihrem Glauben sich verlezt finden. Sollte diess bei Theologen der Fall sein, so haben diese in ihrer Wissenschaft das Heilmittel für dergleichen Verwundungen, welche ihnen, sofern sie hinter der Entwicklung unsrer Zeit nicht zurück- bleiben wollen, unmöglich zu ersparen sind; für Nichttheologen allerdings ist die Sache noch nicht gehörig vorbereitet, und desswegen die gegenwärtige Schrift so eingerichtet worden, dass wenigstens die Ungelehrten unter denselben bald und oft zu merken bekommen, die Schrift sei nicht für sie bestimmt, und, lassen sie aus Fürwiz oder Verketzerungssucht sich dessenungeachtet mit derselben ein, so tragen sie dann doch, wie Schleiermacher bei ähnlicher Gelegenheit sagt, die Strafe in ihrem Gewissen mit sich, indem sich ihnen das Gefühl recht aufdringt, dass sie das nicht verstehen, worüber sie doch reden möchten.
Einer neuen Ansicht, die sich an die Stelle von
Vorrede.
les das den christlichen Glauben nicht verlezt. Dess- wegen könnten übrigens doch durch Untersuchungen dieser Art Individuen in ihrem Glauben sich verlezt finden. Sollte diess bei Theologen der Fall sein, so haben diese in ihrer Wissenschaft das Heilmittel für dergleichen Verwundungen, welche ihnen, sofern sie hinter der Entwicklung unsrer Zeit nicht zurück- bleiben wollen, unmöglich zu ersparen sind; für Nichttheologen allerdings ist die Sache noch nicht gehörig vorbereitet, und desswegen die gegenwärtige Schrift so eingerichtet worden, dass wenigstens die Ungelehrten unter denselben bald und oft zu merken bekommen, die Schrift sei nicht für sie bestimmt, und, lassen sie aus Fürwiz oder Verketzerungssucht sich dessenungeachtet mit derselben ein, so tragen sie dann doch, wie Schleiermacher bei ähnlicher Gelegenheit sagt, die Strafe in ihrem Gewissen mit sich, indem sich ihnen das Gefühl recht aufdringt, dass sie das nicht verstehen, worüber sie doch reden möchten.
Einer neuen Ansicht, die sich an die Stelle von
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[VIII/0016]
Vorrede.
les das den christlichen Glauben nicht verlezt. Dess-
wegen könnten übrigens doch durch Untersuchungen
dieser Art Individuen in ihrem Glauben sich verlezt
finden. Sollte diess bei Theologen der Fall sein,
so haben diese in ihrer Wissenschaft das Heilmittel
für dergleichen Verwundungen, welche ihnen, sofern
sie hinter der Entwicklung unsrer Zeit nicht zurück-
bleiben wollen, unmöglich zu ersparen sind; für
Nichttheologen allerdings ist die Sache noch nicht
gehörig vorbereitet, und desswegen die gegenwärtige
Schrift so eingerichtet worden, dass wenigstens die
Ungelehrten unter denselben bald und oft zu merken
bekommen, die Schrift sei nicht für sie bestimmt,
und, lassen sie aus Fürwiz oder Verketzerungssucht
sich dessenungeachtet mit derselben ein, so tragen
sie dann doch, wie Schleiermacher bei ähnlicher
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dass sie das nicht verstehen, worüber sie doch reden
möchten.
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835, S. VIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus01_1835/16>, abgerufen am 21.11.2024.
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