däa zu reisen, (eine Reise, welche er nach Luc. 9, 52. durch Samarien gemacht zu haben scheint); 20, 17. ist er auf der Reise nach Jerusalem; V. 29. kommt er durch Jericho; 21, 1. befindet er sich in der Nähe von Jerusalem, wo er V. 10. einzieht.
Den Synoptikern zufolge kommt also Jesus von seiner Rückkehr nach der Johannistaufe bis zu seiner lezten Reise nach Jerusalem über die Grenzen von Nordpalästina nicht hinaus, sondern zieht in den Landschaften westlich und öst- lich vom galiläischen See und vom oberen Jordan, in den Gebieten des Herodes Antipas und Philippus, umher, ohne jemals südlich Samaria, noch weniger Judäa, überhaupt nicht das unter unmittelbarer römischer Administration stehende Gebiet zu berühren. Und innerhalb dieser Gren- zen ist es näher wiederum das Land westlich vom Jordan und vom See Tiberias, also Galiläa, die Provinz des Anti- pas, in welche vorzugsweise die Wirksamkeit Jesu fällt, indem nur von drei kurzen Abstechern auf das östliche Ufer des Sees, und zwei, schwerlich längere, an die nörd- lichen Grenzen des Landes, berichtet wird.
Ganz anders wird der Schauplaz der Wirksamkeit Je- su im vierten Evangelium angegeben. Auch hier zwar geht er, als er von Johannes getauft ist, nach Galiläa zu der Hochzeit in Kana (2, 1.) und von dort nach Kapernaum (V. 12.); doch schon nach wenigen Tagen ruft ihn das nahe Paschafest nach Jerusalem (V. 13.). Von Jerusalem begiebt er sich in die Landschaft Judäa (3, 22.), von wo er nach längerer Wirksamkeit (4, 1.) durch Samarien nach Galiläa zurückkehrt (V. 43.). Nachdem von hier nur eine Wunderheilung berichtet ist, folgt sogleich wieder eine neue Festreise nach Jerusalem (5, 1.) und aus dem dor- tigen Aufenthalt werden eine Heilung, Verfolgungen und längere Reden Jesu gemeldet, bis er (6, 1.) sich auf das östliche Uferland des Sees Tiberias, und von hier nach Kapernaum (V. 17. 59.) begiebt, worauf er einige Zeit in
Drittes Kapitel. §. 53.
däa zu reisen, (eine Reise, welche er nach Luc. 9, 52. durch Samarien gemacht zu haben scheint); 20, 17. ist er auf der Reise nach Jerusalem; V. 29. kommt er durch Jericho; 21, 1. befindet er sich in der Nähe von Jerusalem, wo er V. 10. einzieht.
Den Synoptikern zufolge kommt also Jesus von seiner Rückkehr nach der Johannistaufe bis zu seiner lezten Reise nach Jerusalem über die Grenzen von Nordpalästina nicht hinaus, sondern zieht in den Landschaften westlich und öst- lich vom galiläischen See und vom oberen Jordan, in den Gebieten des Herodes Antipas und Philippus, umher, ohne jemals südlich Samaria, noch weniger Judäa, überhaupt nicht das unter unmittelbarer römischer Administration stehende Gebiet zu berühren. Und innerhalb dieser Gren- zen ist es näher wiederum das Land westlich vom Jordan und vom See Tiberias, also Galiläa, die Provinz des Anti- pas, in welche vorzugsweise die Wirksamkeit Jesu fällt, indem nur von drei kurzen Abstechern auf das östliche Ufer des Sees, und zwei, schwerlich längere, an die nörd- lichen Grenzen des Landes, berichtet wird.
Ganz anders wird der Schauplaz der Wirksamkeit Je- su im vierten Evangelium angegeben. Auch hier zwar geht er, als er von Johannes getauft ist, nach Galiläa zu der Hochzeit in Kana (2, 1.) und von dort nach Kapernaum (V. 12.); doch schon nach wenigen Tagen ruft ihn das nahe Paschafest nach Jerusalem (V. 13.). Von Jerusalem begiebt er sich in die Landschaft Judäa (3, 22.), von wo er nach längerer Wirksamkeit (4, 1.) durch Samarien nach Galiläa zurückkehrt (V. 43.). Nachdem von hier nur eine Wunderheilung berichtet ist, folgt sogleich wieder eine neue Festreise nach Jerusalem (5, 1.) und aus dem dor- tigen Aufenthalt werden eine Heilung, Verfolgungen und längere Reden Jesu gemeldet, bis er (6, 1.) sich auf das östliche Uferland des Sees Tiberias, und von hier nach Kapernaum (V. 17. 59.) begiebt, worauf er einige Zeit in
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Drittes Kapitel. §. 53.
däa zu reisen, (eine Reise, welche er nach Luc. 9, 52. durch
Samarien gemacht zu haben scheint); 20, 17. ist er auf der
Reise nach Jerusalem; V. 29. kommt er durch Jericho;
21, 1. befindet er sich in der Nähe von Jerusalem, wo er
V. 10. einzieht.
Den Synoptikern zufolge kommt also Jesus von seiner
Rückkehr nach der Johannistaufe bis zu seiner lezten Reise
nach Jerusalem über die Grenzen von Nordpalästina nicht
hinaus, sondern zieht in den Landschaften westlich und öst-
lich vom galiläischen See und vom oberen Jordan, in den
Gebieten des Herodes Antipas und Philippus, umher, ohne
jemals südlich Samaria, noch weniger Judäa, überhaupt
nicht das unter unmittelbarer römischer Administration
stehende Gebiet zu berühren. Und innerhalb dieser Gren-
zen ist es näher wiederum das Land westlich vom Jordan
und vom See Tiberias, also Galiläa, die Provinz des Anti-
pas, in welche vorzugsweise die Wirksamkeit Jesu fällt,
indem nur von drei kurzen Abstechern auf das östliche
Ufer des Sees, und zwei, schwerlich längere, an die nörd-
lichen Grenzen des Landes, berichtet wird.
Ganz anders wird der Schauplaz der Wirksamkeit Je-
su im vierten Evangelium angegeben. Auch hier zwar geht
er, als er von Johannes getauft ist, nach Galiläa zu der
Hochzeit in Kana (2, 1.) und von dort nach Kapernaum
(V. 12.); doch schon nach wenigen Tagen ruft ihn das
nahe Paschafest nach Jerusalem (V. 13.). Von Jerusalem
begiebt er sich in die Landschaft Judäa (3, 22.), von wo
er nach längerer Wirksamkeit (4, 1.) durch Samarien nach
Galiläa zurückkehrt (V. 43.). Nachdem von hier nur eine
Wunderheilung berichtet ist, folgt sogleich wieder eine
neue Festreise nach Jerusalem (5, 1.) und aus dem dor-
tigen Aufenthalt werden eine Heilung, Verfolgungen und
längere Reden Jesu gemeldet, bis er (6, 1.) sich auf das
östliche Uferland des Sees Tiberias, und von hier nach
Kapernaum (V. 17. 59.) begiebt, worauf er einige Zeit in
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus01_1835/455>, abgerufen am 22.11.2024.
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