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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835.

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Zweiter Abschnitt.
richte zur Unterscheidung der Zwölfe von dem Volke vor-
fand, klang ihm als Einleitungsformel, wie es sonst vor-
zukommen pflegt (Matth. 17, 1. Marc. 9, 2.) zu einer Pri-
vatconferenz Jesu mit Petrus, Jakobus und Johannes, zu
welchen er dann, der Brüderschaft wegen, wie es scheint,
noch den Andreas sezte, wie umgekehrt Lukas (5, 10.)
bei der Erzählung vom Fischfang und der Berufung den
Andreas, welchen die beiden andern haben, weglässt, weil
er sonst in dem engeren Ausschuss aus den Zwölfen nicht
erscheint, sondern nur noch Joh. 6, 9. 12, 22. ohne be-
sondre Bedeutung vorkommt.

Neben Petrus treten sonst nur die beiden Zebedaiden
noch mit Auszeichnung hervor. Sie zeigen einen ähnli-
chen feurigen, aber der Mässigung bedürftigen Eifer wie
Petrus (Luc. 9, 54.; einmal auch Johannes allein, Marc.
9, 38. Luc. 9, 49.), welchem sie den ihnen von Jesu bei-
gelegten Namen bny rgsh, uioi brontes (Marc. 3, 17.) ver-
dankten, und standen unter den Zwölfen so hoch, dass
sie für sich (Marc. 10, 35 ff.) oder ihre Mutter für sie
(Matth. 20, 20 ff.) auf die ersten Plätze im Reiche Jesu
Anspruch machen zu können glaubten. Bemerkenswerth
ist, dass nicht nur in allen vier Katalogen, sondern auch
wo die beiden Brüder sonst zusammen genannt werden,
wie Matth. 4, 21. 17, 1. Marc. 1, 19. 29. 5, 37. 9, 2. 10, 35.
13, 3. 14, 33. Luc. 5, 10. 9, 54., mit Ausnahme von Luc.
8, 51. 9, 28. immer Jakobus zuerst genannt und Johannes
gerne als o adelphos autou an ihn angelehnt erscheint. Man
wundert sich hierüber, weil, während man von Jakobus
nichts Besonderes weiss, Johannes als der Lieblingsjünger
Jesu bekannt ist. Da demnach, wie man glaubt, dieses
Voranstellen unmöglich einen Vorzug des Jakobus vor Jo-
hannes bezeichnen kann, so sucht man es daraus zu erklä-
ren, dass Jakobus vielleicht der Ältere gewesen sei 6).

6) Paulus, exeg. Handb. 1, b, S. 556.

Zweiter Abschnitt.
richte zur Unterscheidung der Zwölfe von dem Volke vor-
fand, klang ihm als Einleitungsformel, wie es sonst vor-
zukommen pflegt (Matth. 17, 1. Marc. 9, 2.) zu einer Pri-
vatconferenz Jesu mit Petrus, Jakobus und Johannes, zu
welchen er dann, der Brüderschaft wegen, wie es scheint,
noch den Andreas sezte, wie umgekehrt Lukas (5, 10.)
bei der Erzählung vom Fischfang und der Berufung den
Andreas, welchen die beiden andern haben, wegläſst, weil
er sonst in dem engeren Ausschuſs aus den Zwölfen nicht
erscheint, sondern nur noch Joh. 6, 9. 12, 22. ohne be-
sondre Bedeutung vorkommt.

Neben Petrus treten sonst nur die beiden Zebedaiden
noch mit Auszeichnung hervor. Sie zeigen einen ähnli-
chen feurigen, aber der Mäſsigung bedürftigen Eifer wie
Petrus (Luc. 9, 54.; einmal auch Johannes allein, Marc.
9, 38. Luc. 9, 49.), welchem sie den ihnen von Jesu bei-
gelegten Namen בני רגש, υἱοὶ βροντῆς (Marc. 3, 17.) ver-
dankten, und standen unter den Zwölfen so hoch, daſs
sie für sich (Marc. 10, 35 ff.) oder ihre Mutter für sie
(Matth. 20, 20 ff.) auf die ersten Plätze im Reiche Jesu
Anspruch machen zu können glaubten. Bemerkenswerth
ist, daſs nicht nur in allen vier Katalogen, sondern auch
wo die beiden Brüder sonst zusammen genannt werden,
wie Matth. 4, 21. 17, 1. Marc. 1, 19. 29. 5, 37. 9, 2. 10, 35.
13, 3. 14, 33. Luc. 5, 10. 9, 54., mit Ausnahme von Luc.
8, 51. 9, 28. immer Jakobus zuerst genannt und Johannes
gerne als ὁ ἀδελφὸς αὐτοῦ an ihn angelehnt erscheint. Man
wundert sich hierüber, weil, während man von Jakobus
nichts Besonderes weiſs, Johannes als der Lieblingsjünger
Jesu bekannt ist. Da demnach, wie man glaubt, dieses
Voranstellen unmöglich einen Vorzug des Jakobus vor Jo-
hannes bezeichnen kann, so sucht man es daraus zu erklä-
ren, daſs Jakobus vielleicht der Ältere gewesen sei 6).

6) Paulus, exeg. Handb. 1, b, S. 556.
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[556/0580] Zweiter Abschnitt. richte zur Unterscheidung der Zwölfe von dem Volke vor- fand, klang ihm als Einleitungsformel, wie es sonst vor- zukommen pflegt (Matth. 17, 1. Marc. 9, 2.) zu einer Pri- vatconferenz Jesu mit Petrus, Jakobus und Johannes, zu welchen er dann, der Brüderschaft wegen, wie es scheint, noch den Andreas sezte, wie umgekehrt Lukas (5, 10.) bei der Erzählung vom Fischfang und der Berufung den Andreas, welchen die beiden andern haben, wegläſst, weil er sonst in dem engeren Ausschuſs aus den Zwölfen nicht erscheint, sondern nur noch Joh. 6, 9. 12, 22. ohne be- sondre Bedeutung vorkommt. Neben Petrus treten sonst nur die beiden Zebedaiden noch mit Auszeichnung hervor. Sie zeigen einen ähnli- chen feurigen, aber der Mäſsigung bedürftigen Eifer wie Petrus (Luc. 9, 54.; einmal auch Johannes allein, Marc. 9, 38. Luc. 9, 49.), welchem sie den ihnen von Jesu bei- gelegten Namen בני רגש, υἱοὶ βροντῆς (Marc. 3, 17.) ver- dankten, und standen unter den Zwölfen so hoch, daſs sie für sich (Marc. 10, 35 ff.) oder ihre Mutter für sie (Matth. 20, 20 ff.) auf die ersten Plätze im Reiche Jesu Anspruch machen zu können glaubten. Bemerkenswerth ist, daſs nicht nur in allen vier Katalogen, sondern auch wo die beiden Brüder sonst zusammen genannt werden, wie Matth. 4, 21. 17, 1. Marc. 1, 19. 29. 5, 37. 9, 2. 10, 35. 13, 3. 14, 33. Luc. 5, 10. 9, 54., mit Ausnahme von Luc. 8, 51. 9, 28. immer Jakobus zuerst genannt und Johannes gerne als ὁ ἀδελφὸς αὐτοῦ an ihn angelehnt erscheint. Man wundert sich hierüber, weil, während man von Jakobus nichts Besonderes weiſs, Johannes als der Lieblingsjünger Jesu bekannt ist. Da demnach, wie man glaubt, dieses Voranstellen unmöglich einen Vorzug des Jakobus vor Jo- hannes bezeichnen kann, so sucht man es daraus zu erklä- ren, daſs Jakobus vielleicht der Ältere gewesen sei 6). 6) Paulus, exeg. Handb. 1, b, S. 556.

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Zitationshilfe: Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835, S. 556. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus01_1835/580>, abgerufen am 21.11.2024.