lieferung bekannt, und er scheint es, weil er von einer ungünstigen Berührung Jesu gerade mit Nazaret nichts wusste, auf Galiläa überhaupt bezogen zu haben. Da ihm ferner eine besondre Scene, durch welche es veranlasst sein konnte, nicht bekannt war, so brachte er es unter, wo es ihm einmal bei Erwähnung von Galiläa einfiel, auf eine Weise freilich, bei der er sich kaum etwas Bestimm- tes gedacht haben dürfte.
Wir haben also das Resultat: So gut dem Verfasser des vierten Evangeliums in den Reden Jesu der Zusam- menhang geräth, wo er es mit eigenen Gedanken zu thun hat: so übel geht es ihm damit nicht selten, wenn es dar- auf ankommt, wirkliche, traditionelle Aussprüche Jesu gehörigen Ortes einzuschalten. Hier, wo er dieselbe Auf- gabe mit den Synoptikern zu lösen hat, geht es ihm auch ebenso wie diesen, ja noch schlimmer, wenn man will, je sparsamer seine ganz anderartige Darstellung für ächt- überlieferte Redetheile Berührungspunkte bot, und je we- niger er, sonst aus Einem Gusse zu bilden gewohnt, in solcher musivischen Arbeit bewandert war.
§. 79. Die neueren Verhandlungen über die Glaubwürdigkeit der johanneischen Reden. Resultat.
Durch die bisherige Untersuchung der Reden Jesu im vierten Evangelium werden wir nun hinreichend aus- gerüstet sein, um uns in dem Streite, welcher neuerlich über dieselben geführt worden ist, ein Urtheil zu bilden. Die neuere Kritik nämlich hat diese Reden theils nach ih- rer inneren Beschaffenheit, mit Beziehung auf gewisse allgemein anerkannte Massstäbe der Glaubwürdigkeit, theils nach ihrem äusseren Verhältniss zu andern Reden und Darstellungen, verdächtig gefunden: wogegen es aber nicht an zahlreichen Vertheidigern derselben gefehlt hat.
In Bezug auf die innere Beschaffenheit entsteht die
Zweiter Abschnitt.
lieferung bekannt, und er scheint es, weil er von einer ungünstigen Berührung Jesu gerade mit Nazaret nichts wuſste, auf Galiläa überhaupt bezogen zu haben. Da ihm ferner eine besondre Scene, durch welche es veranlaſst sein konnte, nicht bekannt war, so brachte er es unter, wo es ihm einmal bei Erwähnung von Galiläa einfiel, auf eine Weise freilich, bei der er sich kaum etwas Bestimm- tes gedacht haben dürfte.
Wir haben also das Resultat: So gut dem Verfasser des vierten Evangeliums in den Reden Jesu der Zusam- menhang geräth, wo er es mit eigenen Gedanken zu thun hat: so übel geht es ihm damit nicht selten, wenn es dar- auf ankommt, wirkliche, traditionelle Aussprüche Jesu gehörigen Ortes einzuschalten. Hier, wo er dieselbe Auf- gabe mit den Synoptikern zu lösen hat, geht es ihm auch ebenso wie diesen, ja noch schlimmer, wenn man will, je sparsamer seine ganz anderartige Darstellung für ächt- überlieferte Redetheile Berührungspunkte bot, und je we- niger er, sonst aus Einem Gusse zu bilden gewohnt, in solcher musivischen Arbeit bewandert war.
§. 79. Die neueren Verhandlungen über die Glaubwürdigkeit der johanneischen Reden. Resultat.
Durch die bisherige Untersuchung der Reden Jesu im vierten Evangelium werden wir nun hinreichend aus- gerüstet sein, um uns in dem Streite, welcher neuerlich über dieselben geführt worden ist, ein Urtheil zu bilden. Die neuere Kritik nämlich hat diese Reden theils nach ih- rer inneren Beschaffenheit, mit Beziehung auf gewisse allgemein anerkannte Maſsstäbe der Glaubwürdigkeit, theils nach ihrem äusseren Verhältniſs zu andern Reden und Darstellungen, verdächtig gefunden: wogegen es aber nicht an zahlreichen Vertheidigern derselben gefehlt hat.
In Bezug auf die innere Beschaffenheit entsteht die
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Zweiter Abschnitt.
lieferung bekannt, und er scheint es, weil er von einer
ungünstigen Berührung Jesu gerade mit Nazaret nichts
wuſste, auf Galiläa überhaupt bezogen zu haben. Da ihm
ferner eine besondre Scene, durch welche es veranlaſst
sein konnte, nicht bekannt war, so brachte er es unter,
wo es ihm einmal bei Erwähnung von Galiläa einfiel, auf
eine Weise freilich, bei der er sich kaum etwas Bestimm-
tes gedacht haben dürfte.
Wir haben also das Resultat: So gut dem Verfasser
des vierten Evangeliums in den Reden Jesu der Zusam-
menhang geräth, wo er es mit eigenen Gedanken zu thun
hat: so übel geht es ihm damit nicht selten, wenn es dar-
auf ankommt, wirkliche, traditionelle Aussprüche Jesu
gehörigen Ortes einzuschalten. Hier, wo er dieselbe Auf-
gabe mit den Synoptikern zu lösen hat, geht es ihm auch
ebenso wie diesen, ja noch schlimmer, wenn man will,
je sparsamer seine ganz anderartige Darstellung für ächt-
überlieferte Redetheile Berührungspunkte bot, und je we-
niger er, sonst aus Einem Gusse zu bilden gewohnt, in
solcher musivischen Arbeit bewandert war.
§. 79.
Die neueren Verhandlungen über die Glaubwürdigkeit der
johanneischen Reden. Resultat.
Durch die bisherige Untersuchung der Reden Jesu
im vierten Evangelium werden wir nun hinreichend aus-
gerüstet sein, um uns in dem Streite, welcher neuerlich
über dieselben geführt worden ist, ein Urtheil zu bilden.
Die neuere Kritik nämlich hat diese Reden theils nach ih-
rer inneren Beschaffenheit, mit Beziehung auf gewisse
allgemein anerkannte Maſsstäbe der Glaubwürdigkeit, theils
nach ihrem äusseren Verhältniſs zu andern Reden und
Darstellungen, verdächtig gefunden: wogegen es aber nicht
an zahlreichen Vertheidigern derselben gefehlt hat.
In Bezug auf die innere Beschaffenheit entsteht die
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835, S. 664. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus01_1835/688>, abgerufen am 22.11.2024.
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