Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
würde, aber ebenso wenig auch fernerhin das Ge-
schrei der Eulen mich verdriessen lassen, die ich denn
freilich allzu rücksichtslos mit ungedämpftem Licht
geweckt habe.

Aus den bis jezt erschienenen Beurtheilungen
über den ersten Band habe ich für den zweiten noch
keinen Nutzen ziehen können, theils weil er schon
grösstentheils abgedruckt war, als sie mir zu Gesicht
kamen, theils wegen der Beschaffenheit der Beur-
theilungen selber.

Die erste, die ich zu lesen bekam, war eine
Recension von Herrn Dr. Paulus im Literaturblatt zur
allgemeinen Kirchenzeitung. Dem Urheber derselben
bin ich Dank schuldig für die liberale und anerken-
nende Weise, mit welcher er, bei durchaus abweichen-
der Ansicht, doch meine Arbeit behandelt hat. Sein
gewichtigster Einwand gegen meine Methode ist der:
wenn in einer Erzählung einiges Mythische sei, so
folge daraus noch nicht, dass Alles in ihr mythisch sein
müsse. Das wäre ohne Zweifel ein sehr falscher
Schluss, aber den habe ich auch nicht gemacht, son-
dern nur, dass dann auch Alles mythisch sein kön-

Vorrede.
würde, aber ebenso wenig auch fernerhin das Ge-
schrei der Eulen mich verdriessen lassen, die ich denn
freilich allzu rücksichtslos mit ungedämpftem Licht
geweckt habe.

Aus den bis jezt erschienenen Beurtheilungen
über den ersten Band habe ich für den zweiten noch
keinen Nutzen ziehen können, theils weil er schon
grösstentheils abgedruckt war, als sie mir zu Gesicht
kamen, theils wegen der Beschaffenheit der Beur-
theilungen selber.

Die erste, die ich zu lesen bekam, war eine
Recension von Herrn Dr. Paulus im Literaturblatt zur
allgemeinen Kirchenzeitung. Dem Urheber derselben
bin ich Dank schuldig für die liberale und anerken-
nende Weise, mit welcher er, bei durchaus abweichen-
der Ansicht, doch meine Arbeit behandelt hat. Sein
gewichtigster Einwand gegen meine Methode ist der:
wenn in einer Erzählung einiges Mythische sei, so
folge daraus noch nicht, dass Alles in ihr mythisch sein
müsse. Das wäre ohne Zweifel ein sehr falscher
Schluss, aber den habe ich auch nicht gemacht, son-
dern nur, dass dann auch Alles mythisch sein kön-

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0011" n="IV"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Vorrede</hi>.</fw><lb/>
würde, aber ebenso wenig auch fernerhin das Ge-<lb/>
schrei der Eulen mich verdriessen lassen, die ich denn<lb/>
freilich allzu rücksichtslos mit ungedämpftem Licht<lb/>
geweckt habe.</p><lb/>
        <p>Aus den bis jezt erschienenen Beurtheilungen<lb/>
über den ersten Band habe ich für den zweiten noch<lb/>
keinen Nutzen ziehen können, theils weil er schon<lb/>
grösstentheils abgedruckt war, als sie mir zu Gesicht<lb/>
kamen, theils wegen der Beschaffenheit der Beur-<lb/>
theilungen selber.</p><lb/>
        <p>Die erste, die ich zu lesen bekam, war eine<lb/>
Recension von Herrn Dr. <hi rendition="#k">Paulus</hi> im Literaturblatt zur<lb/>
allgemeinen Kirchenzeitung. Dem Urheber derselben<lb/>
bin ich Dank schuldig für die liberale und anerken-<lb/>
nende Weise, mit welcher er, bei durchaus abweichen-<lb/>
der Ansicht, doch meine Arbeit behandelt hat. Sein<lb/>
gewichtigster Einwand gegen meine Methode ist der:<lb/>
wenn in einer Erzählung einiges Mythische sei, so<lb/>
folge daraus noch nicht, dass Alles in ihr mythisch sein<lb/>
müsse. Das wäre ohne Zweifel ein <choice><sic>sehrf alscher</sic><corr>sehr falscher</corr></choice><lb/>
Schluss, aber den habe ich auch nicht gemacht, son-<lb/>
dern nur, dass dann auch Alles mythisch sein <hi rendition="#g">kön-</hi><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[IV/0011] Vorrede. würde, aber ebenso wenig auch fernerhin das Ge- schrei der Eulen mich verdriessen lassen, die ich denn freilich allzu rücksichtslos mit ungedämpftem Licht geweckt habe. Aus den bis jezt erschienenen Beurtheilungen über den ersten Band habe ich für den zweiten noch keinen Nutzen ziehen können, theils weil er schon grösstentheils abgedruckt war, als sie mir zu Gesicht kamen, theils wegen der Beschaffenheit der Beur- theilungen selber. Die erste, die ich zu lesen bekam, war eine Recension von Herrn Dr. Paulus im Literaturblatt zur allgemeinen Kirchenzeitung. Dem Urheber derselben bin ich Dank schuldig für die liberale und anerken- nende Weise, mit welcher er, bei durchaus abweichen- der Ansicht, doch meine Arbeit behandelt hat. Sein gewichtigster Einwand gegen meine Methode ist der: wenn in einer Erzählung einiges Mythische sei, so folge daraus noch nicht, dass Alles in ihr mythisch sein müsse. Das wäre ohne Zweifel ein sehr falscher Schluss, aber den habe ich auch nicht gemacht, son- dern nur, dass dann auch Alles mythisch sein kön-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/11
Zitationshilfe: Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. IV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/11>, abgerufen am 21.11.2024.