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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836.

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Zweiter Abschnitt.
Erfolg (kai upek0223sen an umin, Luc.): so konnte auch, sei
es er sich des Bildes bedienen, oder die Sage es ihm nach-
bildend leihen, dass demjenigen, der Glauben habe, Wind
und Wellen auf das Wort gehorsam seien (oti kai tois
anemois epitassei kai to udati, kai upakou0223;sin auto Luc.).
Bringen wir nun noch in Rechnung, was auch Olshausen
bemerkt, und Schneckenburger belegt hat 6), dass der
Kampf des Gottesreichs mit der Welt in der ersten christ-
lichen Zeit gerne mit einer Fahrt durch einen stürmischen
Ocean verglichen wurde: so sieht man, wie leicht die Sa-
ge dazu kommen konnte, aus der Parallele mit Moses, aus
Äusserungen Jesu, und aus ihrer Vorstellung von ihm als
demjenigen, welcher das Schifflein des Gottesreichs durch
die empörten Wogen des kosmos sicher hindurchsteuert,
eine solche Erzählung zusammenzusetzen. Oder, abgese-
hen hievon, die Sache nur allgemein vom Begriff eines
Wunderthäters aus betrachtet, findet man z. B. auch ei-
nem Pythagoras ähnliche Macht über Sturm und Unwetter
zugeschrieben 7).

Verwickelter als diese erste ist die andere See- und
Sturmgeschichte, welche dem Lukas fehlt, dagegen aber
neben Matth. 14, 22 ff. und Marc. 6, 45 ff. sich auch bei
Johannes, 6, 16 ff., findet, wo der Sturm die in der Nacht
allein schiffenden Jünger überfällt, und sofort Jesus, über
den See daherwandelnd, zu ihrer Rettung erscheint. Wäh-
rend auch hier mit Jesu Eintritt in das Schiff wunderba-
rer Weise der Sturm sich legt, bildet doch den eigentli-
chen Knoten der Erzählung diess, dass in derselben der

6) Über den Ursprung u. s. f. S. 68 f.
7) Nach Jamblich. vita Pyth. 135, ed. Kiessling, wurden von
Pythagoras erzählt anemon biaion khalazon te khuseos parautika
kateuneseis kai kumaton potamion te kai thalasoion apeudiasmoi
pros eumare ton etairon diabasin. Vgl. Porphyr. v. P. 29.
ders. Ausg.

Zweiter Abschnitt.
Erfolg (καὶ ὑπήκ0223σεν ἂν ὑμῖν, Luc.): so konnte auch, sei
es er sich des Bildes bedienen, oder die Sage es ihm nach-
bildend leihen, daſs demjenigen, der Glauben habe, Wind
und Wellen auf das Wort gehorsam seien (ὅτι καὶ τοῖς
ἀνέμοις ἐπιτάσσει καὶ τῷ ὕδατι, καὶ ὑπακου̍0223;σιν αὐτῷ Luc.).
Bringen wir nun noch in Rechnung, was auch Olshausen
bemerkt, und Schneckenburger belegt hat 6), daſs der
Kampf des Gottesreichs mit der Welt in der ersten christ-
lichen Zeit gerne mit einer Fahrt durch einen stürmischen
Ocean verglichen wurde: so sieht man, wie leicht die Sa-
ge dazu kommen konnte, aus der Parallele mit Moses, aus
Äusserungen Jesu, und aus ihrer Vorstellung von ihm als
demjenigen, welcher das Schifflein des Gottesreichs durch
die empörten Wogen des κόσμος sicher hindurchsteuert,
eine solche Erzählung zusammenzusetzen. Oder, abgese-
hen hievon, die Sache nur allgemein vom Begriff eines
Wunderthäters aus betrachtet, findet man z. B. auch ei-
nem Pythagoras ähnliche Macht über Sturm und Unwetter
zugeschrieben 7).

Verwickelter als diese erste ist die andere See- und
Sturmgeschichte, welche dem Lukas fehlt, dagegen aber
neben Matth. 14, 22 ff. und Marc. 6, 45 ff. sich auch bei
Johannes, 6, 16 ff., findet, wo der Sturm die in der Nacht
allein schiffenden Jünger überfällt, und sofort Jesus, über
den See daherwandelnd, zu ihrer Rettung erscheint. Wäh-
rend auch hier mit Jesu Eintritt in das Schiff wunderba-
rer Weise der Sturm sich legt, bildet doch den eigentli-
chen Knoten der Erzählung dieſs, daſs in derselben der

6) Über den Ursprung u. s. f. S. 68 f.
7) Nach Jamblich. vita Pyth. 135, ed. Kiessling, wurden von
Pythagoras erzählt ἀνέμων βιαίων χαλαζῶν τε χύσεως παραυτίκα
κατευνήσεις καὶ κυμάτων ποταμίων τε καὶ ϑαλασοίων ἀπευδιασμοὶ
πρὸς εὐμαρῆ τῶν ἑταίρων διάβασιν. Vgl. Porphyr. v. P. 29.
ders. Ausg.
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[180/0199] Zweiter Abschnitt. Erfolg (καὶ ὑπήκ0223σεν ἂν ὑμῖν, Luc.): so konnte auch, sei es er sich des Bildes bedienen, oder die Sage es ihm nach- bildend leihen, daſs demjenigen, der Glauben habe, Wind und Wellen auf das Wort gehorsam seien (ὅτι καὶ τοῖς ἀνέμοις ἐπιτάσσει καὶ τῷ ὕδατι, καὶ ὑπακου̍0223;σιν αὐτῷ Luc.). Bringen wir nun noch in Rechnung, was auch Olshausen bemerkt, und Schneckenburger belegt hat 6), daſs der Kampf des Gottesreichs mit der Welt in der ersten christ- lichen Zeit gerne mit einer Fahrt durch einen stürmischen Ocean verglichen wurde: so sieht man, wie leicht die Sa- ge dazu kommen konnte, aus der Parallele mit Moses, aus Äusserungen Jesu, und aus ihrer Vorstellung von ihm als demjenigen, welcher das Schifflein des Gottesreichs durch die empörten Wogen des κόσμος sicher hindurchsteuert, eine solche Erzählung zusammenzusetzen. Oder, abgese- hen hievon, die Sache nur allgemein vom Begriff eines Wunderthäters aus betrachtet, findet man z. B. auch ei- nem Pythagoras ähnliche Macht über Sturm und Unwetter zugeschrieben 7). Verwickelter als diese erste ist die andere See- und Sturmgeschichte, welche dem Lukas fehlt, dagegen aber neben Matth. 14, 22 ff. und Marc. 6, 45 ff. sich auch bei Johannes, 6, 16 ff., findet, wo der Sturm die in der Nacht allein schiffenden Jünger überfällt, und sofort Jesus, über den See daherwandelnd, zu ihrer Rettung erscheint. Wäh- rend auch hier mit Jesu Eintritt in das Schiff wunderba- rer Weise der Sturm sich legt, bildet doch den eigentli- chen Knoten der Erzählung dieſs, daſs in derselben der 6) Über den Ursprung u. s. f. S. 68 f. 7) Nach Jamblich. vita Pyth. 135, ed. Kiessling, wurden von Pythagoras erzählt ἀνέμων βιαίων χαλαζῶν τε χύσεως παραυτίκα κατευνήσεις καὶ κυμάτων ποταμίων τε καὶ ϑαλασοίων ἀπευδιασμοὶ πρὸς εὐμαρῆ τῶν ἑταίρων διάβασιν. Vgl. Porphyr. v. P. 29. ders. Ausg.

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Zitationshilfe: Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/199>, abgerufen am 24.11.2024.