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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836.

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Neuntes Kapitel. §. 100.
de damit verknüpft wurde. Sogar die besondere Veranlas-
sung, warum gerade die Rede vom Bergeversetzen an die
Erzählung vom Feigenbaum angeknüpft ist, lässt sich mit
Wahrscheinlichkeit nachweisen. Die Glaubenskraft, wel-
che hier durch ein von Erfolg begleitetes Sprechen zu einem
Berge: artheti kai bletheti eis ten thalassan dargestellt ist,
findet sich anderswo (Luc. 17,6.) versinnbildlicht durch ein
ebenso wirksames Sprechen zu einer Art von Feigenbaum
(sukaminos): ekrizotheti kai phuteutheti en te thalasse. So
erinnerte der verwünschte Feigenbaum, sobald sein Ver-
dorren als Wirkung der Wunderkraft Jesu gefasst wurde,
an den durch die wunderbare Kraft des Glaubens zu ver-
pflanzenden Baum oder Berg, und so wurde dieses Diktum
jenem Faktum angehängt. Hier also gebührt dem dritten
Evangelium der Preiss, welches uns die Parabel von der
unfruchtbaren suke, und die Gnome von der durch den
Glauben zu verpflanzenden sukaminos getrennt und rein,
jede in ihrer ursprünglichen Form und Bedeutung, erhal-
ten hat: während die beiden andern Synoptiker die Para-
bel zur Geschichte umgebildet, die Gnome aber (in etwas
andrer Form) zu einer falschen Deutung jener angeblichen
Geschichte verwendet haben.


Neuntes Kapitel. §. 100.
de damit verknüpft wurde. Sogar die besondere Veranlas-
sung, warum gerade die Rede vom Bergeversetzen an die
Erzählung vom Feigenbaum angeknüpft ist, läſst sich mit
Wahrscheinlichkeit nachweisen. Die Glaubenskraft, wel-
che hier durch ein von Erfolg begleitetes Sprechen zu einem
Berge: ἄρϑητι καὶ βλήϑητι εἰς τὴν ϑάλασσαν dargestellt ist,
findet sich anderswo (Luc. 17,6.) versinnbildlicht durch ein
ebenso wirksames Sprechen zu einer Art von Feigenbaum
(συκάμινος): ἐκριζώϑητι καὶ φυτεύϑητι ἐν τῇ ϑαλάσσῃ. So
erinnerte der verwünschte Feigenbaum, sobald sein Ver-
dorren als Wirkung der Wunderkraft Jesu gefaſst wurde,
an den durch die wunderbare Kraft des Glaubens zu ver-
pflanzenden Baum oder Berg, und so wurde dieses Diktum
jenem Faktum angehängt. Hier also gebührt dem dritten
Evangelium der Preiſs, welches uns die Parabel von der
unfruchtbaren συκῆ, und die Gnome von der durch den
Glauben zu verpflanzenden συκάμινος getrennt und rein,
jede in ihrer ursprünglichen Form und Bedeutung, erhal-
ten hat: während die beiden andern Synoptiker die Para-
bel zur Geschichte umgebildet, die Gnome aber (in etwas
andrer Form) zu einer falschen Deutung jener angeblichen
Geschichte verwendet haben.


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[251/0270] Neuntes Kapitel. §. 100. de damit verknüpft wurde. Sogar die besondere Veranlas- sung, warum gerade die Rede vom Bergeversetzen an die Erzählung vom Feigenbaum angeknüpft ist, läſst sich mit Wahrscheinlichkeit nachweisen. Die Glaubenskraft, wel- che hier durch ein von Erfolg begleitetes Sprechen zu einem Berge: ἄρϑητι καὶ βλήϑητι εἰς τὴν ϑάλασσαν dargestellt ist, findet sich anderswo (Luc. 17,6.) versinnbildlicht durch ein ebenso wirksames Sprechen zu einer Art von Feigenbaum (συκάμινος): ἐκριζώϑητι καὶ φυτεύϑητι ἐν τῇ ϑαλάσσῃ. So erinnerte der verwünschte Feigenbaum, sobald sein Ver- dorren als Wirkung der Wunderkraft Jesu gefaſst wurde, an den durch die wunderbare Kraft des Glaubens zu ver- pflanzenden Baum oder Berg, und so wurde dieses Diktum jenem Faktum angehängt. Hier also gebührt dem dritten Evangelium der Preiſs, welches uns die Parabel von der unfruchtbaren συκῆ, und die Gnome von der durch den Glauben zu verpflanzenden συκάμινος getrennt und rein, jede in ihrer ursprünglichen Form und Bedeutung, erhal- ten hat: während die beiden andern Synoptiker die Para- bel zur Geschichte umgebildet, die Gnome aber (in etwas andrer Form) zu einer falschen Deutung jener angeblichen Geschichte verwendet haben.

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Zitationshilfe: Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/270>, abgerufen am 22.11.2024.