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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836.

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Dritter Abschnitt.
auton o satanas bei'm lezten Mahle noch bedeuten soll, da
das Hinausführen derer, welche Jesum greifen sollten, kein
neuer Teufelsentschluss, sondern nur die Vollziehung des
bereits gefassten war. Der Ausdruck bei Johannes V. 27.
bekommt im Unterschied von V. 2. nur dann einen ganz
passenden Sinn, wenn man das ballein eis ten kardian
von dem Aufsteigen des Gedankens, das eiselthein aber von
dem Reifen desselben zum Entschluss versteht, also nicht
voraussezt, dass Judas schon vor dem Mahle den Hohen-
priestern eine Zusage gemacht habe 1). Stehen sich aber
auf diese Weise die Angabe der Synoptiker, dass Judas
schon einige Zeit vor der Ausführung seines Verraths mit
den Feinden Jesu in Unterhandlung gestanden, und die jo-
hanneische, dass er erst unmittelbar vor der That sich
mit ihnen in Verbindung gesezt habe, entgegen: so ent-
scheidet sich zwar Lücke in der Art für den Johannes,
dass er behauptet, erst nach dem Aufbruch vom lezten
Mahl (Joh. 13, 30.) habe Judas den Gang zu den Hohen-
priestern gemacht, welchen die Synoptiker (Matth. 26,
14 f. parall.) vor das Mahl versetzen 2): aber er thut diess
nur der vorausgesezten Auctorität des Johannes zulieb;
denn wenn auch, wie er bemerkt, bei eben einbrechender
Nacht Judas mit den Priestern noch recht gut unterhan-
deln konnte: so ist doch, die Sache ohne Voraussetzung
betrachtet, die Wahrscheinlichkeit ohne Vergleichung mehr
auf Seiten der Synoptiker, welche der Sache doch einige
Zeit lassen, als des Johannes, bei welchem Alles Knall
und Fall geht, und Judas, allerdings wie besessen, nach

1) Dass nach der johanneischen Darstellung Judas erst vom
Mahle weg zum erstenmal zu den Hohenpriestern gegangen
sei, hat auch Lightfoot anerkannt (horae, p. 465.), aber mit
desswegen das von Johannes erzählte Mahl für ein früheres
als das synoptische gehalten.
2) Comm. z. Joh. 2, S. 484.

Dritter Abschnitt.
αὐτὸν ὁ σατανᾶς bei'm lezten Mahle noch bedeuten soll, da
das Hinausführen derer, welche Jesum greifen sollten, kein
neuer Teufelsentschluſs, sondern nur die Vollziehung des
bereits gefaſsten war. Der Ausdruck bei Johannes V. 27.
bekommt im Unterschied von V. 2. nur dann einen ganz
passenden Sinn, wenn man das βάλλειν εἰς τὴν καρδίαν
von dem Aufsteigen des Gedankens, das εἰσελϑεῖν aber von
dem Reifen desselben zum Entschluſs versteht, also nicht
voraussezt, daſs Judas schon vor dem Mahle den Hohen-
priestern eine Zusage gemacht habe 1). Stehen sich aber
auf diese Weise die Angabe der Synoptiker, daſs Judas
schon einige Zeit vor der Ausführung seines Verraths mit
den Feinden Jesu in Unterhandlung gestanden, und die jo-
hanneische, daſs er erst unmittelbar vor der That sich
mit ihnen in Verbindung gesezt habe, entgegen: so ent-
scheidet sich zwar Lücke in der Art für den Johannes,
daſs er behauptet, erst nach dem Aufbruch vom lezten
Mahl (Joh. 13, 30.) habe Judas den Gang zu den Hohen-
priestern gemacht, welchen die Synoptiker (Matth. 26,
14 f. parall.) vor das Mahl versetzen 2): aber er thut dieſs
nur der vorausgesezten Auctorität des Johannes zulieb;
denn wenn auch, wie er bemerkt, bei eben einbrechender
Nacht Judas mit den Priestern noch recht gut unterhan-
deln konnte: so ist doch, die Sache ohne Voraussetzung
betrachtet, die Wahrscheinlichkeit ohne Vergleichung mehr
auf Seiten der Synoptiker, welche der Sache doch einige
Zeit lassen, als des Johannes, bei welchem Alles Knall
und Fall geht, und Judas, allerdings wie besessen, nach

1) Dass nach der johanneischen Darstellung Judas erst vom
Mahle weg zum erstenmal zu den Hohenpriestern gegangen
sei, hat auch Lightfoot anerkannt (horae, p. 465.), aber mit
desswegen das von Johannes erzählte Mahl für ein früheres
als das synoptische gehalten.
2) Comm. z. Joh. 2, S. 484.
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[382/0401] Dritter Abschnitt. αὐτὸν ὁ σατανᾶς bei'm lezten Mahle noch bedeuten soll, da das Hinausführen derer, welche Jesum greifen sollten, kein neuer Teufelsentschluſs, sondern nur die Vollziehung des bereits gefaſsten war. Der Ausdruck bei Johannes V. 27. bekommt im Unterschied von V. 2. nur dann einen ganz passenden Sinn, wenn man das βάλλειν εἰς τὴν καρδίαν von dem Aufsteigen des Gedankens, das εἰσελϑεῖν aber von dem Reifen desselben zum Entschluſs versteht, also nicht voraussezt, daſs Judas schon vor dem Mahle den Hohen- priestern eine Zusage gemacht habe 1). Stehen sich aber auf diese Weise die Angabe der Synoptiker, daſs Judas schon einige Zeit vor der Ausführung seines Verraths mit den Feinden Jesu in Unterhandlung gestanden, und die jo- hanneische, daſs er erst unmittelbar vor der That sich mit ihnen in Verbindung gesezt habe, entgegen: so ent- scheidet sich zwar Lücke in der Art für den Johannes, daſs er behauptet, erst nach dem Aufbruch vom lezten Mahl (Joh. 13, 30.) habe Judas den Gang zu den Hohen- priestern gemacht, welchen die Synoptiker (Matth. 26, 14 f. parall.) vor das Mahl versetzen 2): aber er thut dieſs nur der vorausgesezten Auctorität des Johannes zulieb; denn wenn auch, wie er bemerkt, bei eben einbrechender Nacht Judas mit den Priestern noch recht gut unterhan- deln konnte: so ist doch, die Sache ohne Voraussetzung betrachtet, die Wahrscheinlichkeit ohne Vergleichung mehr auf Seiten der Synoptiker, welche der Sache doch einige Zeit lassen, als des Johannes, bei welchem Alles Knall und Fall geht, und Judas, allerdings wie besessen, nach 1) Dass nach der johanneischen Darstellung Judas erst vom Mahle weg zum erstenmal zu den Hohenpriestern gegangen sei, hat auch Lightfoot anerkannt (horae, p. 465.), aber mit desswegen das von Johannes erzählte Mahl für ein früheres als das synoptische gehalten. 2) Comm. z. Joh. 2, S. 484.

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Zitationshilfe: Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/401>, abgerufen am 22.11.2024.