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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836.

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Viertes Kapitel. §. 134.
kommene Vermuthungen eines Bahrdtisch-Venturini'schen
Pragmatismus mehr sind. Oder will man lieber ein rein
zufälliges Zusammentreffen postuliren; oder endlich mit
Paulus die Sache in einem Dunkel lassen, aus welchem,
sobald man es durch bestimmte Gedanken aufzuhellen ver-
sucht, doch immer wieder die Gestalten der geheimen Ver-
bündeten hervortreten? Der richtige Sinn wird auch hier
vielmehr die Gestalten der jüdischen Volksvorstellung er-
kennen, durch welche die urchristliche Tradition die Auf-
erstehung ihres Messias verherrlichen zu müssen glaubte;
eine Ansicht, durch welche sich zugleich die Differenzen
in Zahl und Erscheinungsweise jener überirdischen We-
sen von selbst auf die kunstloseste Weise lösen 24). Eben
hiemit ist aber auch anerkannt, dass wir in sämmtlichen
evangelischen Darstellungen dieser ersten Kunde der Auf-
erstehung nur traditionelle Berichte vor uns haben.

§. 134.
Galiläische und judäische, paulinische und apokryphische Er-
scheinungen des Auferstandenen.

Wohl die bedeutendste von allen in der Auferstehungs-
geschichte vorkommenden Differenzen betrifft die Frage,
welches der von Jesu beabsichtigte Hauptschauplaz seiner
Erscheinungen nach der Auferstehung gewesen sei? Die
beiden ersten Evangelien lassen Jesum noch vor seinem

24) Fritzsche, in Marc. z. d. St. Nemo -- quispiam primi tem-
poris Christianis tam dignus videri poterat, qui de Messia
in vitam reverso nuntium ad homines perferret, quam ange-
lus, Dei minister, divinorumque consiliorum interpres et ad-
jutor. -- Dann über die Differenzen in Bezug auf die Anzahl
der Engel u. s. f.: Nimirum insperato Jesu Messiae in vi-
tam reditui miracula adjecere alii alia, quae Evangelistae re-
ligiose, quemadmodum ab suis auctoribus acceperant, literis
mandarunt.
Das Leben Jesu II. Band. 39

Viertes Kapitel. §. 134.
kommene Vermuthungen eines Bahrdtisch-Venturini'schen
Pragmatismus mehr sind. Oder will man lieber ein rein
zufälliges Zusammentreffen postuliren; oder endlich mit
Paulus die Sache in einem Dunkel lassen, aus welchem,
sobald man es durch bestimmte Gedanken aufzuhellen ver-
sucht, doch immer wieder die Gestalten der geheimen Ver-
bündeten hervortreten? Der richtige Sinn wird auch hier
vielmehr die Gestalten der jüdischen Volksvorstellung er-
kennen, durch welche die urchristliche Tradition die Auf-
erstehung ihres Messias verherrlichen zu müssen glaubte;
eine Ansicht, durch welche sich zugleich die Differenzen
in Zahl und Erscheinungsweise jener überirdischen We-
sen von selbst auf die kunstloseste Weise lösen 24). Eben
hiemit ist aber auch anerkannt, daſs wir in sämmtlichen
evangelischen Darstellungen dieser ersten Kunde der Auf-
erstehung nur traditionelle Berichte vor uns haben.

§. 134.
Galiläische und judäische, paulinische und apokryphische Er-
scheinungen des Auferstandenen.

Wohl die bedeutendste von allen in der Auferstehungs-
geschichte vorkommenden Differenzen betrifft die Frage,
welches der von Jesu beabsichtigte Hauptschauplaz seiner
Erscheinungen nach der Auferstehung gewesen sei? Die
beiden ersten Evangelien lassen Jesum noch vor seinem

24) Fritzsche, in Marc. z. d. St. Nemo — quispiam primi tem-
poris Christianis tam dignus videri poterat, qui de Messia
in vitam reverso nuntium ad homines perferret, quam ange-
lus, Dei minister, divinorumque consiliorum interpres et ad-
jutor. — Dann über die Differenzen in Bezug auf die Anzahl
der Engel u. s. f.: Nimirum insperato Jesu Messiae in vi-
tam reditui miracula adjecere alii alia, quae Evangelistae re-
ligiose, quemadmodum ab suis auctoribus acceperant, literis
mandârunt.
Das Leben Jesu II. Band. 39
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[609/0628] Viertes Kapitel. §. 134. kommene Vermuthungen eines Bahrdtisch-Venturini'schen Pragmatismus mehr sind. Oder will man lieber ein rein zufälliges Zusammentreffen postuliren; oder endlich mit Paulus die Sache in einem Dunkel lassen, aus welchem, sobald man es durch bestimmte Gedanken aufzuhellen ver- sucht, doch immer wieder die Gestalten der geheimen Ver- bündeten hervortreten? Der richtige Sinn wird auch hier vielmehr die Gestalten der jüdischen Volksvorstellung er- kennen, durch welche die urchristliche Tradition die Auf- erstehung ihres Messias verherrlichen zu müssen glaubte; eine Ansicht, durch welche sich zugleich die Differenzen in Zahl und Erscheinungsweise jener überirdischen We- sen von selbst auf die kunstloseste Weise lösen 24). Eben hiemit ist aber auch anerkannt, daſs wir in sämmtlichen evangelischen Darstellungen dieser ersten Kunde der Auf- erstehung nur traditionelle Berichte vor uns haben. §. 134. Galiläische und judäische, paulinische und apokryphische Er- scheinungen des Auferstandenen. Wohl die bedeutendste von allen in der Auferstehungs- geschichte vorkommenden Differenzen betrifft die Frage, welches der von Jesu beabsichtigte Hauptschauplaz seiner Erscheinungen nach der Auferstehung gewesen sei? Die beiden ersten Evangelien lassen Jesum noch vor seinem 24) Fritzsche, in Marc. z. d. St. Nemo — quispiam primi tem- poris Christianis tam dignus videri poterat, qui de Messia in vitam reverso nuntium ad homines perferret, quam ange- lus, Dei minister, divinorumque consiliorum interpres et ad- jutor. — Dann über die Differenzen in Bezug auf die Anzahl der Engel u. s. f.: Nimirum insperato Jesu Messiae in vi- tam reditui miracula adjecere alii alia, quae Evangelistae re- ligiose, quemadmodum ab suis auctoribus acceperant, literis mandârunt. Das Leben Jesu II. Band. 39

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Zitationshilfe: Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 609. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/628>, abgerufen am 22.11.2024.