Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836.Dritter Abschnitt. Johannes selbst die der Magdalena zu Theil gewordenewohl erzählt, aber nicht zählt: nun aber, wenn wir die dem Kephas gewordene als die erste zählen, und die Em- mauntische als die zweite: so würde zwischen diese und die vor den Eilfen am Abend des Auferstehungstags in Jerusalem diese galiläische als die dritte fallen, was eine ganz unmöglich schnelle Ortsveränderung voraussetzen wür- de; ja, wenn jene Erscheinung vor den versammelten Eil- fen diejenige ist, bei welcher nach Johannes Thomas fehl- te: so fiele die dritte Erscheinung bei Johannes vor seine erste. Vielleicht aber, wenn wir den Ausdruck: ephane- rothe tois mathetais autou betrachten, dürfen wir nur sol- che Erscheinungen von Johannes gezählt uns denken, wel- che vor mehreren Jüngern zugleich sich ereigneten, so dass also die Erscheinungen vor dem einzigen Petrus und Ja- kobus abzurechnen wären. Dann wäre als die erste zu zählen die den beiden Emmauntischen Jüngern geworde- ne, als die zweite die vor den versammelten Eilfen am Abend des Auferstehungstags: so dass nunmehr in die acht Tage zwischen dieser und der vor Thomas die Reise nach Ga- liläa zwar etwas bequemer fiele, aber auch so die drit- te Erscheinung bei Johannes wenigstens vor seine zweite. Es erschienen also wohl dem Verfasser des vierten Evan- geliums zwei Jünger, wie die, denen Jesus auf dem Weg nach Emmaus begegnete, als eine zu geringe Zahl, um ei- ne nur so vielen zu Theil gewordne Christophanie als ein phanerousthai tois mathetais zu zählen. Dann wäre also der Eintritt in die Jüngerversammlung am Abend die erste Er- scheinung; hierauf wären die 500 Brüder, welchen sich Jesus auf Einmal zeigte, gewiss zahlreich genug, um in Anschlag gebracht zu werden: so dass also nach dieser, dann aber immer wieder vor der dem Thomas und den aposolois pasi gewordenen, welche Johannes als die zwei- te zählt, seine dritte, die galiläische, eingeschoben werden müsste. Vielleicht aber ist jene Erscheinung Jesu vor den Dritter Abschnitt. Johannes selbst die der Magdalena zu Theil gewordenewohl erzählt, aber nicht zählt: nun aber, wenn wir die dem Kephas gewordene als die erste zählen, und die Em- mauntische als die zweite: so würde zwischen diese und die vor den Eilfen am Abend des Auferstehungstags in Jerusalem diese galiläische als die dritte fallen, was eine ganz unmöglich schnelle Ortsveränderung voraussetzen wür- de; ja, wenn jene Erscheinung vor den versammelten Eil- fen diejenige ist, bei welcher nach Johannes Thomas fehl- te: so fiele die dritte Erscheinung bei Johannes vor seine erste. Vielleicht aber, wenn wir den Ausdruck: ἐφανε- ρώϑη τοῖς μαϑηταῖς αὑτοῦ betrachten, dürfen wir nur sol- che Erscheinungen von Johannes gezählt uns denken, wel- che vor mehreren Jüngern zugleich sich ereigneten, so daſs also die Erscheinungen vor dem einzigen Petrus und Ja- kobus abzurechnen wären. Dann wäre als die erste zu zählen die den beiden Emmauntischen Jüngern geworde- ne, als die zweite die vor den versammelten Eilfen am Abend des Auferstehungstags: so daſs nunmehr in die acht Tage zwischen dieser und der vor Thomas die Reise nach Ga- liläa zwar etwas bequemer fiele, aber auch so die drit- te Erscheinung bei Johannes wenigstens vor seine zweite. Es erschienen also wohl dem Verfasser des vierten Evan- geliums zwei Jünger, wie die, denen Jesus auf dem Weg nach Emmaus begegnete, als eine zu geringe Zahl, um ei- ne nur so vielen zu Theil gewordne Christophanie als ein φανεροῦσϑαι τοῖς μαϑηταῖς zu zählen. Dann wäre also der Eintritt in die Jüngerversammlung am Abend die erste Er- scheinung; hierauf wären die 500 Brüder, welchen sich Jesus auf Einmal zeigte, gewiſs zahlreich genug, um in Anschlag gebracht zu werden: so daſs also nach dieser, dann aber immer wieder vor der dem Thomas und den ἀποςόλοις πᾶσι gewordenen, welche Johannes als die zwei- te zählt, seine dritte, die galiläische, eingeschoben werden müſste. 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Dritter Abschnitt.
Johannes selbst die der Magdalena zu Theil gewordene
wohl erzählt, aber nicht zählt: nun aber, wenn wir die
dem Kephas gewordene als die erste zählen, und die Em-
mauntische als die zweite: so würde zwischen diese und
die vor den Eilfen am Abend des Auferstehungstags in
Jerusalem diese galiläische als die dritte fallen, was eine
ganz unmöglich schnelle Ortsveränderung voraussetzen wür-
de; ja, wenn jene Erscheinung vor den versammelten Eil-
fen diejenige ist, bei welcher nach Johannes Thomas fehl-
te: so fiele die dritte Erscheinung bei Johannes vor seine
erste. Vielleicht aber, wenn wir den Ausdruck: ἐφανε-
ρώϑη τοῖς μαϑηταῖς αὑτοῦ betrachten, dürfen wir nur sol-
che Erscheinungen von Johannes gezählt uns denken, wel-
che vor mehreren Jüngern zugleich sich ereigneten, so daſs
also die Erscheinungen vor dem einzigen Petrus und Ja-
kobus abzurechnen wären. Dann wäre als die erste zu
zählen die den beiden Emmauntischen Jüngern geworde-
ne, als die zweite die vor den versammelten Eilfen am Abend
des Auferstehungstags: so daſs nunmehr in die acht Tage
zwischen dieser und der vor Thomas die Reise nach Ga-
liläa zwar etwas bequemer fiele, aber auch so die drit-
te Erscheinung bei Johannes wenigstens vor seine zweite.
Es erschienen also wohl dem Verfasser des vierten Evan-
geliums zwei Jünger, wie die, denen Jesus auf dem Weg
nach Emmaus begegnete, als eine zu geringe Zahl, um ei-
ne nur so vielen zu Theil gewordne Christophanie als ein
φανεροῦσϑαι τοῖς μαϑηταῖς zu zählen. Dann wäre also der
Eintritt in die Jüngerversammlung am Abend die erste Er-
scheinung; hierauf wären die 500 Brüder, welchen sich
Jesus auf Einmal zeigte, gewiſs zahlreich genug, um in
Anschlag gebracht zu werden: so daſs also nach dieser,
dann aber immer wieder vor der dem Thomas und den
ἀποςόλοις πᾶσι gewordenen, welche Johannes als die zwei-
te zählt, seine dritte, die galiläische, eingeschoben werden
müſste. Vielleicht aber ist jene Erscheinung Jesu vor den
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