Kritik nicht ohne Aussicht auf ihr leztes Ziel abzubrechen, welches erst jenseits der dogmatischen liegt.
§. 141. Die Christologie des orthodoxen Systems.
Der dogmatische Gehalt des Lebens Jesu in seiner Un- mittelbarkeit festgehalten und auf diesem Boden ausgebil- det, ist die orthodoxe Lehre von Christo.
Ihren Grundzügen nach findet sie sich schon im N. T. Die Wurzel des Glaubens an Jesum war die Überzeugung von seiner Auferstehung. Der Getödtete, schien es, wenn auch noch so gross einst im Leben, könne der Messias nicht gewesen sein: die wundervolle Wiederbelebung be- wies um so stärker, dass er es war. Durch die Aufer- weckung aus dem Schattenreich befreit, und zugleich über die Sphäre irdischer Menschheit hinausgehoben, war er nun in die himmlischen Regionen versezt, hatte seinen messianischen Siz zur Rechten Gottes eingenommen (A. G. 2, 32. ff. 3, 15. ff. 5, 30. ff. und sonst). Nun erschien sein Tod als Haupttheil seiner messianischen Bestimmung: nach Jes. 53. hatte er ihn für die Sünden des Volks und der Menschheit erlitten (A. G. 8, 32. ff. vgl. Matth. 20, 28. Joh. 1, 29. 36. 1 Joh. 2, 2.); sein am Kreuz vergossenes Blut wirkte, wie dasjenige, welches am Versöhnungsfest der Hohepriester gegen den Deckel der Bundeslade sprengte (Röm. 3, 25.); er war das reine Lamm, durch dessen Blut die Gläubigen losgekauft sind (1 Petr. 1, 18. f.); der ewige, sündlose Hohepriester, der durch Darbringung sei- nes eigenen Leibes mit Einemmale bewirkt hat, was die jüdischen Priester durch unendlich wiederholte Thieropfer nicht auszurichten im Stande waren (Hebr. 10, 10. ff. u. s.). Aber auch von jeher schon konnte der jezt zur Rechten Gottes erhöhte Messias kein gewöhnlicher Mensch gewe- sen sein: nicht bloss war er mit dem göttlichen Geiste in höherem Maass, als je ein Prophet, gesalbt (A. G. 4, 27.
Das Leben Jesu II. Band. 44
Schluſsabhandlung. §. 141.
Kritik nicht ohne Aussicht auf ihr leztes Ziel abzubrechen, welches erst jenseits der dogmatischen liegt.
§. 141. Die Christologie des orthodoxen Systems.
Der dogmatische Gehalt des Lebens Jesu in seiner Un- mittelbarkeit festgehalten und auf diesem Boden ausgebil- det, ist die orthodoxe Lehre von Christo.
Ihren Grundzügen nach findet sie sich schon im N. T. Die Wurzel des Glaubens an Jesum war die Überzeugung von seiner Auferstehung. Der Getödtete, schien es, wenn auch noch so groſs einst im Leben, könne der Messias nicht gewesen sein: die wundervolle Wiederbelebung be- wies um so stärker, daſs er es war. Durch die Aufer- weckung aus dem Schattenreich befreit, und zugleich über die Sphäre irdischer Menschheit hinausgehoben, war er nun in die himmlischen Regionen versezt, hatte seinen messianischen Siz zur Rechten Gottes eingenommen (A. G. 2, 32. ff. 3, 15. ff. 5, 30. ff. und sonst). Nun erschien sein Tod als Haupttheil seiner messianischen Bestimmung: nach Jes. 53. hatte er ihn für die Sünden des Volks und der Menschheit erlitten (A. G. 8, 32. ff. vgl. Matth. 20, 28. Joh. 1, 29. 36. 1 Joh. 2, 2.); sein am Kreuz vergossenes Blut wirkte, wie dasjenige, welches am Versöhnungsfest der Hohepriester gegen den Deckel der Bundeslade sprengte (Röm. 3, 25.); er war das reine Lamm, durch dessen Blut die Gläubigen losgekauft sind (1 Petr. 1, 18. f.); der ewige, sündlose Hohepriester, der durch Darbringung sei- nes eigenen Leibes mit Einemmale bewirkt hat, was die jüdischen Priester durch unendlich wiederholte Thieropfer nicht auszurichten im Stande waren (Hebr. 10, 10. ff. u. s.). Aber auch von jeher schon konnte der jezt zur Rechten Gottes erhöhte Messias kein gewöhnlicher Mensch gewe- sen sein: nicht bloſs war er mit dem göttlichen Geiste in höherem Maaſs, als je ein Prophet, gesalbt (A. G. 4, 27.
Das Leben Jesu II. Band. 44
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Schluſsabhandlung. §. 141.
Kritik nicht ohne Aussicht auf ihr leztes Ziel abzubrechen,
welches erst jenseits der dogmatischen liegt.
§. 141.
Die Christologie des orthodoxen Systems.
Der dogmatische Gehalt des Lebens Jesu in seiner Un-
mittelbarkeit festgehalten und auf diesem Boden ausgebil-
det, ist die orthodoxe Lehre von Christo.
Ihren Grundzügen nach findet sie sich schon im N. T.
Die Wurzel des Glaubens an Jesum war die Überzeugung
von seiner Auferstehung. Der Getödtete, schien es, wenn
auch noch so groſs einst im Leben, könne der Messias
nicht gewesen sein: die wundervolle Wiederbelebung be-
wies um so stärker, daſs er es war. Durch die Aufer-
weckung aus dem Schattenreich befreit, und zugleich über
die Sphäre irdischer Menschheit hinausgehoben, war er
nun in die himmlischen Regionen versezt, hatte seinen
messianischen Siz zur Rechten Gottes eingenommen (A. G.
2, 32. ff. 3, 15. ff. 5, 30. ff. und sonst). Nun erschien
sein Tod als Haupttheil seiner messianischen Bestimmung:
nach Jes. 53. hatte er ihn für die Sünden des Volks und
der Menschheit erlitten (A. G. 8, 32. ff. vgl. Matth. 20, 28.
Joh. 1, 29. 36. 1 Joh. 2, 2.); sein am Kreuz vergossenes
Blut wirkte, wie dasjenige, welches am Versöhnungsfest
der Hohepriester gegen den Deckel der Bundeslade sprengte
(Röm. 3, 25.); er war das reine Lamm, durch dessen
Blut die Gläubigen losgekauft sind (1 Petr. 1, 18. f.); der
ewige, sündlose Hohepriester, der durch Darbringung sei-
nes eigenen Leibes mit Einemmale bewirkt hat, was die
jüdischen Priester durch unendlich wiederholte Thieropfer
nicht auszurichten im Stande waren (Hebr. 10, 10. ff. u. s.).
Aber auch von jeher schon konnte der jezt zur Rechten
Gottes erhöhte Messias kein gewöhnlicher Mensch gewe-
sen sein: nicht bloſs war er mit dem göttlichen Geiste
in höherem Maaſs, als je ein Prophet, gesalbt (A. G. 4, 27.
Das Leben Jesu II. Band. 44
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 689. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/708>, abgerufen am 22.11.2024.
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