Sturm, Johann Christoph: Des Unvergleichlichen Archjmedjs Kunst-Bücher. Nürnberg, 1670.Der in Teutschland wieder lebende und die Teutschen zu Höher-achtung derer Mathematischen Wissenschafften ermahnende Archimedes. JCh weiß/ O Teutsche Welt/ daß unser hohes Wissen/ (Die Meß-Beweg- und Waag- die Bau- und Sternen-Kunst/ etc.) Bey dir hat lange Zeit verachtet ligen müssen mit andern Künsten nie genossennn gleiche Gunst! War Dürer schon bemüht/ das Werk belobt zu machen: (a)fand Apianens Kunst gleich bey dem Keyser Gnad/ und (b) Brahe Königs-Huld: ob andrer hohe Sachen die Teutsche Vorder-Welt wol eh geliebet hat: So hat doch dieser Zeit die Kunst die Gunst verlohren/ und muß/ dem Sprichwort nach/ nach Brod und Betteln gehn; Bey sonderem Gestirn muß jezund seyn gebohren/ wem die Gedanken heut nach diesen Künsten stehn! Dem schlechten Pöfel wird/ als eigen zugeschrieben was weiland (c) Keyserlich/ was Fürstlich/ herrlich war; Was Atlas/ Julius/ was Könige getrieben des schämt der Adel sich/ das hasst der Lehrer Schaar: Und bey den Teutschen nur! Jhr Edle Teutsche Sinnen/ erhebt was euch erhebt! liebt diesen Tugend-Schein/ Die Künste/ die den Stand berühmter machen können! Jch selbsten kan euch deß ein klares Beyspiel seyn. Sicilien hat mich/ das (d) reichste Land/ gezeuget; der Haupt- und Königs-Sitz ist meine Vatter-Stadt/ Mich hat ein' Edle Brust/ von hohem Stand/ gesäuget/ die Brust/ so Könige (e) zu Blutsverwandten hat/ doch kundt der Königs-Nahm sich nicht unsterblich machen/ die Künste brachten Jhm des Jmmerlebens Liecht/ Mein Wissen riß' ihn erst aus des Vergessens Rachen. Todt wäre Hieron/ lebt' Archimedes nicht. Was würde wol die Welt von (f) Gelons Krone wissen/ die er aus klarem Gold den Göttern machen hieß; Wann nicht des Meisters List der meinen weichen müssen/ so daß sich der Betrug nicht länger bergen ließ? Wer hätte/ Syrakus/ du Vatters-Stadt/ beschrieben/ wie schwär du deinen Fall der Römer Macht gemacht? Der Ruhm der Dapferkeit ist dir allein geblieben/ durch das/ was meine Kunst zu wegen hat gebracht/ Die )( )(
Der in Teutſchland wieder lebende und die Teutſchen zu Hoͤher-achtung derer Mathematiſchen Wiſſenſchafften ermahnende Archimedes. JCh weiß/ O Teutſche Welt/ daß unſer hohes Wiſſen/ (Die Meß-Beweg- und Waag- die Bau- und Sternen-Kunſt/ ꝛc.) Bey dir hat lange Zeit verachtet ligen muͤſſen mit andern Kuͤnſten nie genoſſenñ gleiche Gunſt! War Duͤrer ſchon bemuͤht/ das Werk belobt zu machen: (a)fand Apianens Kunſt gleich bey dem Keyſer Gnad/ und (b) Brahe Koͤnigs-Huld: ob andrer hohe Sachen die Teutſche Vorder-Welt wol eh geliebet hat: So hat doch dieſer Zeit die Kunſt die Gunſt verlohren/ und muß/ dem Sprichwort nach/ nach Brod und Betteln gehn; Bey ſonderem Geſtirn muß jezund ſeyn gebohren/ wem die Gedanken heut nach dieſen Kuͤnſten ſtehn! Dem ſchlechten Poͤfel wird/ als eigen zugeſchrieben was weiland (c) Keyſerlich/ was Fuͤrſtlich/ herꝛlich war; Was Atlas/ Julius/ was Koͤnige getrieben des ſchaͤmt der Adel ſich/ das haſſt der Lehrer Schaar: Und bey den Teutſchen nur! Jhr Edle Teutſche Sinnen/ erhebt was euch erhebt! liebt dieſen Tugend-Schein/ Die Kuͤnſte/ die den Stand beruͤhmter machen koͤnnen! Jch ſelbſten kan euch deß ein klares Beyſpiel ſeyn. Sicilien hat mich/ das (d) reichſte Land/ gezeuget; der Haupt- und Koͤnigs-Sitz iſt meine Vatter-Stadt/ Mich hat ein’ Edle Bruſt/ von hohem Stand/ geſaͤuget/ die Bruſt/ ſo Koͤnige (e) zu Blutsverwandten hat/ doch kundt der Koͤnigs-Nahm ſich nicht unſterblich machen/ die Kuͤnſte brachten Jhm des Jmmerlebens Liecht/ Mein Wiſſen riß’ ihn erſt aus des Vergeſſens Rachen. Todt waͤre Hieron/ lebt’ Archimedes nicht. Was wuͤrde wol die Welt von (f) Gelons Krone wiſſen/ die er aus klarem Gold den Goͤttern machen hieß; Wann nicht des Meiſters Liſt der meinen weichen muͤſſen/ ſo daß ſich der Betrug nicht laͤnger bergen ließ? Wer haͤtte/ Syrakus/ du Vatters-Stadt/ beſchrieben/ wie ſchwaͤr du deinen Fall der Roͤmer Macht gemacht? Der Ruhm der Dapferkeit iſt dir allein geblieben/ durch das/ was meine Kunſt zu wegen hat gebracht/ Die )( )(
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Der in Teutſchland wieder lebende und die
Teutſchen zu Hoͤher-achtung derer Mathematiſchen
Wiſſenſchafften ermahnende
Archimedes.
JCh weiß/ O Teutſche Welt/ daß unſer hohes Wiſſen/
(Die Meß-Beweg- und Waag- die Bau- und Sternen-Kunſt/ ꝛc.)
Bey dir hat lange Zeit verachtet ligen muͤſſen
mit andern Kuͤnſten nie genoſſenñ gleiche Gunſt!
War Duͤrer ſchon bemuͤht/ das Werk belobt zu machen:
⁽a⁾
fand Apianens Kunſt gleich bey dem Keyſer Gnad/
und
⁽b⁾
Brahe Koͤnigs-Huld: ob andrer hohe Sachen
die Teutſche Vorder-Welt wol eh geliebet hat:
So hat doch dieſer Zeit die Kunſt die Gunſt verlohren/
und muß/ dem Sprichwort nach/ nach Brod und Betteln gehn;
Bey ſonderem Geſtirn muß jezund ſeyn gebohren/
wem die Gedanken heut nach dieſen Kuͤnſten ſtehn!
Dem ſchlechten Poͤfel wird/ als eigen zugeſchrieben
was weiland
⁽c⁾
Keyſerlich/ was Fuͤrſtlich/ herꝛlich war;
Was Atlas/ Julius/ was Koͤnige getrieben
des ſchaͤmt der Adel ſich/ das haſſt der Lehrer Schaar:
Und bey den Teutſchen nur! Jhr Edle Teutſche Sinnen/
erhebt was euch erhebt! liebt dieſen Tugend-Schein/
Die Kuͤnſte/ die den Stand beruͤhmter machen koͤnnen!
Jch ſelbſten kan euch deß ein klares Beyſpiel ſeyn.
Sicilien hat mich/ das
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reichſte Land/ gezeuget;
der Haupt- und Koͤnigs-Sitz iſt meine Vatter-Stadt/
Mich hat ein’ Edle Bruſt/ von hohem Stand/ geſaͤuget/
die Bruſt/ ſo Koͤnige
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zu Blutsverwandten hat/
doch kundt der Koͤnigs-Nahm ſich nicht unſterblich machen/
die Kuͤnſte brachten Jhm des Jmmerlebens Liecht/
Mein Wiſſen riß’ ihn erſt aus des Vergeſſens Rachen.
Todt waͤre Hieron/ lebt’ Archimedes nicht.
Was wuͤrde wol die Welt von
⁽f⁾
Gelons Krone wiſſen/
die er aus klarem Gold den Goͤttern machen hieß;
Wann nicht des Meiſters Liſt der meinen weichen muͤſſen/
ſo daß ſich der Betrug nicht laͤnger bergen ließ?
Wer haͤtte/ Syrakus/ du Vatters-Stadt/ beſchrieben/
wie ſchwaͤr du deinen Fall der Roͤmer Macht gemacht?
Der Ruhm der Dapferkeit iſt dir allein geblieben/
durch das/ was meine Kunſt zu wegen hat gebracht/
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