Sturm, Johann Christoph: Des Unvergleichlichen Archjmedjs Kunst-Bücher. Nürnberg, 1670.(e) Wer eigentlich unsers Archimedis Eltern gewesen seyen/ ist nicht bekannt. So viel haben wir aus Plutarcho Nachricht/ daß er sey gewesen ieroni [fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]o basil[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt] su[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]s k[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt] phil[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]s, des (zu seiner Zeit in Sicilien regierenden) Königs Hierons Freund und Blutsver- wandter/ und also auch des Gelons/ dem Er seine Sandrechnung zugeschrieben/ als wel- cher eben dieses Hierons Sohn gewesen/ und zu seines Vatters Lebzeiten bereit nicht nur des Nahmens/ sondern auch oftmals der Gewalt eines Königs sich bedienet/ wie beym Livio im 23. Jahr nach Erbauung der Stadt Rom zu ersehen. So grosse Ehr aber Archimedes von dieser Könige Hohheit/ seines Ursprungs halber/ gehabt; so viel Ursach hat hingegen eben dieser Königliche Stamm gehabt/ nicht nur seine Ehr/ sondern auch seine ganze Wolfahrt/ des Archimedis tiessinnigen Erfindungen zu danken. Dann als die Stadt Syrakusa/ nach vielfältigem verwunderlichen Widerstand des Archimedis eingenommen/ und dieser vortreff- liche Kopf/ wider des Feldherrn Verbott/ erstochen worden/ hat Warcellus der Römische Feldherr (wie Plutarchus und Livius berichten) nach seinen Freunden und Anverwandten fleissigst gefraget/ und denenselben alle mögliche Ehr erwiesen. (f) Es hatte König Hieron (welche Geschicht Vitruvius im 3. Cap. seines IX. Buchs weitläufftig beschreibet) oder/ wie andere wollen/ Gelon eine Kron von purem Gold einem seiner Götzen-Tempel zu widmen/ mit grossem Kosten auf das zierlichste bereiten lassen/ und das hierzu erforderte Gold dem Goldschmid fleissig und genau fürgewogen: welcher nach sehr künstlicher Verfertigung des Werkes das vorige Gewicht zwar just gewähret/ aber (wie man aus einigen Merkzeichen geschlossen) etwas von dem geliferten Gold entwendet/ und an dessen statt Silber/ gleiches Gewichtes/ mit untergemischet. Als nun der König den Betrug/ und wieviel Gold der Meister von dem empfangenen Klumpen behalten/ gern eigentlich (und doch ohne Verletzung der künstlichen Arbeit) erfahren hätte/ hat Er Archimedem/ der Sa- che nachzudenken/ ersuchet. Dieser nun kam ohngefehr mit diesen Gedanken in das Bad/ und in dem er/ in einen vollen Wasser-Zuber steigend/ beobachtete/ daß/ je mehr er seinen Leib in das Wasser gesenket/ je mehr Wasser aus dem vollen Zuber lauffen/ und jenem Raum machen müste/ sprang er für Freuden also bald aus dem Bad/ welches ihme einen gewissen Weg/ des Königs Begehren zu vergnügen/ gezeiget hatte: ließ ihm also balden zur Hand schaffen ein Stükk pures und feines Gold/ und ein anders von lauterem Silber/ beyde just am Ge- wicht obbesagter Krone gleich: senkte darauf die Krone sänstiglich in ein/ hierzu bereitetes/ und mit Wasser biß oben angefülltes Geschirr/ und woge das in eine untergesetzte Schale aus- gelauffene Wasser auf das allerfleissigste: eben dergleichen That er hernachmals mit dem Gold- und wieder absonderlich mit dem Silber-Stükk; befande also/ daß von dem Silber-Stükk das meiste/ von dem Gold-Stükk aber (weil nehmlich ein Gold-Stükk/ wegen seiner dich- ten Substanz jederzeit kleiner ist als ein Silber-Stükk/ so da gleiches Gewichtes ist) das we- nigste/ von der Krone aber zwar viel weniger als von dem Silber- jedoch aber etwas mehr als von dem Gold-Stükk ausgeflossen; wordurch er dann nicht nur den Argwohn des Be- trugs bestättiget/ sondern auch die Grösse desselben eigentlich bestimmet hat; welche auch hier leichtlich könnte benennet werden/ wann Vitruvius neben dem Gewicht der Kron auch das Gewicht des jederseits ausgeloffenen Wassers mit angemerket hätte. Jedennoch aber kan man/ wann beyderseits etwas gewisses nach Belieben gesetzet wird/ aufs wenigste die Art und Weise/ vermittelst welcher Archimedes die Vielheit des untergemischten Silbers end- lich genau berechnet habe/ für Augen stellen. Nehmlich/ so man setzet/ daß die Krone (und also auch das ganze pure/ so wol Gold- als Silber-Stükk) gewogen habe 10. Lb, von dem Gold-Stükk aber abgeflossen sey 1. Lb Was- ser/ von dem Silber-Stükk 11/2 Lb, von der Kron endlich 11/2 Lb, so ist der Unterschied zwi- schen dem Wasser des Silber-Stükkes und des Gold-Stükkes 1/2 Lb, zwischen dem Wasser der vermischten Kron aber und dem Wasser eben besagten Gold-Stükkes . Woraus man dann folgender Gestalt schliesset: [Formel 1] welches in der Krone unter das Gold vermischet worden/ also daß des Goldes nur 7 Lb darzu kommen. Durch die Buchstaben Rechnung oder so genannte Analysin könnte (wem es beliebete) die Sache also gleichsam rükklings erörtert werden. (e) Wer eigentlich unſers Archimedis Eltern geweſen ſeyen/ iſt nicht bekannt. So viel haben wir aus Plutarcho Nachricht/ daß er ſey geweſen ἵερωνι [fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]ὠ βασιλ[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt] συ[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]ς ϰ[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt] φίλ[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]ς, des (zu ſeiner Zeit in Sicilien regierenden) Koͤnigs Hierons Freund und Blutsver- wandter/ und alſo auch des Gelons/ dem Er ſeine Sandrechnung zugeſchrieben/ als wel- cher eben dieſes Hierons Sohn geweſen/ und zu ſeines Vatters Lebzeiten bereit nicht nur des Nahmens/ ſondern auch oftmals der Gewalt eines Koͤnigs ſich bedienet/ wie beym Livio im 23. Jahr nach Erbauung der Stadt Rom zu erſehen. So groſſe Ehr aber Archimedes von dieſer Koͤnige Hohheit/ ſeines Urſprungs halber/ gehabt; ſo viel Urſach hat hingegen eben dieſer Koͤnigliche Stamm gehabt/ nicht nur ſeine Ehr/ ſondern auch ſeine ganze Wolfahrt/ des Archimedis tieſſinnigen Erfindungen zu danken. Dann als die Stadt Syrakuſa/ nach vielfaͤltigem verwunderlichen Widerſtand des Archimedis eingenommen/ und dieſer vortreff- liche Kopf/ wider des Feldherꝛn Verbott/ erſtochen worden/ hat Warcellus der Roͤmiſche Feldherꝛ (wie Plutarchus und Livius berichten) nach ſeinen Freunden und Anverwandten fleiſſigſt gefraget/ und denenſelben alle moͤgliche Ehr erwieſen. (f) Es hatte Koͤnig Hieron (welche Geſchicht Vitruvius im 3. Cap. ſeines IX. Buchs weitlaͤufftig beſchreibet) oder/ wie andere wollen/ Gelon eine Kron von purem Gold einem ſeiner Goͤtzen-Tempel zu widmen/ mit groſſem Koſten auf das zierlichſte bereiten laſſen/ und das hierzu erforderte Gold dem Goldſchmid fleiſſig und genau fuͤrgewogen: welcher nach ſehr kuͤnſtlicher Verfertigung des Werkes das vorige Gewicht zwar juſt gewaͤhret/ aber (wie man aus einigen Merkzeichen geſchloſſen) etwas von dem geliferten Gold entwendet/ und an deſſen ſtatt Silber/ gleiches Gewichtes/ mit untergemiſchet. Als nun der Koͤnig den Betrug/ und wieviel Gold der Meiſter von dem empfangenen Klumpen behalten/ gern eigentlich (und doch ohne Verletzung der kuͤnſtlichen Arbeit) erfahren haͤtte/ hat Er Archimedem/ der Sa- che nachzudenken/ erſuchet. Dieſer nun kam ohngefehr mit dieſen Gedanken in das Bad/ und in dem er/ in einen vollen Waſſer-Zuber ſteigend/ beobachtete/ daß/ je mehr er ſeinen Leib in das Waſſer geſenket/ je mehr Waſſer aus dem vollen Zuber lauffen/ und jenem Raum machen muͤſte/ ſprang er fuͤr Freuden alſo bald aus dem Bad/ welches ihme einen gewiſſen Weg/ des Koͤnigs Begehren zu vergnuͤgen/ gezeiget hatte: ließ ihm alſo balden zur Hand ſchaffen ein Stuͤkk pures und feines Gold/ und ein anders von lauterem Silber/ beyde juſt am Ge- wicht obbeſagter Krone gleich: ſenkte darauf die Krone ſaͤnſtiglich in ein/ hierzu bereitetes/ und mit Waſſer biß oben angefuͤlltes Geſchirꝛ/ und woge das in eine untergeſetzte Schale aus- gelauffene Waſſer auf das allerfleiſſigſte: eben dergleichen That er hernachmals mit dem Gold- und wieder abſonderlich mit dem Silber-Stuͤkk; befande alſo/ daß von dem Silber-Stuͤkk das meiſte/ von dem Gold-Stuͤkk aber (weil nehmlich ein Gold-Stuͤkk/ wegen ſeiner dich- ten Subſtanz jederzeit kleiner iſt als ein Silber-Stuͤkk/ ſo da gleiches Gewichtes iſt) das we- nigſte/ von der Krone aber zwar viel weniger als von dem Silber- jedoch aber etwas mehr als von dem Gold-Stuͤkk ausgefloſſen; wordurch er dann nicht nur den Argwohn des Be- trugs beſtaͤttiget/ ſondern auch die Groͤſſe deſſelben eigentlich beſtimmet hat; welche auch hier leichtlich koͤnnte benennet werden/ wann Vitruvius neben dem Gewicht der Kron auch das Gewicht des jederſeits ausgeloffenen Waſſers mit angemerket haͤtte. Jedennoch aber kan man/ wann beyderſeits etwas gewiſſes nach Belieben geſetzet wird/ aufs wenigſte die Art und Weiſe/ vermittelſt welcher Archimedes die Vielheit des untergemiſchten Silbers end- lich genau berechnet habe/ fuͤr Augen ſtellen. Nehmlich/ ſo man ſetzet/ daß die Krone (und alſo auch das ganze pure/ ſo wol Gold- als Silber-Stuͤkk) gewogen habe 10. ℔, von dem Gold-Stuͤkk aber abgefloſſen ſey 1. ℔ Waſ- ſer/ von dem Silber-Stuͤkk 1½ ℔, von der Kron endlich 1½ ℔, ſo iſt der Unterſchied zwi- ſchen dem Waſſer des Silber-Stuͤkkes und des Gold-Stuͤkkes ½ ℔, zwiſchen dem Waſſer der vermiſchten Kron aber und dem Waſſer eben beſagten Gold-Stuͤkkes ⅑. Woraus man dann folgender Geſtalt ſchlieſſet: [Formel 1] welches in der Krone unter das Gold vermiſchet worden/ alſo daß des Goldes nur 7 ℔ darzu kommen. Durch die Buchſtaben Rechnung oder ſo genannte Analyſin koͤnnte (wem es beliebete) die Sache alſo gleichſam ruͤkklings eroͤrtert werden. <TEI> <text> <front> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0016"/> <note xml:id="e2" prev="#e1" place="end" n="(e)">Wer eigentlich unſers <hi rendition="#fr">Archimedis</hi> Eltern geweſen ſeyen/ iſt nicht bekannt. So<lb/> viel haben wir aus <hi rendition="#aq">Plutarcho</hi> Nachricht/ daß er ſey geweſen ἵερωνι <gap reason="fm" unit="chars" quantity="1"/>ὠ βασιλ<gap reason="fm" unit="chars" quantity="1"/> συ<gap reason="fm" unit="chars" quantity="1"/>ς ϰ<gap reason="fm" unit="chars" quantity="1"/> φίλ<gap reason="fm" unit="chars" quantity="1"/>ς,<lb/><hi rendition="#fr">des</hi> (zu ſeiner Zeit in Sicilien regierenden) <hi rendition="#fr">Koͤnigs Hierons Freund und Blutsver-<lb/> wandter/</hi> und alſo auch des <hi rendition="#fr">Gelons/</hi> dem Er ſeine Sandrechnung zugeſchrieben/ als wel-<lb/> cher eben dieſes <hi rendition="#fr">Hierons</hi> Sohn geweſen/ und zu ſeines Vatters Lebzeiten bereit nicht nur des<lb/> Nahmens/ ſondern auch oftmals der Gewalt eines Koͤnigs ſich bedienet/ wie beym <hi rendition="#aq">Livio</hi> im<lb/> 23. Jahr nach Erbauung der Stadt Rom zu erſehen. So groſſe Ehr aber <hi rendition="#fr">Archimedes</hi><lb/> von dieſer Koͤnige Hohheit/ ſeines Urſprungs halber/ gehabt; ſo viel Urſach hat hingegen eben<lb/> dieſer Koͤnigliche Stamm gehabt/ nicht nur ſeine Ehr/ ſondern auch ſeine ganze Wolfahrt/<lb/> des <hi rendition="#fr">Archimedis</hi> tieſſinnigen Erfindungen zu danken. Dann als die Stadt Syrakuſa/ nach<lb/> vielfaͤltigem verwunderlichen Widerſtand des <hi rendition="#fr">Archimedis</hi> eingenommen/ und dieſer vortreff-<lb/> liche Kopf/ wider des Feldherꝛn Verbott/ erſtochen worden/ hat <hi rendition="#fr">Warcellus</hi> der Roͤmiſche<lb/> Feldherꝛ (wie <hi rendition="#aq">Plutarchus</hi> und <hi rendition="#aq">Livius</hi> berichten) nach ſeinen Freunden und Anverwandten<lb/> fleiſſigſt gefraget/ und denenſelben alle moͤgliche Ehr erwieſen.</note><lb/> <note xml:id="f2" prev="#f1" place="end" n="(f)"> <p>Es hatte Koͤnig <hi rendition="#fr">Hieron</hi> (welche Geſchicht <hi rendition="#aq">Vitruvius</hi> im 3. Cap. ſeines <hi rendition="#aq">IX.</hi> Buchs<lb/> weitlaͤufftig beſchreibet) oder/ wie andere wollen/ <hi rendition="#fr">Gelon</hi> eine Kron von purem Gold einem<lb/> ſeiner Goͤtzen-Tempel zu widmen/ mit groſſem Koſten auf das zierlichſte bereiten laſſen/ und<lb/> das hierzu erforderte Gold dem Goldſchmid fleiſſig und genau fuͤrgewogen: welcher nach ſehr<lb/> kuͤnſtlicher Verfertigung des Werkes das vorige Gewicht zwar juſt gewaͤhret/ aber (wie man<lb/> aus einigen Merkzeichen geſchloſſen) etwas von dem geliferten Gold entwendet/ und an deſſen<lb/> ſtatt Silber/ gleiches Gewichtes/ mit untergemiſchet. Als nun der Koͤnig den Betrug/<lb/> und wieviel Gold der Meiſter von dem empfangenen Klumpen behalten/ gern eigentlich (und<lb/> doch ohne Verletzung der kuͤnſtlichen Arbeit) erfahren haͤtte/ hat Er <hi rendition="#fr">Archimedem/</hi> der Sa-<lb/> che nachzudenken/ erſuchet. Dieſer nun kam ohngefehr mit dieſen Gedanken in das Bad/<lb/> und in dem er/ in einen vollen Waſſer-Zuber ſteigend/ beobachtete/ daß/ je mehr er ſeinen Leib<lb/> in das Waſſer geſenket/ je mehr Waſſer aus dem vollen Zuber lauffen/ und jenem Raum<lb/> machen muͤſte/ ſprang er fuͤr Freuden alſo bald aus dem Bad/ welches ihme einen gewiſſen Weg/<lb/> des Koͤnigs Begehren zu vergnuͤgen/ gezeiget hatte: ließ ihm alſo balden zur Hand ſchaffen<lb/> ein Stuͤkk pures und feines Gold/ und ein anders von lauterem Silber/ beyde juſt am Ge-<lb/> wicht obbeſagter Krone gleich: ſenkte darauf die Krone ſaͤnſtiglich in ein/ hierzu bereitetes/<lb/> und mit Waſſer biß oben angefuͤlltes Geſchirꝛ/ und woge das in eine untergeſetzte Schale aus-<lb/> gelauffene Waſſer auf das allerfleiſſigſte: eben dergleichen That er hernachmals mit dem Gold-<lb/> und wieder abſonderlich mit dem Silber-Stuͤkk; befande alſo/ daß von dem Silber-Stuͤkk<lb/> das meiſte/ von dem Gold-Stuͤkk aber (weil nehmlich ein Gold-Stuͤkk/ wegen ſeiner dich-<lb/> ten Subſtanz jederzeit kleiner iſt als ein Silber-Stuͤkk/ ſo da gleiches Gewichtes iſt) das we-<lb/> nigſte/ von der Krone aber zwar viel weniger als von dem Silber- jedoch aber etwas mehr<lb/> als von dem Gold-Stuͤkk ausgefloſſen; wordurch er dann nicht nur den Argwohn des Be-<lb/> trugs beſtaͤttiget/ ſondern auch die Groͤſſe deſſelben eigentlich beſtimmet hat; welche auch<lb/> hier leichtlich koͤnnte benennet werden/ wann <hi rendition="#aq">Vitruvius</hi> neben dem Gewicht der Kron auch<lb/> das Gewicht des jederſeits ausgeloffenen Waſſers mit angemerket haͤtte. Jedennoch aber<lb/> kan man/ wann beyderſeits etwas gewiſſes nach Belieben geſetzet wird/ aufs wenigſte die Art<lb/> und Weiſe/ vermittelſt welcher <hi rendition="#fr">Archimedes</hi> die Vielheit des untergemiſchten Silbers end-<lb/> lich genau berechnet habe/ fuͤr Augen ſtellen.</p><lb/> <p>Nehmlich/ ſo man ſetzet/ daß die Krone (und alſo auch das ganze pure/ ſo wol Gold- als<lb/> Silber-Stuͤkk) gewogen habe 10. ℔, von dem Gold-Stuͤkk aber abgefloſſen ſey 1. ℔ Waſ-<lb/> ſer/ von dem Silber-Stuͤkk 1½ ℔, von der Kron endlich 1½ ℔, ſo iſt der Unterſchied zwi-<lb/> ſchen dem Waſſer des Silber-Stuͤkkes und des Gold-Stuͤkkes ½ ℔, zwiſchen dem Waſſer<lb/> der vermiſchten Kron aber und dem Waſſer eben beſagten Gold-Stuͤkkes ⅑. Woraus man<lb/> dann folgender Geſtalt ſchlieſſet:<lb/><formula/> welches in der Krone unter das Gold vermiſchet worden/ alſo daß des Goldes nur 7<formula notation="TeX">\frac {7}{9} </formula> ℔<lb/> darzu kommen.</p><lb/> <p>Durch die Buchſtaben Rechnung oder ſo genannte <hi rendition="#aq">Analyſin</hi> koͤnnte (wem es beliebete)<lb/> die Sache alſo gleichſam ruͤkklings eroͤrtert werden.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Naͤchſt</fw><lb/> </note> </div> </div> </front> </text> </TEI> [0016]
⁽e⁾ Wer eigentlich unſers Archimedis Eltern geweſen ſeyen/ iſt nicht bekannt. So
viel haben wir aus Plutarcho Nachricht/ daß er ſey geweſen ἵερωνι _ὠ βασιλ_ συ_ς ϰ_ φίλ_ς,
des (zu ſeiner Zeit in Sicilien regierenden) Koͤnigs Hierons Freund und Blutsver-
wandter/ und alſo auch des Gelons/ dem Er ſeine Sandrechnung zugeſchrieben/ als wel-
cher eben dieſes Hierons Sohn geweſen/ und zu ſeines Vatters Lebzeiten bereit nicht nur des
Nahmens/ ſondern auch oftmals der Gewalt eines Koͤnigs ſich bedienet/ wie beym Livio im
23. Jahr nach Erbauung der Stadt Rom zu erſehen. So groſſe Ehr aber Archimedes
von dieſer Koͤnige Hohheit/ ſeines Urſprungs halber/ gehabt; ſo viel Urſach hat hingegen eben
dieſer Koͤnigliche Stamm gehabt/ nicht nur ſeine Ehr/ ſondern auch ſeine ganze Wolfahrt/
des Archimedis tieſſinnigen Erfindungen zu danken. Dann als die Stadt Syrakuſa/ nach
vielfaͤltigem verwunderlichen Widerſtand des Archimedis eingenommen/ und dieſer vortreff-
liche Kopf/ wider des Feldherꝛn Verbott/ erſtochen worden/ hat Warcellus der Roͤmiſche
Feldherꝛ (wie Plutarchus und Livius berichten) nach ſeinen Freunden und Anverwandten
fleiſſigſt gefraget/ und denenſelben alle moͤgliche Ehr erwieſen.
⁽f⁾ Es hatte Koͤnig Hieron (welche Geſchicht Vitruvius im 3. Cap. ſeines IX. Buchs
weitlaͤufftig beſchreibet) oder/ wie andere wollen/ Gelon eine Kron von purem Gold einem
ſeiner Goͤtzen-Tempel zu widmen/ mit groſſem Koſten auf das zierlichſte bereiten laſſen/ und
das hierzu erforderte Gold dem Goldſchmid fleiſſig und genau fuͤrgewogen: welcher nach ſehr
kuͤnſtlicher Verfertigung des Werkes das vorige Gewicht zwar juſt gewaͤhret/ aber (wie man
aus einigen Merkzeichen geſchloſſen) etwas von dem geliferten Gold entwendet/ und an deſſen
ſtatt Silber/ gleiches Gewichtes/ mit untergemiſchet. Als nun der Koͤnig den Betrug/
und wieviel Gold der Meiſter von dem empfangenen Klumpen behalten/ gern eigentlich (und
doch ohne Verletzung der kuͤnſtlichen Arbeit) erfahren haͤtte/ hat Er Archimedem/ der Sa-
che nachzudenken/ erſuchet. Dieſer nun kam ohngefehr mit dieſen Gedanken in das Bad/
und in dem er/ in einen vollen Waſſer-Zuber ſteigend/ beobachtete/ daß/ je mehr er ſeinen Leib
in das Waſſer geſenket/ je mehr Waſſer aus dem vollen Zuber lauffen/ und jenem Raum
machen muͤſte/ ſprang er fuͤr Freuden alſo bald aus dem Bad/ welches ihme einen gewiſſen Weg/
des Koͤnigs Begehren zu vergnuͤgen/ gezeiget hatte: ließ ihm alſo balden zur Hand ſchaffen
ein Stuͤkk pures und feines Gold/ und ein anders von lauterem Silber/ beyde juſt am Ge-
wicht obbeſagter Krone gleich: ſenkte darauf die Krone ſaͤnſtiglich in ein/ hierzu bereitetes/
und mit Waſſer biß oben angefuͤlltes Geſchirꝛ/ und woge das in eine untergeſetzte Schale aus-
gelauffene Waſſer auf das allerfleiſſigſte: eben dergleichen That er hernachmals mit dem Gold-
und wieder abſonderlich mit dem Silber-Stuͤkk; befande alſo/ daß von dem Silber-Stuͤkk
das meiſte/ von dem Gold-Stuͤkk aber (weil nehmlich ein Gold-Stuͤkk/ wegen ſeiner dich-
ten Subſtanz jederzeit kleiner iſt als ein Silber-Stuͤkk/ ſo da gleiches Gewichtes iſt) das we-
nigſte/ von der Krone aber zwar viel weniger als von dem Silber- jedoch aber etwas mehr
als von dem Gold-Stuͤkk ausgefloſſen; wordurch er dann nicht nur den Argwohn des Be-
trugs beſtaͤttiget/ ſondern auch die Groͤſſe deſſelben eigentlich beſtimmet hat; welche auch
hier leichtlich koͤnnte benennet werden/ wann Vitruvius neben dem Gewicht der Kron auch
das Gewicht des jederſeits ausgeloffenen Waſſers mit angemerket haͤtte. Jedennoch aber
kan man/ wann beyderſeits etwas gewiſſes nach Belieben geſetzet wird/ aufs wenigſte die Art
und Weiſe/ vermittelſt welcher Archimedes die Vielheit des untergemiſchten Silbers end-
lich genau berechnet habe/ fuͤr Augen ſtellen.
Nehmlich/ ſo man ſetzet/ daß die Krone (und alſo auch das ganze pure/ ſo wol Gold- als
Silber-Stuͤkk) gewogen habe 10. ℔, von dem Gold-Stuͤkk aber abgefloſſen ſey 1. ℔ Waſ-
ſer/ von dem Silber-Stuͤkk 1½ ℔, von der Kron endlich 1½ ℔, ſo iſt der Unterſchied zwi-
ſchen dem Waſſer des Silber-Stuͤkkes und des Gold-Stuͤkkes ½ ℔, zwiſchen dem Waſſer
der vermiſchten Kron aber und dem Waſſer eben beſagten Gold-Stuͤkkes ⅑. Woraus man
dann folgender Geſtalt ſchlieſſet:
[FORMEL] welches in der Krone unter das Gold vermiſchet worden/ alſo daß des Goldes nur 7[FORMEL] ℔
darzu kommen.
Durch die Buchſtaben Rechnung oder ſo genannte Analyſin koͤnnte (wem es beliebete)
die Sache alſo gleichſam ruͤkklings eroͤrtert werden.
Naͤchſt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |