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Sturm, Johann Christoph: Des Unvergleichlichen Archjmedjs Kunst-Bücher. Nürnberg, 1670.

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Erzgruben aus/ damit sie zu vorhabendem Werk bequem und bereit seyen. Die-
weil nun solcher Schöpfzeug überaus künstlich ist/ so wird durch leichte Mühe eine
grosse Menge Wassers/ ja der völlige Zulauf eines Flusses biß auf den Grund aus-
geleeret. Es muß sich abet billich einer verwundern über die Tiefsinnigkeit des
Künstlers/ nicht allein in diesen/ sondern noch in andern vielen und grössern durch
die ganze Welt berühmten Kunstzeugen; von welchen wir absonderlich und mit
Fleiß handlen wollen/ wann wir auf Archimedis Zeiten kommen werden.
(k) Dieses berichtet von Archimede Zetzes Chiliad. II. hist. 35. unserm Teutschen
nach mit folgenden Worten: Welcher viele Kunstgerüste von grossen Kräften zu-
sammen gerichtet/ und vermittelst eines dreyfachen Zuges
(Trispasto) mit der eini-
gen und zwar linken Hand ein Last-Schiff/ so fünftausend Scheffel Korn gefasset/
in die Höhe gezogen hat.
(l) Es war Archimedes damit nicht vergnüget/ daß er was schwär und Erd-werts
geneigt war/ wider seine natürliche Reigung Himmel-werts gleichsam aufziehen und entzukken
kunte/ so gar/ daß er auch (Plutarchi Zeugnus nach) gegen König Hieron sich verlauten
lassen: Wann er nur ausser der Erden einen Stand hätte/ da er festen Fuß setzen könnte/ so
wolt er die Erde selbsten aus ihrem natürlichen Sitz bewegen; sondern er bauete auch in seinem
tiefstsinnigen Gehirn so verwunderliche Gerüste und Zugwerke/ vermittelst welcher er den
Himmel selbsten auf die Erden zu ziehen/ und desselben unaussprechliche Weitläuffigkeit in-
nerhalb eines engen Rundes zu zwingen/ sich unterstanden. Dann er bereite eine Himmels-
Kugel von so unglaublicher Kunst/ daß in derselben alle eigentliche Himmels-Bewegungen/
nicht allein der beständige Lauff derer Haft-Sternen/ sondern auch das gleichsam unordentliche
Jrren derer Planeten/ des Mond-Liechtes Monatliche Ab- und Zunahm/ beneben allen an-
dern beobachteten Himmels-Erscheinungen/ richtig/ und ihrem Vorbild gemäß/ zu schauen
waren. Daß dannenhero Cicero nicht unbillich dieser hochvernünfftigen Erfindung in Wi-
derlegung des schändlichen Jrrthums derer Epicurer von der Vorsehung GOttes sich bedienet.
Diese/ spricht er/ zweiffeln von der Welt/ aus welcher alle Ding werden und entstehen/
ob dieselbe nur also ohngefehr entstanden/ oder durch eine unumbgängliche Noht-
wendigkeit werden müssen/ oder durch einige Vernunfft/ oder von einigem Göttli-
chen Sinn also gemacht sey: und halten also darfür/ Archimedes habe mehr ver-
mocht in Nachahmung des Himmels-Laufs/ als die Natur in erstmahliger Anord-
nung desselben/ da doch dieses Vorbild weit volikommener/ und tiefsinniger/ als
jenes Nachbild/ gemachet und ausgearbeitet ist/
Lib. II. de Nat. Deor. Heutigs Tages
werden dergleichen Werke hin und wider in der Welt gefunden/ wie dann Petrus Ramus sol-
cher Himmels-Kugeln zwey zu Paris gesehen zu haben berichtet/ welche unter des Sicilischen
und Teutschen Krieges Beute dahin gebracht worden/ und Rivaltus noch zweyer anderer ge-
denket/ welche Marinus Burgesius, Ludwig dem XIII. König in Frankreich mit eigener
Hand gemacht und verehret hat. Jedennoch aber ist dieses das verwunderlichste an der Ar-
chimedeischen Himmels-Kugel/ daß sie solle aus Glaß gemacht gewesen seyn/ wie solches aus
Claudiano, bey welchem eine absonderliche Beschreibung dieses Kunstwerkes zu finden ist/
kan ersehen werden.
(m) Aus Valerii Maximi VIII. Buch ist dieses leicht zu verstehen/ welcher hiervon/
unserm Teutschen nach/ also redet: Auch des Archimedis hohe Embsigkeit wolte ich
nutzlich nennen/ wann sie ihme das Leben nur gebracht/ nicht aber auch geraubt
hätte. Dann bey Einnehmung der Stadt Syrakusa hatte Marcellus empfun-
den/ daß durch jenes Kunstwerke er an seinem Sieg/ lang sey verhindert worden/
jedoch aber/ aus sonderbahrer Belustigung über die sonderbahre Klugheit des
Mannes durch ein offentliches Gebot desselben Leben zu verschonen ernstlich be-
fohlen/ sast eben so viel Ehr in Erhaltung Archimedis/ als in Eroberung der Stadt
Syrakusa suchende. Dieser aber/ in dem er Augen und Gemühr Erd-werts auf
die im Sand zu beschreibende Figuren gerichtet/ hat deme/ Raubens halber in das
Haus gefallenen/ und mit gezukktem Schwerd/ wer er wäre/ fragenden Krieger/
vor lauter Begierd das gesuchte zu finden/ seinen Nahmen nicht sagen können/ son-
dern mit der einen/ aus dem Sand herfür gezogenen Hand denselben zu rukk ge-
halten/ sprechende: Ey Lieber verstöre mir diese meine Kreißzüge nicht; Und also
hat er/ den Befehl des Siegers gleichsam verachtend/ von des Kriegers Schwerd

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Erzgruben aus/ damit ſie zu vorhabendem Werk bequem und bereit ſeyen. Die-
weil nun ſolcher Schoͤpfzeug uͤberaus künſtlich iſt/ ſo wird durch leichte Muͤhe eine
groſſe Menge Waſſers/ ja der voͤllige Zulauf eines Fluſſes biß auf den Grund aus-
geleeret. Es muß ſich abet billich einer verwundern uͤber die Tiefſinnigkeit des
Kuͤnſtlers/ nicht allein in dieſen/ ſondern noch in andern vielen und groͤſſern durch
die ganze Welt berühmten Kunſtzeugen; von welchen wir abſonderlich und mit
Fleiß handlen wollen/ wann wir auf Archimedis Zeiten kommen werden.
(k) Dieſes berichtet von Archimede Zetzes Chiliad. II. hiſt. 35. unſerm Teutſchen
nach mit folgenden Worten: Welcher viele Kunſtgeruͤſte von groſſen Kraͤften zu-
ſammen gerichtet/ und vermittelſt eines dreyfachen Zuges
(Trispaſto) mit der eini-
gen und zwar linken Hand ein Laſt-Schiff/ ſo fuͤnftauſend Scheffel Korn gefaſſet/
in die Hoͤhe gezogen hat.
(l) Es war Archimedes damit nicht vergnuͤget/ daß er was ſchwaͤr und Erd-werts
geneigt war/ wider ſeine natuͤrliche Reigung Himmel-werts gleichſam aufziehen und entzukken
kunte/ ſo gar/ daß er auch (Plutarchi Zeugnus nach) gegen Koͤnig Hieron ſich verlauten
laſſen: Wann er nur auſſer der Erden einen Stand haͤtte/ da er feſten Fuß ſetzen koͤnnte/ ſo
wolt er die Erde ſelbſten aus ihrem natuͤrlichen Sitz bewegen; ſondern er bauete auch in ſeinem
tiefſtſinnigen Gehirn ſo verwunderliche Geruͤſte und Zugwerke/ vermittelſt welcher er den
Himmel ſelbſten auf die Erden zu ziehen/ und deſſelben unausſprechliche Weitlaͤuffigkeit in-
nerhalb eines engen Rundes zu zwingen/ ſich unterſtanden. Dann er bereite eine Himmels-
Kugel von ſo unglaublicher Kunſt/ daß in derſelben alle eigentliche Himmels-Bewegungen/
nicht allein der beſtaͤndige Lauff derer Haft-Sternen/ ſondern auch das gleichſam unordentliche
Jrren derer Planeten/ des Mond-Liechtes Monatliche Ab- und Zunahm/ beneben allen an-
dern beobachteten Himmels-Erſcheinungen/ richtig/ und ihrem Vorbild gemaͤß/ zu ſchauen
waren. Daß dannenhero Cicero nicht unbillich dieſer hochvernuͤnfftigen Erfindung in Wi-
derlegung des ſchaͤndlichen Jrꝛthums derer Epicurer von der Vorſehung GOttes ſich bedienet.
Dieſe/ ſpricht er/ zweiffeln von der Welt/ aus welcher alle Ding werden und entſtehen/
ob dieſelbe nur alſo ohngefehr entſtanden/ oder durch eine unumbgaͤngliche Noht-
wendigkeit werden muͤſſen/ oder durch einige Vernunfft/ oder von einigem Goͤttli-
chen Sinn alſo gemacht ſey: und halten alſo darfuͤr/ Archimedes habe mehr ver-
mocht in Nachahmung des Himmels-Laufs/ als die Natur in erſtmahliger Anord-
nung deſſelben/ da doch dieſes Vorbild weit volikommener/ und tiefſinniger/ als
jenes Nachbild/ gemachet und ausgearbeitet iſt/
Lib. II. de Nat. Deor. Heutigs Tages
werden dergleichen Werke hin und wider in der Welt gefunden/ wie dann Petrus Ramus ſol-
cher Himmels-Kugeln zwey zu Paris geſehen zu haben berichtet/ welche unter des Siciliſchen
und Teutſchen Krieges Beute dahin gebracht worden/ und Rivaltus noch zweyer anderer ge-
denket/ welche Marinus Burgeſius, Ludwig dem XIII. Koͤnig in Frankreich mit eigener
Hand gemacht und verehret hat. Jedennoch aber iſt dieſes das verwunderlichſte an der Ar-
chimedeiſchen Himmels-Kugel/ daß ſie ſolle aus Glaß gemacht geweſen ſeyn/ wie ſolches aus
Claudiano, bey welchem eine abſonderliche Beſchreibung dieſes Kunſtwerkes zu finden iſt/
kan erſehen werden.
(m) Aus Valerii Maximi VIII. Buch iſt dieſes leicht zu verſtehen/ welcher hiervon/
unſerm Teutſchen nach/ alſo redet: Auch des Archimedis hohe Embſigkeit wolte ich
nutzlich nennen/ wann ſie ihme das Leben nur gebracht/ nicht aber auch geraubt
haͤtte. Dann bey Einnehmung der Stadt Syrakuſa hatte Marcellus empfun-
den/ daß durch jenes Kunſtwerke er an ſeinem Sieg/ lang ſey verhindert worden/
jedoch aber/ aus ſonderbahrer Beluſtigung uͤber die ſonderbahre Klugheit des
Mannes durch ein offentliches Gebot deſſelben Leben zu verſchonen ernſtlich be-
fohlen/ ſaſt eben ſo viel Ehr in Erhaltung Archimedis/ als in Eroberung der Stadt
Syrakuſa ſuchende. Dieſer aber/ in dem er Augen und Gemuͤhr Erd-werts auf
die im Sand zu beſchreibende Figuren gerichtet/ hat deme/ Raubens halber in das
Haus gefallenen/ und mit gezukktem Schwerd/ wer er waͤre/ fragenden Krieger/
vor lauter Begierd das geſuchte zu finden/ ſeinen Nahmen nicht ſagen koͤnnen/ ſon-
dern mit der einen/ aus dem Sand herfuͤr gezogenen Hand denſelben zu rukk ge-
halten/ ſprechende: Ey Lieber verſtoͤre mir dieſe meine Kreißzuͤge nicht; Und alſo
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Zitationshilfe: Sturm, Johann Christoph: Des Unvergleichlichen Archjmedjs Kunst-Bücher. Nürnberg, 1670, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturm_kunst_1670/19>, abgerufen am 21.11.2024.