Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775.Sammlung [Spaltenumbruch]
2. "Vater, es gescheh dein Wil- 3. Dir will ich mich übergeben; 4. Lamm, das, von verruchten 5. Unter Pfeilen bittern Spottes, 6. Selbst der Feinde Heil zu su- 27. Mel. Wenn meine Sünd etc. Hin an dein Kreuz zu treten; in 2. Wie ist des Besten Seele bis 3. Fallt nieder! bebt, ihr Sün- 4. So liebt er uns Verbrecher! 5. Hörts! die ihr eure Herzen 6. Vernehmts auch ihr, o Spöt- 7. Ihr, eurer Brüder Feinde, 8. Noch wären seine Quaalen; nes
Sammlung [Spaltenumbruch]
2. „Vater, es geſcheh dein Wil- 3. Dir will ich mich übergeben; 4. Lamm, das, von verruchten 5. Unter Pfeilen bittern Spottes, 6. Selbſt der Feinde Heil zu ſu- 27. Mel. Wenn meine Sünd ꝛc. Hin an dein Kreuz zu treten; in 2. Wie iſt des Beſten Seele bis 3. Fallt nieder! bebt, ihr Sün- 4. So liebt er uns Verbrecher! 5. Hörts! die ihr eure Herzen 6. Vernehmts auch ihr, o Spöt- 7. Ihr, eurer Brüder Feinde, 8. Noch wären ſeine Quaalen; nes
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0332" n="310"/> <fw place="top" type="header">Sammlung</fw><lb/> <cb/> <p>2. „Vater, es geſcheh dein Wil-<lb/> le!„ Alſo betete der Sohn. Alſo<lb/> bet’ auch ich; und Stille herrſeht<lb/> in meinem Geiſte ſchon. Willig<lb/> folg’ ich Jeſu Schritten, der ganz<lb/> rein von aller Schuld, ſo viel mehr<lb/> als ich, gelitten. Dieß, dieß ſtärkt<lb/> mich zur Geduld.</p><lb/> <p>3. Dir will ich mich übergeben;<lb/> Jeſu, bilde mich nach dir. Herr,<lb/> du ſtarbſt, in mir zu leben; lebe<lb/> denn nun auch in mir. Lamm zur<lb/> Schlachtbank hingeführet, hilf, daß<lb/> ich in feſter Treu, wie den Deini-<lb/> gen gebühret, durch Geduld dir<lb/> ähnlich ſey.</p><lb/> <p>4. Lamm, das, von verruchten<lb/> Zungen, frech verhöhnet, dennoch<lb/> ſchwieg! Stiller Muth bey Lä-<lb/> ſterungen; welch’ ein edelmüth’ ger<lb/> Sieg! Muß ich gleichen Grimm<lb/> empfinden; lehre mich gelaſſen ſeyn,<lb/> und, will ſich mein Zorn entzünden,<lb/> flöß mir deine Sanftmuth ein.</p><lb/> <p>5. Unter Pfeilen bittern Spottes,<lb/> ja, im Schmerz der Kreuzigung;<lb/> da vergabſt du noch, Lamm Got-<lb/> tes, jegliche Beleidigung. „Vater,<lb/> „ſo hör ich dich ſprechen, ihrer<lb/> „ſchone dein Gericht, denn ſie ken-<lb/> „nen die Verbrechen, die ſie jetzt<lb/> verüben, nicht.</p><lb/> <p>6. Selbſt der Feinde Heil zu ſu-<lb/> chen, reitz’ auch uns dieß Beyſpiel<lb/> an. Ja, wir wollen, wenn ſie<lb/> fluchen, mit Gebet zu Gott uns<lb/> nahn. „Ihre Schuld wollſt du<lb/> „erlaſſen; das, o Gott, iſt unſer<lb/> „Flehn; daß einſt ſelber, die uns<lb/> „haſſen, dort mit uns dein Antlitz<lb/> „ſehn.„</p><lb/> <p>27. Mel. <hi rendition="#fr">Wenn meine Sünd</hi> ꝛc.</p><lb/> <p><hi rendition="#in">H</hi>in an dein Kreuz zu treten; in<lb/> deinem Leiden dich voll Glau-<lb/> ben anzubeten, Verſöhner ſtärke<lb/><cb/> mich! Laß mich mit Zittern und<lb/> Vertraun, wie du dich für die Sün-<lb/> der hin in den Tod gabſt, ſchaun!</p><lb/> <p>2. Wie iſt des Beſten Seele bis<lb/> in den Tod betrübt! So brünſtig,<lb/> meine Seele, hat Jeſus dich geliebt.<lb/> In heiſſen Aengſten ſchwebt er da;<lb/> mit unſrer Schuld beladen, dem<lb/> Opfertode nah.</p><lb/> <p>3. Fallt nieder! bebt, ihr Sün-<lb/> der! verhüllt das Angeſicht! Jetzt<lb/> iſt für Adams Kinder der Mitler<lb/> im Gericht! Er leidet unſers Todes<lb/> Pein, fühlt unnennbahre Quaalen,<lb/> uns Menſchen zu befreyn.</p><lb/> <p>4. So liebt er uns Verbrecher!<lb/> So groß iſt unſre Schuld! Gott<lb/> iſt der Sünden Rächer! Und<lb/> Gott iſt Gnad und Huld. Wer<lb/> nun den Sündengräul nicht haßt,<lb/> häuft auf den Tag des Zornes ſich<lb/> ſelbſt des Zornes Laſt.</p><lb/> <p>5. Hörts! die ihr eure Herzen<lb/> noch ihrem Dienſt ergebt; der<lb/> Preis ſo vieler Schmerzen iſt, daß<lb/> ihr ewig lebt. O nehmt an ſeiner<lb/> Gnade Theil, erkennet ſeine Liebe,<lb/> verwerft nicht euer Heil.</p><lb/> <p>6. Vernehmts auch ihr, o Spöt-<lb/> ter, die ihr den Mittler ſchmäht!<lb/> Er iſt auch euer Retter! Hört<lb/> für euch ſein Gebet: ſie wiſſens<lb/> nicht, was ſie begehn; vergieb, o<lb/> Vater, ihnen, wenn ſie einſt zu dir<lb/> flehn!</p><lb/> <p>7. Ihr, eurer Brüder Feinde,<lb/> o ſchlagt an eure Bruſt! Seyd<lb/> aller Menſchen Freunde! Ver-<lb/> dammt der Rache Luſt! Vergel-<lb/> tet euren Haſſern nie! Den Fein-<lb/> den, die euch fluchen, vergebt und<lb/> ſegnet ſie.</p><lb/> <p>8. Noch wären ſeine Quaalen;<lb/> noch trinkt er ohne Raſt des Zor-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nes</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [310/0332]
Sammlung
2. „Vater, es geſcheh dein Wil-
le!„ Alſo betete der Sohn. Alſo
bet’ auch ich; und Stille herrſeht
in meinem Geiſte ſchon. Willig
folg’ ich Jeſu Schritten, der ganz
rein von aller Schuld, ſo viel mehr
als ich, gelitten. Dieß, dieß ſtärkt
mich zur Geduld.
3. Dir will ich mich übergeben;
Jeſu, bilde mich nach dir. Herr,
du ſtarbſt, in mir zu leben; lebe
denn nun auch in mir. Lamm zur
Schlachtbank hingeführet, hilf, daß
ich in feſter Treu, wie den Deini-
gen gebühret, durch Geduld dir
ähnlich ſey.
4. Lamm, das, von verruchten
Zungen, frech verhöhnet, dennoch
ſchwieg! Stiller Muth bey Lä-
ſterungen; welch’ ein edelmüth’ ger
Sieg! Muß ich gleichen Grimm
empfinden; lehre mich gelaſſen ſeyn,
und, will ſich mein Zorn entzünden,
flöß mir deine Sanftmuth ein.
5. Unter Pfeilen bittern Spottes,
ja, im Schmerz der Kreuzigung;
da vergabſt du noch, Lamm Got-
tes, jegliche Beleidigung. „Vater,
„ſo hör ich dich ſprechen, ihrer
„ſchone dein Gericht, denn ſie ken-
„nen die Verbrechen, die ſie jetzt
verüben, nicht.
6. Selbſt der Feinde Heil zu ſu-
chen, reitz’ auch uns dieß Beyſpiel
an. Ja, wir wollen, wenn ſie
fluchen, mit Gebet zu Gott uns
nahn. „Ihre Schuld wollſt du
„erlaſſen; das, o Gott, iſt unſer
„Flehn; daß einſt ſelber, die uns
„haſſen, dort mit uns dein Antlitz
„ſehn.„
27. Mel. Wenn meine Sünd ꝛc.
Hin an dein Kreuz zu treten; in
deinem Leiden dich voll Glau-
ben anzubeten, Verſöhner ſtärke
mich! Laß mich mit Zittern und
Vertraun, wie du dich für die Sün-
der hin in den Tod gabſt, ſchaun!
2. Wie iſt des Beſten Seele bis
in den Tod betrübt! So brünſtig,
meine Seele, hat Jeſus dich geliebt.
In heiſſen Aengſten ſchwebt er da;
mit unſrer Schuld beladen, dem
Opfertode nah.
3. Fallt nieder! bebt, ihr Sün-
der! verhüllt das Angeſicht! Jetzt
iſt für Adams Kinder der Mitler
im Gericht! Er leidet unſers Todes
Pein, fühlt unnennbahre Quaalen,
uns Menſchen zu befreyn.
4. So liebt er uns Verbrecher!
So groß iſt unſre Schuld! Gott
iſt der Sünden Rächer! Und
Gott iſt Gnad und Huld. Wer
nun den Sündengräul nicht haßt,
häuft auf den Tag des Zornes ſich
ſelbſt des Zornes Laſt.
5. Hörts! die ihr eure Herzen
noch ihrem Dienſt ergebt; der
Preis ſo vieler Schmerzen iſt, daß
ihr ewig lebt. O nehmt an ſeiner
Gnade Theil, erkennet ſeine Liebe,
verwerft nicht euer Heil.
6. Vernehmts auch ihr, o Spöt-
ter, die ihr den Mittler ſchmäht!
Er iſt auch euer Retter! Hört
für euch ſein Gebet: ſie wiſſens
nicht, was ſie begehn; vergieb, o
Vater, ihnen, wenn ſie einſt zu dir
flehn!
7. Ihr, eurer Brüder Feinde,
o ſchlagt an eure Bruſt! Seyd
aller Menſchen Freunde! Ver-
dammt der Rache Luſt! Vergel-
tet euren Haſſern nie! Den Fein-
den, die euch fluchen, vergebt und
ſegnet ſie.
8. Noch wären ſeine Quaalen;
noch trinkt er ohne Raſt des Zor-
nes
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