[Spaltenumbruch]
schwerste Bürde deucht, gegen seine Last, mir leicht.
11. Mein Erlöser hangt am Kreuz. Herr, ich bleib im Tod und Leben dir ergeben. Als du star- best, starbst du mir. Wenn ich sterbe, sterb ich dir.
40. Mel. Auf meinen lieben Gott etc.
Mein Jesu, für dein Herz, welch ein so herber Schmerz! den du weit mehr empfunden, als Striemen, Schläg und Wun- den! Die kleine Zahl von Freun- den kränkt dich, gleich deinen Feinden.
2. Kaum naht sich die Gefahr; so bebt der Jünger Schaar. Die erst sich hoch vermessen, eh sie der Treu vergessen, den Tod auch vor- zuziehen, verlassen dich, und flie- hen.
3. Der kühn sein Schwerdt ge- zückt, dein Petrus selbst, erschrickt. Er flieht, eh Bande drohen; schämt sich, daß er geflohen; kehrt ein, und eilt verwegen dem tiefen Fall entgegen.
4. Wie ist der Mensch so schwach! So viel sein Muth versprach; doch liegt er da im Staube. Erloschen ist sein Glaube; sein kühner Muth gedämpfet, ach Christen wacht und kämpfet!
5. Wo ist nun Petri Treu? der Jesum vormals frey für Gottes Sohn bekannte, für ihn von Eifer brannte, der hat vor Jesu Ohren, bald frech ihn abgeschworen.
6. Doch, Herr, dein Liebesblick bringt ihn alsbald zurück. Er fühlet sein Verbrechen, kann nun vor Schmerz nicht sprechen, und weint nur bittre Thränen, die sich nach Gnade sehnen.
[Spaltenumbruch]
7. Er sucht und findet sie. Ver- zagt denn, Sünder, nie! Klein- müthge Zweifel schweiget, die Sa- tanslist erzeuget! So groß sind keine Sünden; sie können Gna- de finden.
8. Daß der Verräther doch, auch nach dem Frevel noch, um Gnad' in Reu geflehet; nicht Gottes Huld verschmähet! In des Ver- rathnen Wunden hätt' er auch Heil gefunden.
9. Zwar schrecklich war die That, daß er den untertrat, der ihn zum Freunde wählte, und zu den Zwölfen zählte; daß er, da Jesus lockte, sein freches Herz ver- stockte.
10. Doch für die ganze Welt, welch köstlich Lösegeld! So wahr der lebt, der Leben, uns allen hat gegeben; (so schwört es selbst der Rächer;) es gilt auch für Ver- brecher.
11. Ach! der den Rath ihm gab, der Satan läßt nicht ab, daß er ihn ängst und quäle bis Judas seine Seele durch seine Freveltha- ten, gleich seinem Herrn, ver- rathen.
12. Sein Herz zerfoltert ihn. Der Folter zu entfliehn, erwählt er, gleich den Teufelu, auf ewig zu verzweifeln; zu ewigen Verder- ben von eigener zu sterben.
13. O schreckliches Gericht! O Menschen, daß euch nicht des Sa- tans List berücke! Herr, wehre seine Tücke! Gieb Kraft aus dei- ner Höhe, daß ich ihr wider- stehe.
14. Trennt dennoch Satans List, die stets geschäftig ist, mich, Jesu, von den Deinen; laß mich mit Petro weinen, um Gnad in
De-
Sammlung
[Spaltenumbruch]
ſchwerſte Bürde deucht, gegen ſeine Laſt, mir leicht.
11. Mein Erlöſer hangt am Kreuz. Herr, ich bleib im Tod und Leben dir ergeben. Als du ſtar- beſt, ſtarbſt du mir. Wenn ich ſterbe, ſterb ich dir.
40. Mel. Auf meinen lieben Gott ꝛc.
Mein Jeſu, für dein Herz, welch ein ſo herber Schmerz! den du weit mehr empfunden, als Striemen, Schläg und Wun- den! Die kleine Zahl von Freun- den kränkt dich, gleich deinen Feinden.
2. Kaum naht ſich die Gefahr; ſo bebt der Jünger Schaar. Die erſt ſich hoch vermeſſen, eh ſie der Treu vergeſſen, den Tod auch vor- zuziehen, verlaſſen dich, und flie- hen.
3. Der kühn ſein Schwerdt ge- zückt, dein Petrus ſelbſt, erſchrickt. Er flieht, eh Bande drohen; ſchämt ſich, daß er geflohen; kehrt ein, und eilt verwegen dem tiefen Fall entgegen.
4. Wie iſt der Menſch ſo ſchwach! So viel ſein Muth verſprach; doch liegt er da im Staube. Erloſchen iſt ſein Glaube; ſein kühner Muth gedämpfet, ach Chriſten wacht und kämpfet!
5. Wo iſt nun Petri Treu? der Jeſum vormals frey für Gottes Sohn bekannte, für ihn von Eifer brannte, der hat vor Jeſu Ohren, bald frech ihn abgeſchworen.
6. Doch, Herr, dein Liebesblick bringt ihn alsbald zurück. Er fühlet ſein Verbrechen, kann nun vor Schmerz nicht ſprechen, und weint nur bittre Thränen, die ſich nach Gnade ſehnen.
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7. Er ſucht und findet ſie. Ver- zagt denn, Sünder, nie! Klein- müthge Zweifel ſchweiget, die Sa- tansliſt erzeuget! So groß ſind keine Sünden; ſie können Gna- de finden.
8. Daß der Verräther doch, auch nach dem Frevel noch, um Gnad’ in Reu geflehet; nicht Gottes Huld verſchmähet! In des Ver- rathnen Wunden hätt’ er auch Heil gefunden.
9. Zwar ſchrecklich war die That, daß er den untertrat, der ihn zum Freunde wählte, und zu den Zwölfen zählte; daß er, da Jeſus lockte, ſein freches Herz ver- ſtockte.
10. Doch für die ganze Welt, welch köſtlich Löſegeld! So wahr der lebt, der Leben, uns allen hat gegeben; (ſo ſchwört es ſelbſt der Rächer;) es gilt auch für Ver- brecher.
11. Ach! der den Rath ihm gab, der Satan läßt nicht ab, daß er ihn ängſt und quäle bis Judas ſeine Seele durch ſeine Freveltha- ten, gleich ſeinem Herrn, ver- rathen.
12. Sein Herz zerfoltert ihn. Der Folter zu entfliehn, erwählt er, gleich den Teufelu, auf ewig zu verzweifeln; zu ewigen Verder- ben von eigener zu ſterben.
13. O ſchreckliches Gericht! O Menſchen, daß euch nicht des Sa- tans Liſt berücke! Herr, wehre ſeine Tücke! Gieb Kraft aus dei- ner Höhe, daß ich ihr wider- ſtehe.
14. Trennt dennoch Satans Liſt, die ſtets geſchäftig iſt, mich, Jeſu, von den Deinen; laß mich mit Petro weinen, um Gnad in
De-
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Sammlung
ſchwerſte Bürde deucht, gegen ſeine
Laſt, mir leicht.
11. Mein Erlöſer hangt am
Kreuz. Herr, ich bleib im Tod
und Leben dir ergeben. Als du ſtar-
beſt, ſtarbſt du mir. Wenn ich
ſterbe, ſterb ich dir.
40. Mel. Auf meinen lieben Gott ꝛc.
Mein Jeſu, für dein Herz,
welch ein ſo herber Schmerz!
den du weit mehr empfunden,
als Striemen, Schläg und Wun-
den! Die kleine Zahl von Freun-
den kränkt dich, gleich deinen
Feinden.
2. Kaum naht ſich die Gefahr;
ſo bebt der Jünger Schaar. Die
erſt ſich hoch vermeſſen, eh ſie der
Treu vergeſſen, den Tod auch vor-
zuziehen, verlaſſen dich, und flie-
hen.
3. Der kühn ſein Schwerdt ge-
zückt, dein Petrus ſelbſt, erſchrickt.
Er flieht, eh Bande drohen; ſchämt
ſich, daß er geflohen; kehrt ein,
und eilt verwegen dem tiefen Fall
entgegen.
4. Wie iſt der Menſch ſo ſchwach!
So viel ſein Muth verſprach; doch
liegt er da im Staube. Erloſchen
iſt ſein Glaube; ſein kühner Muth
gedämpfet, ach Chriſten wacht und
kämpfet!
5. Wo iſt nun Petri Treu? der
Jeſum vormals frey für Gottes
Sohn bekannte, für ihn von Eifer
brannte, der hat vor Jeſu Ohren,
bald frech ihn abgeſchworen.
6. Doch, Herr, dein Liebesblick
bringt ihn alsbald zurück. Er
fühlet ſein Verbrechen, kann nun
vor Schmerz nicht ſprechen, und
weint nur bittre Thränen, die ſich
nach Gnade ſehnen.
7. Er ſucht und findet ſie. Ver-
zagt denn, Sünder, nie! Klein-
müthge Zweifel ſchweiget, die Sa-
tansliſt erzeuget! So groß ſind
keine Sünden; ſie können Gna-
de finden.
8. Daß der Verräther doch, auch
nach dem Frevel noch, um Gnad’
in Reu geflehet; nicht Gottes
Huld verſchmähet! In des Ver-
rathnen Wunden hätt’ er auch
Heil gefunden.
9. Zwar ſchrecklich war die
That, daß er den untertrat, der ihn
zum Freunde wählte, und zu den
Zwölfen zählte; daß er, da Jeſus
lockte, ſein freches Herz ver-
ſtockte.
10. Doch für die ganze Welt,
welch köſtlich Löſegeld! So wahr
der lebt, der Leben, uns allen hat
gegeben; (ſo ſchwört es ſelbſt
der Rächer;) es gilt auch für Ver-
brecher.
11. Ach! der den Rath ihm
gab, der Satan läßt nicht ab, daß
er ihn ängſt und quäle bis Judas
ſeine Seele durch ſeine Freveltha-
ten, gleich ſeinem Herrn, ver-
rathen.
12. Sein Herz zerfoltert ihn.
Der Folter zu entfliehn, erwählt
er, gleich den Teufelu, auf ewig
zu verzweifeln; zu ewigen Verder-
ben von eigener zu ſterben.
13. O ſchreckliches Gericht! O
Menſchen, daß euch nicht des Sa-
tans Liſt berücke! Herr, wehre
ſeine Tücke! Gieb Kraft aus dei-
ner Höhe, daß ich ihr wider-
ſtehe.
14. Trennt dennoch Satans
Liſt, die ſtets geſchäftig iſt, mich,
Jeſu, von den Deinen; laß mich
mit Petro weinen, um Gnad in
De-
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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturm_unterhaltung_1781/340>, abgerufen am 26.06.2024.
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