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Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775.

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Sammlung auserlesener Paßionslieder.
[Spaltenumbruch]

66. Mel. Die Seele Christi heil'ge mich.

Wie liebreich, Jesu, ist dein
Herz! Du denkst noch bey
des Todes Schmerz an deiner
Freunde Noth zurück, und sorgest
zärtlich für ihr Glück.

2. Bey deiner Freunde Traurig-
keit fühlst du nur halb dein eignes
Leid; du duldest es in stiller Ruh,
und andrer Elend linderst du.

3. Marien sahst du, wie sie stand
bey deinem Kreuz; dein Herz em-
pfand zwiefältig deiner Mutter Pein;
du eiltest, Trost ihr zu verleihn.

4. Und welche Stärkung gabst du
ihr! Sieh, sprachst du, dieser Jünger
hier, wird, was ich war, in deiner
Pein dein Trost und deine Stütze seyn.

5. Erquickend Wort, das Jesus
spricht! Auch selbst der Tod ent-
kräftet nicht die Zärtlichkeit in sei-
ner Brust, auch noch ist Wohlthun
seine Lust.

6. So brünstig, bis in Tod so
treu sey meine Zärtlichkeit! Ich
sey so willig, andern beyzustehn,
und ihnen Hülfe zu erflehn.

7. Wenn euch, die ich so fromm ge-
liebt, o Freunde, einst mein Tod be-
trübt, denn übergeb ich euch dem
Herrn. Er hört, er hilft, er segnet gern.

67. Mel. Ermuntre dich mein etc.

Wo findet meine Seele Ruh,
auch dann noch, wenn sie
scheidet? Ich eile jenem Kreuze zu,
daran mein Jesus leidet; in schwerer
Müh mir Heil erwirbt, arbeitet,
duldet, blutet, stirbt. Ruh, Freu-
de, Trost und Leben kann mir dies
Kreuz nur geben.

2. Doch kann darauf mein Auge
sich, wohl ohne Wehmuth lenken?
Muß nicht, so oft ich hinschau,
mich des Kreuzes Anblick kränken?
[Spaltenumbruch] Wie blutet, Jesu, mir mein Herz!
Ach! so viel Jammer, so viel
Schmerz hast du durch mich empfun-
den. Ich schlug dir deine Wunden.

3. Von ganzem Herzen haß ich
sie; die Sünden, die dich tödten.
Sie sind mir Gräul! Ach ich kann
nie sie anschaun ohn' Erröthen.
Sie brachten Jesu so viel Pein.
Und dennoch durft ich sie nicht
scheun? doch Jesum so betrüben,
und sie aufs neu verüben?

4. Und euch, ihr Sünden, euch
sollt ich nicht fliehn? verabscheun?
hassen? Aus Liebe hat der Herr für
mich ans Kreuz sich heften lassen.
Mich dringen Liebe' und Dankbar-
keit. Mein Heiland, ja ich bin be-
reit, das Fleisch ans Kreuz zu heften.
Doch Herr, mir fehlts an Kräften.

5. Heil mir! Was sich o Jesu
Christ, aus deiner Seit ergoßen;
der milde Strom des Lebens ist auch
mir zum Trost geflossen. Du kömmst
(Herr, ewig Dank sey dir!) mit
Wasser und mit Blut zu mir, des
Fleisches Macht zu steuren, und
ganz mich zu erneuern.

6. Ich bin, Herr, durch dein Was-
serbad in deinen Tod begraben. Dieß
beut mir, zu Entschluß und That, des
Geistes reiche Gaben. Labt mich im
Abendmahl dein Blut; wie stärckt
nicht dieß den schwachen Muth, gern
jede Last zu tragen, gern jeden Kampf
zu wagen.

7. Wie süß, wie köstlich sind sie
mir! die Segen deines Blutes! Ja,
ewig, Herr, bleib ich bey dir. Bey
dir fehlt mir kein Gutes. Du bist ja
selbst mein höchstes Gut. Die Seele
hat nun, wo sie ruht, sieht sich durch
dich bedecket, auch wenn der Tod sie
schrecket.



Register
Sammlung auserleſener Paßionslieder.
[Spaltenumbruch]

66. Mel. Die Seele Chriſti heil’ge mich.

Wie liebreich, Jeſu, iſt dein
Herz! Du denkſt noch bey
des Todes Schmerz an deiner
Freunde Noth zurück, und ſorgeſt
zärtlich für ihr Glück.

2. Bey deiner Freunde Traurig-
keit fühlſt du nur halb dein eignes
Leid; du duldeſt es in ſtiller Ruh,
und andrer Elend linderſt du.

3. Marien ſahſt du, wie ſie ſtand
bey deinem Kreuz; dein Herz em-
pfand zwiefältig deiner Mutter Pein;
du eilteſt, Troſt ihr zu verleihn.

4. Und welche Stärkung gabſt du
ihr! Sieh, ſprachſt du, dieſer Jünger
hier, wird, was ich war, in deiner
Pein dein Troſt und deine Stütze ſeyn.

5. Erquickend Wort, das Jeſus
ſpricht! Auch ſelbſt der Tod ent-
kräftet nicht die Zärtlichkeit in ſei-
ner Bruſt, auch noch iſt Wohlthun
ſeine Luſt.

6. So brünſtig, bis in Tod ſo
treu ſey meine Zärtlichkeit! Ich
ſey ſo willig, andern beyzuſtehn,
und ihnen Hülfe zu erflehn.

7. Wenn euch, die ich ſo fromm ge-
liebt, o Freunde, einſt mein Tod be-
trübt, denn übergeb ich euch dem
Herrn. Er hört, er hilft, er ſegnet gern.

67. Mel. Ermuntre dich mein ꝛc.

Wo findet meine Seele Ruh,
auch dann noch, wenn ſie
ſcheidet? Ich eile jenem Kreuze zu,
daran mein Jeſus leidet; in ſchwerer
Müh mir Heil erwirbt, arbeitet,
duldet, blutet, ſtirbt. Ruh, Freu-
de, Troſt und Leben kann mir dies
Kreuz nur geben.

2. Doch kann darauf mein Auge
ſich, wohl ohne Wehmuth lenken?
Muß nicht, ſo oft ich hinſchau,
mich des Kreuzes Anblick kränken?
[Spaltenumbruch] Wie blutet, Jeſu, mir mein Herz!
Ach! ſo viel Jammer, ſo viel
Schmerz haſt du durch mich empfun-
den. Ich ſchlug dir deine Wunden.

3. Von ganzem Herzen haß ich
ſie; die Sünden, die dich tödten.
Sie ſind mir Gräul! Ach ich kann
nie ſie anſchaun ohn’ Erröthen.
Sie brachten Jeſu ſo viel Pein.
Und dennoch durft ich ſie nicht
ſcheun? doch Jeſum ſo betrüben,
und ſie aufs neu verüben?

4. Und euch, ihr Sünden, euch
ſollt ich nicht fliehn? verabſcheun?
haſſen? Aus Liebe hat der Herr für
mich ans Kreuz ſich heften laſſen.
Mich dringen Liebe’ und Dankbar-
keit. Mein Heiland, ja ich bin be-
reit, das Fleiſch ans Kreuz zu heften.
Doch Herr, mir fehlts an Kräften.

5. Heil mir! Was ſich o Jeſu
Chriſt, aus deiner Seit ergoßen;
der milde Strom des Lebens iſt auch
mir zum Troſt gefloſſen. Du kömmſt
(Herr, ewig Dank ſey dir!) mit
Waſſer und mit Blut zu mir, des
Fleiſches Macht zu ſteuren, und
ganz mich zu erneuern.

6. Ich bin, Herr, durch dein Waſ-
ſerbad in deinen Tod begraben. Dieß
beut mir, zu Entſchluß und That, des
Geiſtes reiche Gaben. Labt mich im
Abendmahl dein Blut; wie ſtärckt
nicht dieß den ſchwachen Muth, gern
jede Laſt zu tragen, gern jeden Kampf
zu wagen.

7. Wie ſüß, wie köſtlich ſind ſie
mir! die Segen deines Blutes! Ja,
ewig, Herr, bleib ich bey dir. Bey
dir fehlt mir kein Gutes. Du biſt ja
ſelbſt mein höchſtes Gut. Die Seele
hat nun, wo ſie ruht, ſieht ſich durch
dich bedecket, auch wenn der Tod ſie
ſchrecket.



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[334/0356] Sammlung auserleſener Paßionslieder. 66. Mel. Die Seele Chriſti heil’ge mich. Wie liebreich, Jeſu, iſt dein Herz! Du denkſt noch bey des Todes Schmerz an deiner Freunde Noth zurück, und ſorgeſt zärtlich für ihr Glück. 2. Bey deiner Freunde Traurig- keit fühlſt du nur halb dein eignes Leid; du duldeſt es in ſtiller Ruh, und andrer Elend linderſt du. 3. Marien ſahſt du, wie ſie ſtand bey deinem Kreuz; dein Herz em- pfand zwiefältig deiner Mutter Pein; du eilteſt, Troſt ihr zu verleihn. 4. Und welche Stärkung gabſt du ihr! Sieh, ſprachſt du, dieſer Jünger hier, wird, was ich war, in deiner Pein dein Troſt und deine Stütze ſeyn. 5. Erquickend Wort, das Jeſus ſpricht! Auch ſelbſt der Tod ent- kräftet nicht die Zärtlichkeit in ſei- ner Bruſt, auch noch iſt Wohlthun ſeine Luſt. 6. So brünſtig, bis in Tod ſo treu ſey meine Zärtlichkeit! Ich ſey ſo willig, andern beyzuſtehn, und ihnen Hülfe zu erflehn. 7. Wenn euch, die ich ſo fromm ge- liebt, o Freunde, einſt mein Tod be- trübt, denn übergeb ich euch dem Herrn. Er hört, er hilft, er ſegnet gern. 67. Mel. Ermuntre dich mein ꝛc. Wo findet meine Seele Ruh, auch dann noch, wenn ſie ſcheidet? Ich eile jenem Kreuze zu, daran mein Jeſus leidet; in ſchwerer Müh mir Heil erwirbt, arbeitet, duldet, blutet, ſtirbt. Ruh, Freu- de, Troſt und Leben kann mir dies Kreuz nur geben. 2. Doch kann darauf mein Auge ſich, wohl ohne Wehmuth lenken? Muß nicht, ſo oft ich hinſchau, mich des Kreuzes Anblick kränken? Wie blutet, Jeſu, mir mein Herz! Ach! ſo viel Jammer, ſo viel Schmerz haſt du durch mich empfun- den. Ich ſchlug dir deine Wunden. 3. Von ganzem Herzen haß ich ſie; die Sünden, die dich tödten. Sie ſind mir Gräul! Ach ich kann nie ſie anſchaun ohn’ Erröthen. Sie brachten Jeſu ſo viel Pein. Und dennoch durft ich ſie nicht ſcheun? doch Jeſum ſo betrüben, und ſie aufs neu verüben? 4. Und euch, ihr Sünden, euch ſollt ich nicht fliehn? verabſcheun? haſſen? Aus Liebe hat der Herr für mich ans Kreuz ſich heften laſſen. Mich dringen Liebe’ und Dankbar- keit. Mein Heiland, ja ich bin be- reit, das Fleiſch ans Kreuz zu heften. Doch Herr, mir fehlts an Kräften. 5. Heil mir! Was ſich o Jeſu Chriſt, aus deiner Seit ergoßen; der milde Strom des Lebens iſt auch mir zum Troſt gefloſſen. Du kömmſt (Herr, ewig Dank ſey dir!) mit Waſſer und mit Blut zu mir, des Fleiſches Macht zu ſteuren, und ganz mich zu erneuern. 6. Ich bin, Herr, durch dein Waſ- ſerbad in deinen Tod begraben. Dieß beut mir, zu Entſchluß und That, des Geiſtes reiche Gaben. Labt mich im Abendmahl dein Blut; wie ſtärckt nicht dieß den ſchwachen Muth, gern jede Laſt zu tragen, gern jeden Kampf zu wagen. 7. Wie ſüß, wie köſtlich ſind ſie mir! die Segen deines Blutes! Ja, ewig, Herr, bleib ich bey dir. Bey dir fehlt mir kein Gutes. Du biſt ja ſelbſt mein höchſtes Gut. Die Seele hat nun, wo ſie ruht, ſieht ſich durch dich bedecket, auch wenn der Tod ſie ſchrecket. Regiſter

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Zitationshilfe: Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturm_unterhaltung_1781/356>, abgerufen am 27.11.2024.