Wunde, die ihr ihm schlaget, bey jedem Spott, womit ihr ihn martert, denket an euren Jesum zurück: denket, daß ihr in der Person eurer unschuldigen Brüder euren Erlöser mißhandelt. Und könnt ihr bey diesem Gedanken fort- fahren, unbarmherzig und gefühllos zu seyn?
Laß mich, o Erlöser, deine erduldete Schmach nie vergessen. Das Andenken an dieselbe halte mich von allen Sünden zurück, und flösse mir Muth ein, auch die mir zu- gemessene Schande zu tragen. Es befremde mich nicht, wenn ich bey dem Bekenntniß deiner Lehre einige Spott- reden ertragen, in deiner Nachfolge von den Weisen und Grossen der Welt Verachtung, von den Geringen Mit- leiden erfahren muß. Mag ich doch in den Augen der Welt als ein Unsinniger, oder als ein Mensch ohne Welt- kenntniß und Lebensart, angesehen werden: ich will ganz gelassen dabey bleiben, und mich weder durch Gewalt noch List von dir abwendig machen lassen. Am Ende wird es sich doch endlich zeigen, ob der Spötter oder der Verspot- tete, der Liebhaber oder der Feind des Kreuzes Christi glück- licher ist.
Vierzehnte Betrachtung. Sündenfall des Apostels Petri.
Marc. 14, 66 - 71. Und Petrus war danieden im Pallast. Da kam des Hohenprie- sters Mägde eine. Und da sie sahe Petrum sich wärmen, schaute sie ihn an und sprach: Und du warest auch mit Jesu von Nazareth. Er läugnete aber und sprach: ich kenne ihn nicht: weiß auch nicht, was du sagest. Und er gieng hinaus in den Vorhof; und der Hahn krähete.
Und
Vierzehnte Betrachtung.
Wunde, die ihr ihm ſchlaget, bey jedem Spott, womit ihr ihn martert, denket an euren Jeſum zurück: denket, daß ihr in der Perſon eurer unſchuldigen Brüder euren Erlöſer mißhandelt. Und könnt ihr bey dieſem Gedanken fort- fahren, unbarmherzig und gefühllos zu ſeyn?
Laß mich, o Erlöſer, deine erduldete Schmach nie vergeſſen. Das Andenken an dieſelbe halte mich von allen Sünden zurück, und flöſſe mir Muth ein, auch die mir zu- gemeſſene Schande zu tragen. Es befremde mich nicht, wenn ich bey dem Bekenntniß deiner Lehre einige Spott- reden ertragen, in deiner Nachfolge von den Weiſen und Groſſen der Welt Verachtung, von den Geringen Mit- leiden erfahren muß. Mag ich doch in den Augen der Welt als ein Unſinniger, oder als ein Menſch ohne Welt- kenntniß und Lebensart, angeſehen werden: ich will ganz gelaſſen dabey bleiben, und mich weder durch Gewalt noch Liſt von dir abwendig machen laſſen. Am Ende wird es ſich doch endlich zeigen, ob der Spötter oder der Verſpot- tete, der Liebhaber oder der Feind des Kreuzes Chriſti glück- licher iſt.
Vierzehnte Betrachtung. Sündenfall des Apoſtels Petri.
Marc. 14, 66 – 71. Und Petrus war danieden im Pallaſt. Da kam des Hohenprie- ſters Mägde eine. Und da ſie ſahe Petrum ſich wärmen, ſchaute ſie ihn an und ſprach: Und du wareſt auch mit Jeſu von Nazareth. Er läugnete aber und ſprach: ich kenne ihn nicht: weiß auch nicht, was du ſageſt. Und er gieng hinaus in den Vorhof; und der Hahn krähete.
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Vierzehnte Betrachtung.
Wunde, die ihr ihm ſchlaget, bey jedem Spott, womit ihr
ihn martert, denket an euren Jeſum zurück: denket, daß
ihr in der Perſon eurer unſchuldigen Brüder euren Erlöſer
mißhandelt. Und könnt ihr bey dieſem Gedanken fort-
fahren, unbarmherzig und gefühllos zu ſeyn?
Laß mich, o Erlöſer, deine erduldete Schmach nie
vergeſſen. Das Andenken an dieſelbe halte mich von allen
Sünden zurück, und flöſſe mir Muth ein, auch die mir zu-
gemeſſene Schande zu tragen. Es befremde mich nicht,
wenn ich bey dem Bekenntniß deiner Lehre einige Spott-
reden ertragen, in deiner Nachfolge von den Weiſen und
Groſſen der Welt Verachtung, von den Geringen Mit-
leiden erfahren muß. Mag ich doch in den Augen der
Welt als ein Unſinniger, oder als ein Menſch ohne Welt-
kenntniß und Lebensart, angeſehen werden: ich will ganz
gelaſſen dabey bleiben, und mich weder durch Gewalt noch
Liſt von dir abwendig machen laſſen. Am Ende wird es
ſich doch endlich zeigen, ob der Spötter oder der Verſpot-
tete, der Liebhaber oder der Feind des Kreuzes Chriſti glück-
licher iſt.
Vierzehnte Betrachtung.
Sündenfall des Apoſtels Petri.
Marc. 14, 66 – 71.
Und Petrus war danieden im Pallaſt. Da kam des Hohenprie-
ſters Mägde eine. Und da ſie ſahe Petrum ſich wärmen,
ſchaute ſie ihn an und ſprach: Und du wareſt auch mit
Jeſu von Nazareth. Er läugnete aber und ſprach: ich
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er gieng hinaus in den Vorhof; und der Hahn krähete.
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
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Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturm_unterhaltung_1781/86>, abgerufen am 16.02.2025.
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