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Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

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Die wohlgeborenen Töchter waren im allgemeinen gut herausgeputzt mit etwas gewollter Einfachheit, als wenn es sich um eine bedeutungslose Gesellschaft bei Personen handelte, die man nicht beleidigen will. Trotzdem mit Cache. Diese Leute haben Geschmack. Die Rüdens zum Beispiel, mit ihrer Bonbonfabrik, machten ihrem Hause Ehre. Die Mutter spazierte herum, - viel zu viel, nebenbei gesagt - mit einer riesiglangen Schleppe, einer Schleppe wie ein Mantel, sehr fein mit Gold gestickt."

"Und die Mädchen?"

"Die Zwillinge? Die waren sehr schick, trotz ihrer runden Schultern und schiefen Nasen. Freilich nicht ihre Schuld, die Armen! Sie werden ohne jeden Sport erzogen. Frau Rüden sagt nur immer: ,Die Erziehung, die ich meinen Töchtern gebe, ist die wahre, die einen Mann fesselt und glücklich macht'. Zum Glück kann sie ihnen auch eine hübsche Mitgift geben, es wird sich immer jemand finden, der das Geld mit den Mädchen nimmt," meinte Stella spöttisch, "wie? Ach ja, zur Sache, ich - ich -"

"Haben die jungen Rüdens viel getanzt?" fragte Frau von Ellissen, Stella's letzten Worten keine Achtung schenkend.

Die wohlgeborenen Töchter waren im allgemeinen gut herausgeputzt mit etwas gewollter Einfachheit, als wenn es sich um eine bedeutungslose Gesellschaft bei Personen handelte, die man nicht beleidigen will. Trotzdem mit Cachè. Diese Leute haben Geschmack. Die Rüdens zum Beispiel, mit ihrer Bonbonfabrik, machten ihrem Hause Ehre. Die Mutter spazierte herum, – viel zu viel, nebenbei gesagt – mit einer riesiglangen Schleppe, einer Schleppe wie ein Mantel, sehr fein mit Gold gestickt.“

„Und die Mädchen?“

„Die Zwillinge? Die waren sehr schick, trotz ihrer runden Schultern und schiefen Nasen. Freilich nicht ihre Schuld, die Armen! Sie werden ohne jeden Sport erzogen. Frau Rüden sagt nur immer: ‚Die Erziehung, die ich meinen Töchtern gebe, ist die wahre, die einen Mann fesselt und glücklich macht‘. Zum Glück kann sie ihnen auch eine hübsche Mitgift geben, es wird sich immer jemand finden, der das Geld mit den Mädchen nimmt,“ meinte Stella spöttisch, „wie? Ach ja, zur Sache, ich – ich –“

„Haben die jungen Rüdens viel getanzt?“ fragte Frau von Ellissen, Stella’s letzten Worten keine Achtung schenkend.

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[101/0102] Die wohlgeborenen Töchter waren im allgemeinen gut herausgeputzt mit etwas gewollter Einfachheit, als wenn es sich um eine bedeutungslose Gesellschaft bei Personen handelte, die man nicht beleidigen will. Trotzdem mit Cachè. Diese Leute haben Geschmack. Die Rüdens zum Beispiel, mit ihrer Bonbonfabrik, machten ihrem Hause Ehre. Die Mutter spazierte herum, – viel zu viel, nebenbei gesagt – mit einer riesiglangen Schleppe, einer Schleppe wie ein Mantel, sehr fein mit Gold gestickt.“ „Und die Mädchen?“ „Die Zwillinge? Die waren sehr schick, trotz ihrer runden Schultern und schiefen Nasen. Freilich nicht ihre Schuld, die Armen! Sie werden ohne jeden Sport erzogen. Frau Rüden sagt nur immer: ‚Die Erziehung, die ich meinen Töchtern gebe, ist die wahre, die einen Mann fesselt und glücklich macht‘. Zum Glück kann sie ihnen auch eine hübsche Mitgift geben, es wird sich immer jemand finden, der das Geld mit den Mädchen nimmt,“ meinte Stella spöttisch, „wie? Ach ja, zur Sache, ich – ich –“ „Haben die jungen Rüdens viel getanzt?“ fragte Frau von Ellissen, Stella’s letzten Worten keine Achtung schenkend.

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Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/102>, abgerufen am 18.05.2024.