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Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

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"Sie irren sich, Miß," warf Stella gereizt ein, "ich werde Herrn Deaken sogar bitten, mich zu entschädigen und mir einige hübsche Sachen von Herrn Seuriet vorzuspielen."

Die Miß sah sie ohne zu antworten gerührt an, wechselte leicht die Farbe und wandte dann den Blick zu Frau von Ellissen, die ein unbestimmtes Erstaunen auf der Schwelle festhielt. In ihrer himmlischen Güte räusperte sie sich sofort, rückte ihren Sessel, warf einige Bücher hinunter, seufzte, klagte über ihre Ungeschicklichkeit, kurz, bemühte sich durch Geräusch das plötzlich entstandene drückende Schweigen zu brechen. Dann neigte sie sich über Stella's offenes Buch und fragte zärtlich:

"Wo sind wir, mein Töchterchen?" darauf wandte sie sich zu Frau von Ellissen. "Also, heute abend, einverstanden!"

"Also heute abend, auf Wiedersehn!" sagte die junge Frau.

Ihr Wagen erwartete sie im Schatten vor dem Kirchentor, da die Straße, in der Miß Deaken wohnte zu schmal war, um ohne Schwierigkeit wenden zu können. Es war eine elegante kleine Equipage. Zunächst aber trat Frau von Ellissen in die Kirche,

„Sie irren sich, Miß,“ warf Stella gereizt ein, „ich werde Herrn Deaken sogar bitten, mich zu entschädigen und mir einige hübsche Sachen von Herrn Seuriet vorzuspielen.“

Die Miß sah sie ohne zu antworten gerührt an, wechselte leicht die Farbe und wandte dann den Blick zu Frau von Ellissen, die ein unbestimmtes Erstaunen auf der Schwelle festhielt. In ihrer himmlischen Güte räusperte sie sich sofort, rückte ihren Sessel, warf einige Bücher hinunter, seufzte, klagte über ihre Ungeschicklichkeit, kurz, bemühte sich durch Geräusch das plötzlich entstandene drückende Schweigen zu brechen. Dann neigte sie sich über Stella’s offenes Buch und fragte zärtlich:

„Wo sind wir, mein Töchterchen?“ darauf wandte sie sich zu Frau von Ellissen. „Also, heute abend, einverstanden!“

„Also heute abend, auf Wiedersehn!“ sagte die junge Frau.

Ihr Wagen erwartete sie im Schatten vor dem Kirchentor, da die Straße, in der Miß Deaken wohnte zu schmal war, um ohne Schwierigkeit wenden zu können. Es war eine elegante kleine Equipage. Zunächst aber trat Frau von Ellissen in die Kirche,

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[12/0013] „Sie irren sich, Miß,“ warf Stella gereizt ein, „ich werde Herrn Deaken sogar bitten, mich zu entschädigen und mir einige hübsche Sachen von Herrn Seuriet vorzuspielen.“ Die Miß sah sie ohne zu antworten gerührt an, wechselte leicht die Farbe und wandte dann den Blick zu Frau von Ellissen, die ein unbestimmtes Erstaunen auf der Schwelle festhielt. In ihrer himmlischen Güte räusperte sie sich sofort, rückte ihren Sessel, warf einige Bücher hinunter, seufzte, klagte über ihre Ungeschicklichkeit, kurz, bemühte sich durch Geräusch das plötzlich entstandene drückende Schweigen zu brechen. Dann neigte sie sich über Stella’s offenes Buch und fragte zärtlich: „Wo sind wir, mein Töchterchen?“ darauf wandte sie sich zu Frau von Ellissen. „Also, heute abend, einverstanden!“ „Also heute abend, auf Wiedersehn!“ sagte die junge Frau. Ihr Wagen erwartete sie im Schatten vor dem Kirchentor, da die Straße, in der Miß Deaken wohnte zu schmal war, um ohne Schwierigkeit wenden zu können. Es war eine elegante kleine Equipage. Zunächst aber trat Frau von Ellissen in die Kirche,

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Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/13>, abgerufen am 21.11.2024.