Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

Bild:
<< vorherige Seite

"Und jetzt, da Sie gekommen sind, verabschiede ich mich ... es ist schon spät ... guten Abend, Kinder ... auf Wiedersehen!"

"O meine Liebe, wie gut du bist!" sagte Alice. Eine neue Vermutung erwachte in ihrer eifersüchtigen Seele. Stella liebte Fernand nicht, aber er begehrte Stella. Die Gefahr war geringer, wenn auch die Demütigung die ihr Stolz und ihre Liebe erlitten, nicht weniger schmerzhaft waren. Sie stand auf. Trotz ihres entstellten Körpers noch immer geschmeidig umarmte sie ihre Freundin. Diese flüsterte ihr ins Ohr:

"Jetzt söhne dich wieder aus, ja ... gleich! Du mußt wissen, ich habe vor Fernand ganz das Gegenteil gesagt von dem was ich mir dachte. Aber die Männer wollen betrogen sein. Auf Morgen, mein Kleines!"

"Ich habe dich sehr lieb, wirklich!" murmelte die junge Frau gerührt.

"Und ich dich auch!" antwortete Stella, "Auf Wiedersehen" sagte sie, als sie an Fernand vorbei ging, ohne ihn anzusehen.

Aber er eilte auf sie zu, um sie hinaus zu begleiten. Sie blieb plötzlich stehen und sagte kurz:

„Und jetzt, da Sie gekommen sind, verabschiede ich mich … es ist schon spät … guten Abend, Kinder … auf Wiedersehen!“

„O meine Liebe, wie gut du bist!“ sagte Alice. Eine neue Vermutung erwachte in ihrer eifersüchtigen Seele. Stella liebte Fernand nicht, aber er begehrte Stella. Die Gefahr war geringer, wenn auch die Demütigung die ihr Stolz und ihre Liebe erlitten, nicht weniger schmerzhaft waren. Sie stand auf. Trotz ihres entstellten Körpers noch immer geschmeidig umarmte sie ihre Freundin. Diese flüsterte ihr ins Ohr:

„Jetzt söhne dich wieder aus, ja … gleich! Du mußt wissen, ich habe vor Fernand ganz das Gegenteil gesagt von dem was ich mir dachte. Aber die Männer wollen betrogen sein. Auf Morgen, mein Kleines!“

„Ich habe dich sehr lieb, wirklich!“ murmelte die junge Frau gerührt.

„Und ich dich auch!“ antwortete Stella, „Auf Wiedersehen“ sagte sie, als sie an Fernand vorbei ging, ohne ihn anzusehen.

Aber er eilte auf sie zu, um sie hinaus zu begleiten. Sie blieb plötzlich stehen und sagte kurz:

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0239" n="238"/>
        <p>&#x201E;Und jetzt, da Sie gekommen sind, verabschiede ich mich &#x2026; es ist schon spät &#x2026; guten Abend, Kinder &#x2026; auf Wiedersehen!&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;O meine Liebe, wie gut du bist!&#x201C; sagte Alice. Eine neue Vermutung erwachte in ihrer eifersüchtigen Seele. Stella liebte Fernand nicht, aber er begehrte Stella. Die Gefahr war geringer, wenn auch die Demütigung die ihr Stolz und ihre Liebe erlitten, nicht weniger schmerzhaft waren. Sie stand auf. Trotz ihres entstellten Körpers noch immer geschmeidig umarmte sie ihre Freundin. Diese flüsterte ihr ins Ohr:</p>
        <p>&#x201E;Jetzt söhne dich wieder aus, ja &#x2026; gleich! Du mußt wissen, ich habe vor Fernand ganz das Gegenteil gesagt von dem was ich mir dachte. Aber die Männer wollen betrogen sein. Auf Morgen, mein Kleines!&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Ich habe dich sehr lieb, wirklich!&#x201C; murmelte die junge Frau gerührt.</p>
        <p>&#x201E;Und ich dich auch!&#x201C; antwortete Stella, &#x201E;Auf Wiedersehen&#x201C; sagte sie, als sie an Fernand vorbei ging, ohne ihn anzusehen.</p>
        <p>Aber er eilte auf sie zu, um sie hinaus zu begleiten. Sie blieb plötzlich stehen und sagte kurz:</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[238/0239] „Und jetzt, da Sie gekommen sind, verabschiede ich mich … es ist schon spät … guten Abend, Kinder … auf Wiedersehen!“ „O meine Liebe, wie gut du bist!“ sagte Alice. Eine neue Vermutung erwachte in ihrer eifersüchtigen Seele. Stella liebte Fernand nicht, aber er begehrte Stella. Die Gefahr war geringer, wenn auch die Demütigung die ihr Stolz und ihre Liebe erlitten, nicht weniger schmerzhaft waren. Sie stand auf. Trotz ihres entstellten Körpers noch immer geschmeidig umarmte sie ihre Freundin. Diese flüsterte ihr ins Ohr: „Jetzt söhne dich wieder aus, ja … gleich! Du mußt wissen, ich habe vor Fernand ganz das Gegenteil gesagt von dem was ich mir dachte. Aber die Männer wollen betrogen sein. Auf Morgen, mein Kleines!“ „Ich habe dich sehr lieb, wirklich!“ murmelte die junge Frau gerührt. „Und ich dich auch!“ antwortete Stella, „Auf Wiedersehen“ sagte sie, als sie an Fernand vorbei ging, ohne ihn anzusehen. Aber er eilte auf sie zu, um sie hinaus zu begleiten. Sie blieb plötzlich stehen und sagte kurz:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/239
Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/239>, abgerufen am 24.11.2024.