Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

Bild:
<< vorherige Seite

Und sie fühlten sich freier "unter sich" diese jungen Frauen, in Flirts, die die Grenzen des Erlaubten oft überschritten.

Stella hatte für diese Empfänge besonders geschmückte Kleider eingeführt. Sie selber strahlte in einem weißen Kleid, unter der Brust gegürtet, eng an die Hüften anschließend, über dem Mieder lose, ein wenig ausgeschnitten, die Arme nackt bis zu den Ellenbogen. Mit frischen Blumen parfümiert ... das war das Geheimnis ihres lebhaften, berauschenden Duftes ... verbreitete sie eine bestrickende Lieblichkeit. Jede ihrer Bewegungen verbreitete die Düfte eines Buketts. Sie hatte Treibhäuser für ihren eigenen und intimen Gebrauch. Die Blumen waren in die Falten ihrer Röcke genäht oder wurden auf ihrer warmen Haut zerdrückt. Der zarteste Geruch anderer Frauen wirkte störend; der ihre erweckte einen wahren sinnlichen Rausch. Der junge Leutnant fragte sie, während er ihren Duft gierig einsog, in welchem Hyazinthenbeet sie im Morgentau gelegen sei.

Gegen Abend, als man schon etwas warm geworden war, wirkte sie auf die Schüchternsten verwirrend bis zur Besinnlosigkeit, besonders wenn sie sich darin gefiel, die Naive zu spielen, oder eine fast

Und sie fühlten sich freier „unter sich“ diese jungen Frauen, in Flirts, die die Grenzen des Erlaubten oft überschritten.

Stella hatte für diese Empfänge besonders geschmückte Kleider eingeführt. Sie selber strahlte in einem weißen Kleid, unter der Brust gegürtet, eng an die Hüften anschließend, über dem Mieder lose, ein wenig ausgeschnitten, die Arme nackt bis zu den Ellenbogen. Mit frischen Blumen parfümiert … das war das Geheimnis ihres lebhaften, berauschenden Duftes … verbreitete sie eine bestrickende Lieblichkeit. Jede ihrer Bewegungen verbreitete die Düfte eines Buketts. Sie hatte Treibhäuser für ihren eigenen und intimen Gebrauch. Die Blumen waren in die Falten ihrer Röcke genäht oder wurden auf ihrer warmen Haut zerdrückt. Der zarteste Geruch anderer Frauen wirkte störend; der ihre erweckte einen wahren sinnlichen Rausch. Der junge Leutnant fragte sie, während er ihren Duft gierig einsog, in welchem Hyazinthenbeet sie im Morgentau gelegen sei.

Gegen Abend, als man schon etwas warm geworden war, wirkte sie auf die Schüchternsten verwirrend bis zur Besinnlosigkeit, besonders wenn sie sich darin gefiel, die Naive zu spielen, oder eine fast

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0243" n="242"/>
        <p>Und sie fühlten sich freier &#x201E;unter sich&#x201C; diese jungen Frauen, in Flirts, die die Grenzen des Erlaubten oft überschritten.</p>
        <p>Stella hatte für diese Empfänge besonders geschmückte Kleider eingeführt. Sie selber strahlte in einem weißen Kleid, unter der Brust gegürtet, eng an die Hüften anschließend, über dem Mieder lose, ein wenig ausgeschnitten, die Arme nackt bis zu den Ellenbogen. Mit frischen Blumen parfümiert &#x2026; das war das Geheimnis ihres lebhaften, berauschenden Duftes &#x2026; verbreitete sie eine bestrickende Lieblichkeit. Jede ihrer Bewegungen verbreitete die Düfte eines Buketts. Sie hatte Treibhäuser für ihren eigenen und intimen Gebrauch. Die Blumen waren in die Falten ihrer Röcke genäht oder wurden auf ihrer warmen Haut zerdrückt. Der zarteste Geruch anderer Frauen wirkte störend; der ihre erweckte einen wahren sinnlichen Rausch. Der junge Leutnant fragte sie, während er ihren Duft gierig einsog, in welchem Hyazinthenbeet sie im Morgentau gelegen sei.</p>
        <p>Gegen Abend, als man schon etwas warm geworden war, wirkte sie auf die Schüchternsten verwirrend bis zur Besinnlosigkeit, besonders wenn sie sich darin gefiel, die Naive zu spielen, oder eine fast
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[242/0243] Und sie fühlten sich freier „unter sich“ diese jungen Frauen, in Flirts, die die Grenzen des Erlaubten oft überschritten. Stella hatte für diese Empfänge besonders geschmückte Kleider eingeführt. Sie selber strahlte in einem weißen Kleid, unter der Brust gegürtet, eng an die Hüften anschließend, über dem Mieder lose, ein wenig ausgeschnitten, die Arme nackt bis zu den Ellenbogen. Mit frischen Blumen parfümiert … das war das Geheimnis ihres lebhaften, berauschenden Duftes … verbreitete sie eine bestrickende Lieblichkeit. Jede ihrer Bewegungen verbreitete die Düfte eines Buketts. Sie hatte Treibhäuser für ihren eigenen und intimen Gebrauch. Die Blumen waren in die Falten ihrer Röcke genäht oder wurden auf ihrer warmen Haut zerdrückt. Der zarteste Geruch anderer Frauen wirkte störend; der ihre erweckte einen wahren sinnlichen Rausch. Der junge Leutnant fragte sie, während er ihren Duft gierig einsog, in welchem Hyazinthenbeet sie im Morgentau gelegen sei. Gegen Abend, als man schon etwas warm geworden war, wirkte sie auf die Schüchternsten verwirrend bis zur Besinnlosigkeit, besonders wenn sie sich darin gefiel, die Naive zu spielen, oder eine fast

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/243
Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/243>, abgerufen am 23.05.2024.