Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

Bild:
<< vorherige Seite

"Nicht ich, glauben Sie mir, eine andere."

"Welche?"

"Weiß ich's? Diejenige, die Ihr Instinkt fordert und die Ihnen eines Tages begegnen wird - - später."

"Sie, die versicherten, mich zu lieben, Sie würden ohne Widerwillen zusehen, wie ich mein Herz einer andern schenke? Sehen Sie, meine Worte allein machen Sie erbleichen, und Ihre Hände sind in den meinen kalt geworden. Ziehen Sie sie nicht zurück, Mira! Lassen Sie mir das Glück, Sie zittern und beben zu fühlen - meinetwegen!"

"Nein, Fred, beben ja, warum sollte ich es Ihnen verbergen? Aber nicht überwunden, denn ich darf und will es nicht sein."

"Stolze!"

"Ein Stolz, der sich so weit beugt, die Todesqualen einer kläglich und schmerzlich leidenden Weiblichkeit sehen zu lassen. Ein Stolz, der Sie vielleicht bitten wird, noch zu warten, mich nicht zu bald einer bezaubernden Zärtlichkeit zu berauben, meines einzigen Glückes hienieden. Ach, wenn wir so weiter leben könnten, lange, immer!"

„Nicht ich, glauben Sie mir, eine andere.“

„Welche?“

„Weiß ich’s? Diejenige, die Ihr Instinkt fordert und die Ihnen eines Tages begegnen wird – – später.“

„Sie, die versicherten, mich zu lieben, Sie würden ohne Widerwillen zusehen, wie ich mein Herz einer andern schenke? Sehen Sie, meine Worte allein machen Sie erbleichen, und Ihre Hände sind in den meinen kalt geworden. Ziehen Sie sie nicht zurück, Mira! Lassen Sie mir das Glück, Sie zittern und beben zu fühlen – meinetwegen!“

„Nein, Fred, beben ja, warum sollte ich es Ihnen verbergen? Aber nicht überwunden, denn ich darf und will es nicht sein.“

„Stolze!“

„Ein Stolz, der sich so weit beugt, die Todesqualen einer kläglich und schmerzlich leidenden Weiblichkeit sehen zu lassen. Ein Stolz, der Sie vielleicht bitten wird, noch zu warten, mich nicht zu bald einer bezaubernden Zärtlichkeit zu berauben, meines einzigen Glückes hienieden. Ach, wenn wir so weiter leben könnten, lange, immer!“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0026" n="25"/>
        <p>&#x201E;Nicht ich, glauben Sie mir, eine andere.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Welche?&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Weiß ich&#x2019;s? Diejenige, die Ihr Instinkt fordert und die Ihnen eines Tages begegnen wird &#x2013; &#x2013; später.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Sie, die versicherten, mich zu lieben, Sie würden ohne Widerwillen zusehen, wie ich mein Herz einer andern schenke? Sehen Sie, meine Worte allein machen Sie erbleichen, und Ihre Hände sind in den meinen kalt geworden. Ziehen Sie sie nicht zurück, Mira! Lassen Sie mir das Glück, Sie zittern und beben zu fühlen &#x2013; meinetwegen!&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Nein, Fred, beben ja, warum sollte ich es Ihnen verbergen? Aber nicht überwunden, denn ich darf und will es nicht sein.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Stolze!&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Ein Stolz, der sich so weit beugt, die Todesqualen einer kläglich und schmerzlich leidenden Weiblichkeit sehen zu lassen. Ein Stolz, der Sie vielleicht bitten wird, noch zu warten, mich nicht zu bald einer bezaubernden Zärtlichkeit zu berauben, meines einzigen Glückes hienieden. Ach, wenn wir so weiter leben könnten, lange, immer!&#x201C;</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[25/0026] „Nicht ich, glauben Sie mir, eine andere.“ „Welche?“ „Weiß ich’s? Diejenige, die Ihr Instinkt fordert und die Ihnen eines Tages begegnen wird – – später.“ „Sie, die versicherten, mich zu lieben, Sie würden ohne Widerwillen zusehen, wie ich mein Herz einer andern schenke? Sehen Sie, meine Worte allein machen Sie erbleichen, und Ihre Hände sind in den meinen kalt geworden. Ziehen Sie sie nicht zurück, Mira! Lassen Sie mir das Glück, Sie zittern und beben zu fühlen – meinetwegen!“ „Nein, Fred, beben ja, warum sollte ich es Ihnen verbergen? Aber nicht überwunden, denn ich darf und will es nicht sein.“ „Stolze!“ „Ein Stolz, der sich so weit beugt, die Todesqualen einer kläglich und schmerzlich leidenden Weiblichkeit sehen zu lassen. Ein Stolz, der Sie vielleicht bitten wird, noch zu warten, mich nicht zu bald einer bezaubernden Zärtlichkeit zu berauben, meines einzigen Glückes hienieden. Ach, wenn wir so weiter leben könnten, lange, immer!“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/26
Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/26>, abgerufen am 21.11.2024.