Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905Heiterkeit zu reichen, mit dem sie ihn in früherer Zeit erfreut hatte. Er erriet an ihrer mißachtenden Schweigsamkeit, daß sie ihm darüber grollte, daß es ihm bisher nicht gelungen war den Ruhm zu ernten ... den sie sich binnen Kurzem erwartet hatte. Sie wandte den Kopf mit ungnädigem Lächeln ab, wenn er sich vergaß und in ihrer Gegenwart laut träumte. Und das ließ ihn vollständig in dem schrecklichen Nebel seines stummen Gehirnes versinken. - Dieses oftmalige Sichwiederholen, daß er um jeden Preis ein Meisterwerk schaffen müsse, und die Furcht davor, daß er es nicht leisten könnte, lähmten ihn vollständig. Was sollte daraus werden? Wohin steuerten sie? Stella verzieh ihm auf keinen Fall. Ohne Zweifel fühlte sie sich betrogen, verraten, hintergangen. Seine Qualen nahmen zu, aber sein Mut verringerte sich. Er fühlte sich manchmal unaufhaltsam jener Schwäche zutreiben, die damit endet, daß die Hand mit ihrer letzten Bewegung eine Waffe sucht, um mit einem Schlage eine langsame und grausame Agonie abzukürzen. Heiterkeit zu reichen, mit dem sie ihn in früherer Zeit erfreut hatte. Er erriet an ihrer mißachtenden Schweigsamkeit, daß sie ihm darüber grollte, daß es ihm bisher nicht gelungen war den Ruhm zu ernten … den sie sich binnen Kurzem erwartet hatte. Sie wandte den Kopf mit ungnädigem Lächeln ab, wenn er sich vergaß und in ihrer Gegenwart laut träumte. Und das ließ ihn vollständig in dem schrecklichen Nebel seines stummen Gehirnes versinken. – Dieses oftmalige Sichwiederholen, daß er um jeden Preis ein Meisterwerk schaffen müsse, und die Furcht davor, daß er es nicht leisten könnte, lähmten ihn vollständig. Was sollte daraus werden? Wohin steuerten sie? Stella verzieh ihm auf keinen Fall. Ohne Zweifel fühlte sie sich betrogen, verraten, hintergangen. Seine Qualen nahmen zu, aber sein Mut verringerte sich. Er fühlte sich manchmal unaufhaltsam jener Schwäche zutreiben, die damit endet, daß die Hand mit ihrer letzten Bewegung eine Waffe sucht, um mit einem Schlage eine langsame und grausame Agonie abzukürzen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0268" n="267"/> Heiterkeit zu reichen, mit dem sie ihn in früherer Zeit erfreut hatte.</p> <p>Er erriet an ihrer mißachtenden Schweigsamkeit, daß sie ihm darüber grollte, daß es ihm bisher nicht gelungen war den Ruhm zu ernten … den sie sich binnen Kurzem erwartet hatte. Sie wandte den Kopf mit ungnädigem Lächeln ab, wenn er sich vergaß und in ihrer Gegenwart laut träumte. Und das ließ ihn vollständig in dem schrecklichen Nebel seines stummen Gehirnes versinken. –</p> <p>Dieses oftmalige Sichwiederholen, daß er um jeden Preis ein Meisterwerk schaffen müsse, und die Furcht davor, daß er es nicht leisten könnte, lähmten ihn vollständig. Was sollte daraus werden? Wohin steuerten sie? Stella verzieh ihm auf keinen Fall. Ohne Zweifel fühlte sie sich betrogen, verraten, hintergangen.</p> <p>Seine Qualen nahmen zu, aber sein Mut verringerte sich. Er fühlte sich manchmal unaufhaltsam jener Schwäche zutreiben, die damit endet, daß die Hand mit ihrer letzten Bewegung eine Waffe sucht, um mit einem Schlage eine langsame und grausame Agonie abzukürzen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [267/0268]
Heiterkeit zu reichen, mit dem sie ihn in früherer Zeit erfreut hatte.
Er erriet an ihrer mißachtenden Schweigsamkeit, daß sie ihm darüber grollte, daß es ihm bisher nicht gelungen war den Ruhm zu ernten … den sie sich binnen Kurzem erwartet hatte. Sie wandte den Kopf mit ungnädigem Lächeln ab, wenn er sich vergaß und in ihrer Gegenwart laut träumte. Und das ließ ihn vollständig in dem schrecklichen Nebel seines stummen Gehirnes versinken. –
Dieses oftmalige Sichwiederholen, daß er um jeden Preis ein Meisterwerk schaffen müsse, und die Furcht davor, daß er es nicht leisten könnte, lähmten ihn vollständig. Was sollte daraus werden? Wohin steuerten sie? Stella verzieh ihm auf keinen Fall. Ohne Zweifel fühlte sie sich betrogen, verraten, hintergangen.
Seine Qualen nahmen zu, aber sein Mut verringerte sich. Er fühlte sich manchmal unaufhaltsam jener Schwäche zutreiben, die damit endet, daß die Hand mit ihrer letzten Bewegung eine Waffe sucht, um mit einem Schlage eine langsame und grausame Agonie abzukürzen.
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Zitationshilfe: | Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/268>, abgerufen am 16.07.2024. |