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Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

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in das Haus ihres Mannes gekommen war. Sie wollte das Bild umarmen, es küssen, sie preßte es an ihr Herz, das so weh tat, so weh! "Fred, Fred," rief sie mit einem Blick auf das Bild, "siehst du nicht, welch bitterer Schmerz in meiner Brust wühlt? Wie elend krank mein Herz ist? Ja, Fred, ich liebe dich - ich liebe dich! Aber nie, nie wirst du von mir hören, daß ich dich liebe, ja, liebe, mehr wie alles auf der Welt! Ich wurde nicht zum Glücke geboren. Dein Weib sein zu können, dich die wahre einzige Liebe lehren zu dürfen, ich darf es nicht, nein - nie! nie! Und du, im Glanze deiner Jugend, darfst dich nicht an ein Weib binden, das dir im Alter vorangeht - nein, du sollst wählen, - eine, die jünger, die schöner ist, als ich alte Frau! Siehst du es nicht? Oder willst du es nicht sehen? Höre hier den heiligen Schwur, den ich mir vor deinem Bilde auferlege: Nie, nie werd' ich die deine! Nie sollst du von mir hören: Ich liebe dich! Das ist das heilige Gelübde meiner dreißig Jahre!"

Plötzlich griff sie an ihr Herz. Seit Monaten litt Frau von Ellissen daran. Nicht genug, daß es sie moralisch mit all den erschütterten Eindrücken gefoltert hatte, schlug es jetzt dumpf in ihrer Brust,

in das Haus ihres Mannes gekommen war. Sie wollte das Bild umarmen, es küssen, sie preßte es an ihr Herz, das so weh tat, so weh! „Fred, Fred,“ rief sie mit einem Blick auf das Bild, „siehst du nicht, welch bitterer Schmerz in meiner Brust wühlt? Wie elend krank mein Herz ist? Ja, Fred, ich liebe dich – ich liebe dich! Aber nie, nie wirst du von mir hören, daß ich dich liebe, ja, liebe, mehr wie alles auf der Welt! Ich wurde nicht zum Glücke geboren. Dein Weib sein zu können, dich die wahre einzige Liebe lehren zu dürfen, ich darf es nicht, nein – nie! nie! Und du, im Glanze deiner Jugend, darfst dich nicht an ein Weib binden, das dir im Alter vorangeht – nein, du sollst wählen, – eine, die jünger, die schöner ist, als ich alte Frau! Siehst du es nicht? Oder willst du es nicht sehen? Höre hier den heiligen Schwur, den ich mir vor deinem Bilde auferlege: Nie, nie werd’ ich die deine! Nie sollst du von mir hören: Ich liebe dich! Das ist das heilige Gelübde meiner dreißig Jahre!“

Plötzlich griff sie an ihr Herz. Seit Monaten litt Frau von Ellissen daran. Nicht genug, daß es sie moralisch mit all den erschütterten Eindrücken gefoltert hatte, schlug es jetzt dumpf in ihrer Brust,

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[86/0087] in das Haus ihres Mannes gekommen war. Sie wollte das Bild umarmen, es küssen, sie preßte es an ihr Herz, das so weh tat, so weh! „Fred, Fred,“ rief sie mit einem Blick auf das Bild, „siehst du nicht, welch bitterer Schmerz in meiner Brust wühlt? Wie elend krank mein Herz ist? Ja, Fred, ich liebe dich – ich liebe dich! Aber nie, nie wirst du von mir hören, daß ich dich liebe, ja, liebe, mehr wie alles auf der Welt! Ich wurde nicht zum Glücke geboren. Dein Weib sein zu können, dich die wahre einzige Liebe lehren zu dürfen, ich darf es nicht, nein – nie! nie! Und du, im Glanze deiner Jugend, darfst dich nicht an ein Weib binden, das dir im Alter vorangeht – nein, du sollst wählen, – eine, die jünger, die schöner ist, als ich alte Frau! Siehst du es nicht? Oder willst du es nicht sehen? Höre hier den heiligen Schwur, den ich mir vor deinem Bilde auferlege: Nie, nie werd’ ich die deine! Nie sollst du von mir hören: Ich liebe dich! Das ist das heilige Gelübde meiner dreißig Jahre!“ Plötzlich griff sie an ihr Herz. Seit Monaten litt Frau von Ellissen daran. Nicht genug, daß es sie moralisch mit all den erschütterten Eindrücken gefoltert hatte, schlug es jetzt dumpf in ihrer Brust,

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Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/87>, abgerufen am 21.11.2024.