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Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

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die klarere, bestimmtere, neuere Ansichten über die entrollten Bilder erwecken. Das gibt ihm eine freudige Erleuchtung, mit deren Hilfe ihm neue, ohne sie unbekannt gebliebene Wahrheiten aufsprießen. Man vergißt leicht das Gerüst des Romans, um an der Entwicklung einer allgemeinen, dem Verfasser eigentümlichen Idee Gefallen zu finden, die sich nach und nach aus den Tatsachen auslößt. Wenn man solch ein Buch aus der Hand legt hat man etwas zu denken.

Aber wie selten sind sie, solche Autoren! Und gerade von diesen spricht niemand, sie werden weder gerühmt noch empfohlen. Die Buchhändler sagen: "Dieser Roman geht nicht", und in der Gesellschaft wird er nicht gelesen. Den anderen aber bereitet man einen Erfolg, solchen, die dem dummen Klatsch, dem boshaften Geschwätz gleichen, an alle diese blöden Geschichten, die sich die Frauen gegenseitig in die Ohren tuscheln und die geschrieben sind, als hätte man ihnen dabei zugehört. Mein Gott! Vielleicht werfen sie sich deshalb so gierig auf dieses Futter!

Die Zeit verging; kurz nach Mitternacht erwachte Frau von Ellissen aus ihren Träumereien. Beim Rollen eines Wagens, der vor ihrem Hause stehen blieb, war sie plötzlich aufgefahren.

die klarere, bestimmtere, neuere Ansichten über die entrollten Bilder erwecken. Das gibt ihm eine freudige Erleuchtung, mit deren Hilfe ihm neue, ohne sie unbekannt gebliebene Wahrheiten aufsprießen. Man vergißt leicht das Gerüst des Romans, um an der Entwicklung einer allgemeinen, dem Verfasser eigentümlichen Idee Gefallen zu finden, die sich nach und nach aus den Tatsachen auslößt. Wenn man solch ein Buch aus der Hand legt hat man etwas zu denken.

Aber wie selten sind sie, solche Autoren! Und gerade von diesen spricht niemand, sie werden weder gerühmt noch empfohlen. Die Buchhändler sagen: „Dieser Roman geht nicht“, und in der Gesellschaft wird er nicht gelesen. Den anderen aber bereitet man einen Erfolg, solchen, die dem dummen Klatsch, dem boshaften Geschwätz gleichen, an alle diese blöden Geschichten, die sich die Frauen gegenseitig in die Ohren tuscheln und die geschrieben sind, als hätte man ihnen dabei zugehört. Mein Gott! Vielleicht werfen sie sich deshalb so gierig auf dieses Futter!

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[88/0089] die klarere, bestimmtere, neuere Ansichten über die entrollten Bilder erwecken. Das gibt ihm eine freudige Erleuchtung, mit deren Hilfe ihm neue, ohne sie unbekannt gebliebene Wahrheiten aufsprießen. Man vergißt leicht das Gerüst des Romans, um an der Entwicklung einer allgemeinen, dem Verfasser eigentümlichen Idee Gefallen zu finden, die sich nach und nach aus den Tatsachen auslößt. Wenn man solch ein Buch aus der Hand legt hat man etwas zu denken. Aber wie selten sind sie, solche Autoren! Und gerade von diesen spricht niemand, sie werden weder gerühmt noch empfohlen. Die Buchhändler sagen: „Dieser Roman geht nicht“, und in der Gesellschaft wird er nicht gelesen. Den anderen aber bereitet man einen Erfolg, solchen, die dem dummen Klatsch, dem boshaften Geschwätz gleichen, an alle diese blöden Geschichten, die sich die Frauen gegenseitig in die Ohren tuscheln und die geschrieben sind, als hätte man ihnen dabei zugehört. Mein Gott! Vielleicht werfen sie sich deshalb so gierig auf dieses Futter! Die Zeit verging; kurz nach Mitternacht erwachte Frau von Ellissen aus ihren Träumereien. Beim Rollen eines Wagens, der vor ihrem Hause stehen blieb, war sie plötzlich aufgefahren.

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Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/89>, abgerufen am 24.11.2024.