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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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des Menschlichen Geschlechts.
Städten leben, und die sich dem Fressen, Sauffen,
der Hurerei und andern Lastern ergeben, und die
auch denen Affecten weit eher und mehr als andere
unterworffen sind. Wie viele Gelegenheit findet
sich nicht in einem London zum Zorn, zur Traurig-
keit und Verdruß, als Quellen vieler Ubel. Vom
debauchiren darf ich wohl nicht viel sagen, weil es
von London gar zu bekandt ist. Man darf nur die
Listen der gestorbenen nach denen Kranckheiten an-
sehen, so wird man schon gnug haben. Wie viele
finden sich nicht von solchen, die sich zu Tode gesof-
fen? die an denen French Pox oder venerischen
Seuchen gestorben? und wie viele müssen nicht da-
her unter dem Titel der abzehrenden Kranckheiten
oder Consumtion von solchen sich befinden, die
zwar nicht gleich gestorben, die sich aber Schwind-
sucht und andere Ubel zugezogen? Doch ich werde
unten bey denen Kranckheiten weiter Gelegenheit
haben dieses aus Rechnungen zu beweisen. Jedoch
scheinet diese wahre Ursach nicht die eintzige seyn
zu können. Warum ist es nicht in Paris eben so
wie in London? diese beyden Städte scheinen sich,
wie im guten so im bösen, ähnlich zu seyn. Man
müste denn sagen, daß in Paris nur allein Venus,
in London aber Venus und Bachus viele umbrin-
gen. Es kan dieses etwas ja vieles, aber doch nicht
alles thun. Man muß daher noch auf andere Ur-
sachen sehen, und da ist wohl

3.) Die ungesunde Lage und Beschaffenheit
eines Ortes in Betrachtung zu ziehen. Ein Ort ist
vor dem andern gesund oder ungesund. Dieses be-
stättiget die Erfahrung. Ein Ort kan eine gute La-
ge haben und an sich gesund seyn, kan aber durch

fremde

des Menſchlichen Geſchlechts.
Staͤdten leben, und die ſich dem Freſſen, Sauffen,
der Hurerei und andern Laſtern ergeben, und die
auch denen Affecten weit eher und mehr als andere
unterworffen ſind. Wie viele Gelegenheit findet
ſich nicht in einem London zum Zorn, zur Traurig-
keit und Verdruß, als Quellen vieler Ubel. Vom
debauchiren darf ich wohl nicht viel ſagen, weil es
von London gar zu bekandt iſt. Man darf nur die
Liſten der geſtorbenen nach denen Kranckheiten an-
ſehen, ſo wird man ſchon gnug haben. Wie viele
finden ſich nicht von ſolchen, die ſich zu Tode geſof-
fen? die an denen French Pox oder veneriſchen
Seuchen geſtorben? und wie viele muͤſſen nicht da-
her unter dem Titel der abzehrenden Kranckheiten
oder Conſumtion von ſolchen ſich befinden, die
zwar nicht gleich geſtorben, die ſich aber Schwind-
ſucht und andere Ubel zugezogen? Doch ich werde
unten bey denen Kranckheiten weiter Gelegenheit
haben dieſes aus Rechnungen zu beweiſen. Jedoch
ſcheinet dieſe wahre Urſach nicht die eintzige ſeyn
zu koͤnnen. Warum iſt es nicht in Paris eben ſo
wie in London? dieſe beyden Staͤdte ſcheinen ſich,
wie im guten ſo im boͤſen, aͤhnlich zu ſeyn. Man
muͤſte denn ſagen, daß in Paris nur allein Venus,
in London aber Venus und Bachus viele umbrin-
gen. Es kan dieſes etwas ja vieles, aber doch nicht
alles thun. Man muß daher noch auf andere Ur-
ſachen ſehen, und da iſt wohl

3.) Die ungeſunde Lage und Beſchaffenheit
eines Ortes in Betrachtung zu ziehen. Ein Ort iſt
vor dem andern geſund oder ungeſund. Dieſes be-
ſtaͤttiget die Erfahrung. Ein Ort kan eine gute La-
ge haben und an ſich geſund ſeyn, kan aber durch

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[63/0109] des Menſchlichen Geſchlechts. Staͤdten leben, und die ſich dem Freſſen, Sauffen, der Hurerei und andern Laſtern ergeben, und die auch denen Affecten weit eher und mehr als andere unterworffen ſind. Wie viele Gelegenheit findet ſich nicht in einem London zum Zorn, zur Traurig- keit und Verdruß, als Quellen vieler Ubel. Vom debauchiren darf ich wohl nicht viel ſagen, weil es von London gar zu bekandt iſt. Man darf nur die Liſten der geſtorbenen nach denen Kranckheiten an- ſehen, ſo wird man ſchon gnug haben. Wie viele finden ſich nicht von ſolchen, die ſich zu Tode geſof- fen? die an denen French Pox oder veneriſchen Seuchen geſtorben? und wie viele muͤſſen nicht da- her unter dem Titel der abzehrenden Kranckheiten oder Conſumtion von ſolchen ſich befinden, die zwar nicht gleich geſtorben, die ſich aber Schwind- ſucht und andere Ubel zugezogen? Doch ich werde unten bey denen Kranckheiten weiter Gelegenheit haben dieſes aus Rechnungen zu beweiſen. Jedoch ſcheinet dieſe wahre Urſach nicht die eintzige ſeyn zu koͤnnen. Warum iſt es nicht in Paris eben ſo wie in London? dieſe beyden Staͤdte ſcheinen ſich, wie im guten ſo im boͤſen, aͤhnlich zu ſeyn. Man muͤſte denn ſagen, daß in Paris nur allein Venus, in London aber Venus und Bachus viele umbrin- gen. Es kan dieſes etwas ja vieles, aber doch nicht alles thun. Man muß daher noch auf andere Ur- ſachen ſehen, und da iſt wohl 3.) Die ungeſunde Lage und Beſchaffenheit eines Ortes in Betrachtung zu ziehen. Ein Ort iſt vor dem andern geſund oder ungeſund. Dieſes be- ſtaͤttiget die Erfahrung. Ein Ort kan eine gute La- ge haben und an ſich geſund ſeyn, kan aber durch fremde

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/109>, abgerufen am 23.11.2024.