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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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Ob Krieg und Pest nothwendig, und wie
§. 23.

Es hat der berühmte Loewenhoeck [t] in seinen
Schrifften unter andern diesen paradox klingenden
Satz behauptet, daß in der Milch eines etwas gros-
sen Stoeres mehr Fische enthalten und daraus in
kurtzem hervorgebracht werden, als Menschen auf
der Welt leben. Dieses hat ihm Gelegenheit ge-
geben die Anzahl der Menschen zu berechnen. Er
hat aber in dem Maaß gefehlet. Doch schadete es
ihm nichts, ob er gleich viel mehr Millionen heraus
brachte, indem der Menschen doch lange nicht so viel
als der Saamen-Thierchen in einem Stoer. Sei-
ne Rechnung ist diese: 1.) Er zeiget daß der Thier-
chen 150000. Millionen. 2.) Die Erd-Fläche
setzt er auf 9276218. teutsche Quadrat-Meilen, wel-
ches mit obigem fast einerley. 3.) Er folget deren
Meinung, die nur 1/3 Erde und 2/3 Meer rechnen, al-
so bekommt er 3092072. Meilen. 4.) Von diesem
drittheil ziehet er wieder 1/3 ab für unbewohnte Län-
der, daß also nur 2061382. Meilen bleiben. So
weit ist alles gut. Nun aber nimmt er 5.) Holland
zum Maaßstab an. Holland und West-Frießland ha-
ben 22. Meilen in der Länge und etwa 7. in der Breite,
das macht 154. Quadrat-Meilen. Dieser räumliche
Inhalt ist zu denen überbliebenen Meilen No. 4. wie
1 : 13385. Holland gibt er mit andern eine Mil-
lion Seelen. Wenn nun der Erdboden überall so
bevölckert wäre als Holland, woran er doch zweif-
felt, so müsten 13385. Millionen Menschen leben,
welche doch lange noch nicht so viel ausmachen als
die Saamen-Thierchen No. 1. Und hieran hat

er
[t] in Arcanis naturae, epist. ad. Grew. Oper. T. 2. p. 8.
Ob Krieg und Peſt nothwendig, und wie
§. 23.

Es hat der beruͤhmte Loewenhoeck [t] in ſeinen
Schrifften unter andern dieſen paradox klingenden
Satz behauptet, daß in der Milch eines etwas groſ-
ſen Stoeres mehr Fiſche enthalten und daraus in
kurtzem hervorgebracht werden, als Menſchen auf
der Welt leben. Dieſes hat ihm Gelegenheit ge-
geben die Anzahl der Menſchen zu berechnen. Er
hat aber in dem Maaß gefehlet. Doch ſchadete es
ihm nichts, ob er gleich viel mehr Millionen heraus
brachte, indem der Menſchen doch lange nicht ſo viel
als der Saamen-Thierchen in einem Stoer. Sei-
ne Rechnung iſt dieſe: 1.) Er zeiget daß der Thier-
chen 150000. Millionen. 2.) Die Erd-Flaͤche
ſetzt er auf 9276218. teutſche Quadrat-Meilen, wel-
ches mit obigem faſt einerley. 3.) Er folget deren
Meinung, die nur ⅓ Erde und ⅔ Meer rechnen, al-
ſo bekommt er 3092072. Meilen. 4.) Von dieſem
drittheil ziehet er wieder ⅓ ab fuͤr unbewohnte Laͤn-
der, daß alſo nur 2061382. Meilen bleiben. So
weit iſt alles gut. Nun aber nimmt er 5.) Holland
zum Maaßſtab an. Holland und Weſt-Frießland ha-
ben 22. Meilen in der Laͤnge und etwa 7. in der Breite,
das macht 154. Quadrat-Meilen. Dieſer raͤumliche
Inhalt iſt zu denen uͤberbliebenen Meilen No. 4. wie
1 : 13385. Holland gibt er mit andern eine Mil-
lion Seelen. Wenn nun der Erdboden uͤberall ſo
bevoͤlckert waͤre als Holland, woran er doch zweif-
felt, ſo muͤſten 13385. Millionen Menſchen leben,
welche doch lange noch nicht ſo viel ausmachen als
die Saamen-Thierchen No. 1. Und hieran hat

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[76/0122] Ob Krieg und Peſt nothwendig, und wie §. 23. Es hat der beruͤhmte Loewenhoeck [t] in ſeinen Schrifften unter andern dieſen paradox klingenden Satz behauptet, daß in der Milch eines etwas groſ- ſen Stoeres mehr Fiſche enthalten und daraus in kurtzem hervorgebracht werden, als Menſchen auf der Welt leben. Dieſes hat ihm Gelegenheit ge- geben die Anzahl der Menſchen zu berechnen. Er hat aber in dem Maaß gefehlet. Doch ſchadete es ihm nichts, ob er gleich viel mehr Millionen heraus brachte, indem der Menſchen doch lange nicht ſo viel als der Saamen-Thierchen in einem Stoer. Sei- ne Rechnung iſt dieſe: 1.) Er zeiget daß der Thier- chen 150000. Millionen. 2.) Die Erd-Flaͤche ſetzt er auf 9276218. teutſche Quadrat-Meilen, wel- ches mit obigem faſt einerley. 3.) Er folget deren Meinung, die nur ⅓ Erde und ⅔ Meer rechnen, al- ſo bekommt er 3092072. Meilen. 4.) Von dieſem drittheil ziehet er wieder ⅓ ab fuͤr unbewohnte Laͤn- der, daß alſo nur 2061382. Meilen bleiben. So weit iſt alles gut. Nun aber nimmt er 5.) Holland zum Maaßſtab an. Holland und Weſt-Frießland ha- ben 22. Meilen in der Laͤnge und etwa 7. in der Breite, das macht 154. Quadrat-Meilen. Dieſer raͤumliche Inhalt iſt zu denen uͤberbliebenen Meilen No. 4. wie 1 : 13385. Holland gibt er mit andern eine Mil- lion Seelen. Wenn nun der Erdboden uͤberall ſo bevoͤlckert waͤre als Holland, woran er doch zweif- felt, ſo muͤſten 13385. Millionen Menſchen leben, welche doch lange noch nicht ſo viel ausmachen als die Saamen-Thierchen No. 1. Und hieran hat er [t] in Arcanis naturæ, epiſt. ad. Grew. Oper. T. 2. p. 8.

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/122>, abgerufen am 09.11.2024.