Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite

Ob Krieg und Pest nothwendig, und wie
bautes Land. Es ist viel grösser als Franckreich und
wohl eben so volckreich, denn man muß sich Franck-
reich nicht als ein irrdisch Paradies vorstellen, es
hat Gebürge, und viele schlechte und unfruchtbare
Gegenden, wovon man durch den Boulainvillier
kan überzeuget werden. Wüste man nun, wie viel
Teutschland grösser wäre, liesse sich leicht was ge-
wisses muthmassen. Es soll mit der Schweitz und
mit Holland zusammen nicht viel fehlen, daß es
nicht noch halb so groß, daher will ich nur 30. Mil-
lionen rechnen, weil Franckreich 20. hat. Ricciolus
und Boterus haben Teutschland 19. Millionen ge-
geben, allein so wäre es bey seiner Grösse nicht so
volckreich als Franckreich, woran ich doch gar nicht
zweifeln kan, daß es das nicht seyn solte.

5.) Holland allein soll nach dem Loewenhoeck
(§. 23.) nur 1. Million Menschen haben. Andere
geben etwas mehr. Herr Struyck hat in seiner
Geographischen Einleitung [f] ein sehr artiges Ver-
zeichniß aller Häuser in Holland, so wohl in Städ-
ten als auf dem Lande, so wie sie 1632. und 1732. ge-
wesen, woraus zu ersehen, welche Oerter zugenom-
men und welche gefallen. Im Jahr 1732. war
die Zahl aller Häuser in gantz Holland 163462,
worunter 1279. Mühlen. Wenn ich nun jedem
Hause eine Familie und jeder Familie 6. Personen
gebe, kommen für Holland 980772. oder 1. Million
Seelen, welches mit Loewenhoecks Angabe sehr ge-
nau zutrift. Ich kan nicht umhin, einige der vor-
nehmsten Städte anzuführen, um ihren Wachsthum
und Abnahme zu erkennen, und um zugleich hie-

durch
[f] l. c. P. 1. p. 40.

Ob Krieg und Peſt nothwendig, und wie
bautes Land. Es iſt viel groͤſſer als Franckreich und
wohl eben ſo volckreich, denn man muß ſich Franck-
reich nicht als ein irrdiſch Paradies vorſtellen, es
hat Gebuͤrge, und viele ſchlechte und unfruchtbare
Gegenden, wovon man durch den Boulainvillier
kan uͤberzeuget werden. Wuͤſte man nun, wie viel
Teutſchland groͤſſer waͤre, lieſſe ſich leicht was ge-
wiſſes muthmaſſen. Es ſoll mit der Schweitz und
mit Holland zuſammen nicht viel fehlen, daß es
nicht noch halb ſo groß, daher will ich nur 30. Mil-
lionen rechnen, weil Franckreich 20. hat. Ricciolus
und Boterus haben Teutſchland 19. Millionen ge-
geben, allein ſo waͤre es bey ſeiner Groͤſſe nicht ſo
volckreich als Franckreich, woran ich doch gar nicht
zweifeln kan, daß es das nicht ſeyn ſolte.

5.) Holland allein ſoll nach dem Loewenhoeck
(§. 23.) nur 1. Million Menſchen haben. Andere
geben etwas mehr. Herr Struyck hat in ſeiner
Geographiſchen Einleitung [f] ein ſehr artiges Ver-
zeichniß aller Haͤuſer in Holland, ſo wohl in Staͤd-
ten als auf dem Lande, ſo wie ſie 1632. und 1732. ge-
weſen, woraus zu erſehen, welche Oerter zugenom-
men und welche gefallen. Im Jahr 1732. war
die Zahl aller Haͤuſer in gantz Holland 163462,
worunter 1279. Muͤhlen. Wenn ich nun jedem
Hauſe eine Familie und jeder Familie 6. Perſonen
gebe, kommen fuͤr Holland 980772. oder 1. Million
Seelen, welches mit Loewenhoecks Angabe ſehr ge-
nau zutrift. Ich kan nicht umhin, einige der vor-
nehmſten Staͤdte anzufuͤhren, um ihren Wachsthum
und Abnahme zu erkennen, und um zugleich hie-

durch
[f] l. c. P. 1. p. 40.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0128" n="82"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Ob Krieg und Pe&#x017F;t nothwendig, und wie</hi></fw><lb/>
bautes Land. Es i&#x017F;t viel gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er als Franckreich und<lb/>
wohl eben &#x017F;o volckreich, denn man muß &#x017F;ich Franck-<lb/>
reich nicht als ein irrdi&#x017F;ch Paradies vor&#x017F;tellen, es<lb/>
hat Gebu&#x0364;rge, und viele &#x017F;chlechte und unfruchtbare<lb/>
Gegenden, wovon man durch den Boulainvillier<lb/>
kan u&#x0364;berzeuget werden. Wu&#x0364;&#x017F;te man nun, wie viel<lb/>
Teut&#x017F;chland gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er wa&#x0364;re, lie&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich leicht was ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;es muthma&#x017F;&#x017F;en. Es &#x017F;oll mit der Schweitz und<lb/>
mit Holland zu&#x017F;ammen nicht viel fehlen, daß es<lb/>
nicht noch halb &#x017F;o groß, daher will ich nur 30. Mil-<lb/>
lionen rechnen, weil Franckreich 20. hat. Ricciolus<lb/>
und Boterus haben Teut&#x017F;chland 19. Millionen ge-<lb/>
geben, allein &#x017F;o wa&#x0364;re es bey &#x017F;einer Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e nicht &#x017F;o<lb/>
volckreich als Franckreich, woran ich doch gar nicht<lb/>
zweifeln kan, daß es das nicht &#x017F;eyn &#x017F;olte.</p><lb/>
          <p>5.) Holland allein &#x017F;oll nach dem Loewenhoeck<lb/>
(§. 23.) nur 1. Million Men&#x017F;chen haben. Andere<lb/>
geben etwas mehr. Herr Struyck hat in &#x017F;einer<lb/>
Geographi&#x017F;chen Einleitung <note place="foot" n="[f]"><hi rendition="#aq">l. c. P. 1. p.</hi> 40.</note> ein &#x017F;ehr artiges Ver-<lb/>
zeichniß aller Ha&#x0364;u&#x017F;er in Holland, &#x017F;o wohl in Sta&#x0364;d-<lb/>
ten als auf dem Lande, &#x017F;o wie &#x017F;ie 1632. und 1732. ge-<lb/>
we&#x017F;en, woraus zu er&#x017F;ehen, welche Oerter zugenom-<lb/>
men und welche gefallen. Im Jahr 1732. war<lb/>
die Zahl aller Ha&#x0364;u&#x017F;er in gantz Holland 163462,<lb/>
worunter 1279. Mu&#x0364;hlen. Wenn ich nun jedem<lb/>
Hau&#x017F;e eine Familie und jeder Familie 6. Per&#x017F;onen<lb/>
gebe, kommen fu&#x0364;r Holland 980772. oder 1. Million<lb/>
Seelen, welches mit Loewenhoecks Angabe &#x017F;ehr ge-<lb/>
nau zutrift. Ich kan nicht umhin, einige der vor-<lb/>
nehm&#x017F;ten Sta&#x0364;dte anzufu&#x0364;hren, um ihren Wachsthum<lb/>
und Abnahme zu erkennen, und um zugleich hie-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">durch</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[82/0128] Ob Krieg und Peſt nothwendig, und wie bautes Land. Es iſt viel groͤſſer als Franckreich und wohl eben ſo volckreich, denn man muß ſich Franck- reich nicht als ein irrdiſch Paradies vorſtellen, es hat Gebuͤrge, und viele ſchlechte und unfruchtbare Gegenden, wovon man durch den Boulainvillier kan uͤberzeuget werden. Wuͤſte man nun, wie viel Teutſchland groͤſſer waͤre, lieſſe ſich leicht was ge- wiſſes muthmaſſen. Es ſoll mit der Schweitz und mit Holland zuſammen nicht viel fehlen, daß es nicht noch halb ſo groß, daher will ich nur 30. Mil- lionen rechnen, weil Franckreich 20. hat. Ricciolus und Boterus haben Teutſchland 19. Millionen ge- geben, allein ſo waͤre es bey ſeiner Groͤſſe nicht ſo volckreich als Franckreich, woran ich doch gar nicht zweifeln kan, daß es das nicht ſeyn ſolte. 5.) Holland allein ſoll nach dem Loewenhoeck (§. 23.) nur 1. Million Menſchen haben. Andere geben etwas mehr. Herr Struyck hat in ſeiner Geographiſchen Einleitung [f] ein ſehr artiges Ver- zeichniß aller Haͤuſer in Holland, ſo wohl in Staͤd- ten als auf dem Lande, ſo wie ſie 1632. und 1732. ge- weſen, woraus zu erſehen, welche Oerter zugenom- men und welche gefallen. Im Jahr 1732. war die Zahl aller Haͤuſer in gantz Holland 163462, worunter 1279. Muͤhlen. Wenn ich nun jedem Hauſe eine Familie und jeder Familie 6. Perſonen gebe, kommen fuͤr Holland 980772. oder 1. Million Seelen, welches mit Loewenhoecks Angabe ſehr ge- nau zutrift. Ich kan nicht umhin, einige der vor- nehmſten Staͤdte anzufuͤhren, um ihren Wachsthum und Abnahme zu erkennen, und um zugleich hie- durch [f] l. c. P. 1. p. 40.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/128
Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/128>, abgerufen am 23.11.2024.