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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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und derselben Unterscheid und Ursachen.
ses erläutern. Ich will 2. Städte setzen, die eine soll
A, die andere B heissen. Beide sollen gleich
volckreich seyn. A aber soll fruchtbarer seyn als B,
so daß in A eine Ehe 5. Kinder gibt, in B aber
nur 3. Hingegen soll in A die Zahl der gestorbe-
nen der Zahl der gebohrnen gleich seyn, in B aber
soll die Verhältniß der gestorbenen zu denen gebohr-
nen seyn wie 10 zu 13, oder es sollen jährlich 300.
gebohrne mehr seyn. Weil in A die gestorbene die
gebohrne wieder aufheben, so kan sich A nach zehn
Jahren nicht vermehret haben, B aber muß nach
zehn Jahren 3 tausend Menschen mehr haben, als
es vorher hatte, und als A nach 10 Jahren hat,
folglich ist unter solchen Umständen B volckreicher
als A. Hieraus folget also, daß man die Popu-
losität aus der Verhältniß der gestorbenen und ge-
bohrnen, oder aus der Mortalität, wie es die En-
gelländer und Frantzosen nennen, beurtheilen müsse,
nicht aber aus der Fruchtbarkeit. Ein würckliches
Beyspiel zum Beweiß giebt uns die Frantzösische
Colonie allhier in Berlin. Es ist dieselbe etwas
fruchtbarer als Berlin überhaupt an sich ist,
weil unter ihnen 2. Ehen 9. Kinder geben, da
sonst hier nur 7. Kinder für 2. Ehen kommen.
(§. 35. und 36.) Hingegen aber sind seit
1711. bis 1733. mehr gestorben als gebohren, folg-
lich kan sich diese Colonie seit der Zeit ohnmöglich
vermehret haben, sie kan also nicht volckreicher seyn
als vorher, wenn sie auch 10 mahl so fruchthar
wäre, wo nicht viele frembde dazu gekommen. Un-
terdeß ist noch zu mercken, daß ein Land könne leer
seyn, ohnerachtet es wegen der Mortalität volckreich
seyn solte, wenn nemlich Krieg, Pest und andere

Din-
Cap. IV. H

und derſelben Unterſcheid und Urſachen.
ſes erlaͤutern. Ich will 2. Staͤdte ſetzen, die eine ſoll
A, die andere B heiſſen. Beide ſollen gleich
volckreich ſeyn. A aber ſoll fruchtbarer ſeyn als B,
ſo daß in A eine Ehe 5. Kinder gibt, in B aber
nur 3. Hingegen ſoll in A die Zahl der geſtorbe-
nen der Zahl der gebohrnen gleich ſeyn, in B aber
ſoll die Verhaͤltniß der geſtorbenen zu denen gebohr-
nen ſeyn wie 10 zu 13, oder es ſollen jaͤhrlich 300.
gebohrne mehr ſeyn. Weil in A die geſtorbene die
gebohrne wieder aufheben, ſo kan ſich A nach zehn
Jahren nicht vermehret haben, B aber muß nach
zehn Jahren 3 tauſend Menſchen mehr haben, als
es vorher hatte, und als A nach 10 Jahren hat,
folglich iſt unter ſolchen Umſtaͤnden B volckreicher
als A. Hieraus folget alſo, daß man die Popu-
loſitaͤt aus der Verhaͤltniß der geſtorbenen und ge-
bohrnen, oder aus der Mortalitaͤt, wie es die En-
gellaͤnder und Frantzoſen nennen, beurtheilen muͤſſe,
nicht aber aus der Fruchtbarkeit. Ein wuͤrckliches
Beyſpiel zum Beweiß giebt uns die Frantzoͤſiſche
Colonie allhier in Berlin. Es iſt dieſelbe etwas
fruchtbarer als Berlin uͤberhaupt an ſich iſt,
weil unter ihnen 2. Ehen 9. Kinder geben, da
ſonſt hier nur 7. Kinder fuͤr 2. Ehen kommen.
(§. 35. und 36.) Hingegen aber ſind ſeit
1711. bis 1733. mehr geſtorben als gebohren, folg-
lich kan ſich dieſe Colonie ſeit der Zeit ohnmoͤglich
vermehret haben, ſie kan alſo nicht volckreicher ſeyn
als vorher, wenn ſie auch 10 mahl ſo fruchthar
waͤre, wo nicht viele frembde dazu gekommen. Un-
terdeß iſt noch zu mercken, daß ein Land koͤnne leer
ſeyn, ohnerachtet es wegen der Mortalitaͤt volckreich
ſeyn ſolte, wenn nemlich Krieg, Peſt und andere

Din-
Cap. IV. H
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[113/0159] und derſelben Unterſcheid und Urſachen. ſes erlaͤutern. Ich will 2. Staͤdte ſetzen, die eine ſoll A, die andere B heiſſen. Beide ſollen gleich volckreich ſeyn. A aber ſoll fruchtbarer ſeyn als B, ſo daß in A eine Ehe 5. Kinder gibt, in B aber nur 3. Hingegen ſoll in A die Zahl der geſtorbe- nen der Zahl der gebohrnen gleich ſeyn, in B aber ſoll die Verhaͤltniß der geſtorbenen zu denen gebohr- nen ſeyn wie 10 zu 13, oder es ſollen jaͤhrlich 300. gebohrne mehr ſeyn. Weil in A die geſtorbene die gebohrne wieder aufheben, ſo kan ſich A nach zehn Jahren nicht vermehret haben, B aber muß nach zehn Jahren 3 tauſend Menſchen mehr haben, als es vorher hatte, und als A nach 10 Jahren hat, folglich iſt unter ſolchen Umſtaͤnden B volckreicher als A. Hieraus folget alſo, daß man die Popu- loſitaͤt aus der Verhaͤltniß der geſtorbenen und ge- bohrnen, oder aus der Mortalitaͤt, wie es die En- gellaͤnder und Frantzoſen nennen, beurtheilen muͤſſe, nicht aber aus der Fruchtbarkeit. Ein wuͤrckliches Beyſpiel zum Beweiß giebt uns die Frantzoͤſiſche Colonie allhier in Berlin. Es iſt dieſelbe etwas fruchtbarer als Berlin uͤberhaupt an ſich iſt, weil unter ihnen 2. Ehen 9. Kinder geben, da ſonſt hier nur 7. Kinder fuͤr 2. Ehen kommen. (§. 35. und 36.) Hingegen aber ſind ſeit 1711. bis 1733. mehr geſtorben als gebohren, folg- lich kan ſich dieſe Colonie ſeit der Zeit ohnmoͤglich vermehret haben, ſie kan alſo nicht volckreicher ſeyn als vorher, wenn ſie auch 10 mahl ſo fruchthar waͤre, wo nicht viele frembde dazu gekommen. Un- terdeß iſt noch zu mercken, daß ein Land koͤnne leer ſeyn, ohnerachtet es wegen der Mortalitaͤt volckreich ſeyn ſolte, wenn nemlich Krieg, Peſt und andere Din- Cap. IV. H

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/159>, abgerufen am 24.11.2024.