Frauens-Leute unter so vielen Manns-Personen, deren über 180 tausend? wenn jeder mehr als eine haben wolte, würde er noch nicht 11/4 Frau bekommen können. Das käme zusehr in die Brü- che. Wenn noch für jeden Mann 2 Frauens wä- ren, hätte die Sache noch einigen Schein, so aber läßt sich der Uberschuß der Frauen wohl reimen, wenn man bedenckt, daß Miaco eine Residentz, und daß in Japan die Vielweiberei würcklich im Schwange ist, daher denn die Vornehmen und Reichen mehr als eine haben, daß also das auf dem Lande fehlet, was in dieser Stadt zu viel ist.
§. 48.
Da im vorhergehenden (§. 44.) aus gnugsa- men Exempeln bewiesen ist, daß die beiden Geschlech- te in einer zwar sehr nahe kommenden doch etwas unterschiedenen Gleichheit sortgepflantzet werden, so daß allezeit gegen 1000 gebohrne Meisjens 1050 Jungens kommen. so erhellet daraus, daß mehr Menschen vom männlichen als weiblichen Ge- schlechte leben müssen. Solte dieses nicht seyn, so müste der Uberschuß der gebohrnen Knaben gleich nach der Geburth wieder wegsterben, welches doch weder wahrscheinlich noch der Erfahrung gemäß ist. Wo also das erste ist, da muß das andere auch seyn. Wäre aber ein Land, welches ich doch fast nicht vermuthe, wo beständig mehr Mädgen geboh- ren würden, da müsten alsdann auch mehr vom weiblichen Geschlechte leben. Ich erinnere aber, wohl zu mercken, daß hier nur von dem die Rede sey, was überhaupt seyn muß, wenn Kinder, er- wachsene und alte Leute durch einander gerechnet
werden,
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des Maͤnnl. und Weibl. Geſchlechtes.
Frauens-Leute unter ſo vielen Manns-Perſonen, deren uͤber 180 tauſend? wenn jeder mehr als eine haben wolte, wuͤrde er noch nicht 1¼ Frau bekommen koͤnnen. Das kaͤme zuſehr in die Bruͤ- che. Wenn noch fuͤr jeden Mann 2 Frauens waͤ- ren, haͤtte die Sache noch einigen Schein, ſo aber laͤßt ſich der Uberſchuß der Frauen wohl reimen, wenn man bedenckt, daß Miaco eine Reſidentz, und daß in Japan die Vielweiberei wuͤrcklich im Schwange iſt, daher denn die Vornehmen und Reichen mehr als eine haben, daß alſo das auf dem Lande fehlet, was in dieſer Stadt zu viel iſt.
§. 48.
Da im vorhergehenden (§. 44.) aus gnugſa- men Exempeln bewieſen iſt, daß die beiden Geſchlech- te in einer zwar ſehr nahe kommenden doch etwas unterſchiedenen Gleichheit ſortgepflantzet werden, ſo daß allezeit gegen 1000 gebohrne Meisjens 1050 Jungens kommen. ſo erhellet daraus, daß mehr Menſchen vom maͤnnlichen als weiblichen Ge- ſchlechte leben muͤſſen. Solte dieſes nicht ſeyn, ſo muͤſte der Uberſchuß der gebohrnen Knaben gleich nach der Geburth wieder wegſterben, welches doch weder wahrſcheinlich noch der Erfahrung gemaͤß iſt. Wo alſo das erſte iſt, da muß das andere auch ſeyn. Waͤre aber ein Land, welches ich doch faſt nicht vermuthe, wo beſtaͤndig mehr Maͤdgen geboh- ren wuͤrden, da muͤſten alsdann auch mehr vom weiblichen Geſchlechte leben. Ich erinnere aber, wohl zu mercken, daß hier nur von dem die Rede ſey, was uͤberhaupt ſeyn muß, wenn Kinder, er- wachſene und alte Leute durch einander gerechnet
werden,
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des Maͤnnl. und Weibl. Geſchlechtes.
Frauens-Leute unter ſo vielen Manns-Perſonen,
deren uͤber 180 tauſend? wenn jeder mehr als
eine haben wolte, wuͤrde er noch nicht 1¼ Frau
bekommen koͤnnen. Das kaͤme zuſehr in die Bruͤ-
che. Wenn noch fuͤr jeden Mann 2 Frauens waͤ-
ren, haͤtte die Sache noch einigen Schein, ſo aber
laͤßt ſich der Uberſchuß der Frauen wohl reimen,
wenn man bedenckt, daß Miaco eine Reſidentz, und
daß in Japan die Vielweiberei wuͤrcklich im
Schwange iſt, daher denn die Vornehmen und
Reichen mehr als eine haben, daß alſo das auf dem
Lande fehlet, was in dieſer Stadt zu viel iſt.
§. 48.
Da im vorhergehenden (§. 44.) aus gnugſa-
men Exempeln bewieſen iſt, daß die beiden Geſchlech-
te in einer zwar ſehr nahe kommenden doch etwas
unterſchiedenen Gleichheit ſortgepflantzet werden, ſo
daß allezeit gegen 1000 gebohrne Meisjens 1050
Jungens kommen. ſo erhellet daraus, daß mehr
Menſchen vom maͤnnlichen als weiblichen Ge-
ſchlechte leben muͤſſen. Solte dieſes nicht ſeyn,
ſo muͤſte der Uberſchuß der gebohrnen Knaben gleich
nach der Geburth wieder wegſterben, welches doch
weder wahrſcheinlich noch der Erfahrung gemaͤß iſt.
Wo alſo das erſte iſt, da muß das andere auch
ſeyn. Waͤre aber ein Land, welches ich doch faſt
nicht vermuthe, wo beſtaͤndig mehr Maͤdgen geboh-
ren wuͤrden, da muͤſten alsdann auch mehr vom
weiblichen Geſchlechte leben. Ich erinnere aber,
wohl zu mercken, daß hier nur von dem die Rede
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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/193>, abgerufen am 28.07.2024.
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