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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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Von der Fortpflantzung und Verhältniß
solte bevölckert werden, denn das führen die Worte
im Munde: Seyd fruchtbahr und mehret euch,
und erfüllet die Erde. Diese Absicht konte nicht
besser als durch die Monogamie erhalten werden,
oder daß ein Mann nur eine Frau hatte. Die
Bevölckerung wurde durch das lange Leben be-
schleuniget. Zur längern Erhaltung der Kräfte zum
Leben, ist gleichfals eine Frau besser als zwei und
mehrere. Folglich ist die Monogamie auch nur in
diesen beiden Absichten besser als die Polygamie, da-
her konte die göttliche Weißheit nicht anders, als die
Fortpflantzung der Menschen durch eine Gleichheit
der beiden Geschlechter fortführen, und also haben
allezeit beinahe eben so viel Weiber als Männer
müssen gebohren werden. Und hieraus schliesse ich
auch, daß wie diese Ordnung beständig gewesen, daß
sie daher auch allezeit an allen Orten und in allen
Ländern gewesen sey. Wolte man sagen, sie sey in
einem Lande anders, so müste man an eigen können,
weshalb sie die Vorsehung solte geändert haben.
Man wird aber niemahls einen wahrscheinlichen
Grund beibringen können. Bei schwehren und
langwierigen Kriegen würde es noch am wahrschein-
lichsten seyn, daß GOtt auf einige Zeit mehr Kna-
ben als sonst habe lassen gebohren werden, um den
starcken Abgang der Männer zu ersetzen. Nie-
mahls aber hat das weibliche Geschlecht allein so
viel erlitten, daß aus der Ursach mehr Mädgens
hätten müssen gebohren werden. Wolte man sa-
gen, GOtt hätte es in solchen Zeiten gethan, und
thäte es noch an solchen Orten, wo die Vielweibe-
rei einmahl vestgestellet: so wird man mir nicht
überreden, daß GOtt denen lasterhaften Menschen

zu

Von der Fortpflantzung und Verhaͤltniß
ſolte bevoͤlckert werden, denn das fuͤhren die Worte
im Munde: Seyd fruchtbahr und mehret euch,
und erfuͤllet die Erde. Dieſe Abſicht konte nicht
beſſer als durch die Monogamie erhalten werden,
oder daß ein Mann nur eine Frau hatte. Die
Bevoͤlckerung wurde durch das lange Leben be-
ſchleuniget. Zur laͤngern Erhaltung der Kraͤfte zum
Leben, iſt gleichfals eine Frau beſſer als zwei und
mehrere. Folglich iſt die Monogamie auch nur in
dieſen beiden Abſichten beſſer als die Polygamie, da-
her konte die goͤttliche Weißheit nicht anders, als die
Fortpflantzung der Menſchen durch eine Gleichheit
der beiden Geſchlechter fortfuͤhren, und alſo haben
allezeit beinahe eben ſo viel Weiber als Maͤnner
muͤſſen gebohren werden. Und hieraus ſchlieſſe ich
auch, daß wie dieſe Ordnung beſtaͤndig geweſen, daß
ſie daher auch allezeit an allen Orten und in allen
Laͤndern geweſen ſey. Wolte man ſagen, ſie ſey in
einem Lande anders, ſo muͤſte man an eigen koͤnnen,
weshalb ſie die Vorſehung ſolte geaͤndert haben.
Man wird aber niemahls einen wahrſcheinlichen
Grund beibringen koͤnnen. Bei ſchwehren und
langwierigen Kriegen wuͤrde es noch am wahrſchein-
lichſten ſeyn, daß GOtt auf einige Zeit mehr Kna-
ben als ſonſt habe laſſen gebohren werden, um den
ſtarcken Abgang der Maͤnner zu erſetzen. Nie-
mahls aber hat das weibliche Geſchlecht allein ſo
viel erlitten, daß aus der Urſach mehr Maͤdgens
haͤtten muͤſſen gebohren werden. Wolte man ſa-
gen, GOtt haͤtte es in ſolchen Zeiten gethan, und
thaͤte es noch an ſolchen Orten, wo die Vielweibe-
rei einmahl veſtgeſtellet: ſo wird man mir nicht
uͤberreden, daß GOtt denen laſterhaften Menſchen

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[186/0232] Von der Fortpflantzung und Verhaͤltniß ſolte bevoͤlckert werden, denn das fuͤhren die Worte im Munde: Seyd fruchtbahr und mehret euch, und erfuͤllet die Erde. Dieſe Abſicht konte nicht beſſer als durch die Monogamie erhalten werden, oder daß ein Mann nur eine Frau hatte. Die Bevoͤlckerung wurde durch das lange Leben be- ſchleuniget. Zur laͤngern Erhaltung der Kraͤfte zum Leben, iſt gleichfals eine Frau beſſer als zwei und mehrere. Folglich iſt die Monogamie auch nur in dieſen beiden Abſichten beſſer als die Polygamie, da- her konte die goͤttliche Weißheit nicht anders, als die Fortpflantzung der Menſchen durch eine Gleichheit der beiden Geſchlechter fortfuͤhren, und alſo haben allezeit beinahe eben ſo viel Weiber als Maͤnner muͤſſen gebohren werden. Und hieraus ſchlieſſe ich auch, daß wie dieſe Ordnung beſtaͤndig geweſen, daß ſie daher auch allezeit an allen Orten und in allen Laͤndern geweſen ſey. Wolte man ſagen, ſie ſey in einem Lande anders, ſo muͤſte man an eigen koͤnnen, weshalb ſie die Vorſehung ſolte geaͤndert haben. Man wird aber niemahls einen wahrſcheinlichen Grund beibringen koͤnnen. Bei ſchwehren und langwierigen Kriegen wuͤrde es noch am wahrſchein- lichſten ſeyn, daß GOtt auf einige Zeit mehr Kna- ben als ſonſt habe laſſen gebohren werden, um den ſtarcken Abgang der Maͤnner zu erſetzen. Nie- mahls aber hat das weibliche Geſchlecht allein ſo viel erlitten, daß aus der Urſach mehr Maͤdgens haͤtten muͤſſen gebohren werden. Wolte man ſa- gen, GOtt haͤtte es in ſolchen Zeiten gethan, und thaͤte es noch an ſolchen Orten, wo die Vielweibe- rei einmahl veſtgeſtellet: ſo wird man mir nicht uͤberreden, daß GOtt denen laſterhaften Menſchen zu

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/232>, abgerufen am 24.11.2024.