Die allererste Anmerckung, so ich hiebei zu ma- chen, betrift die so genandten Stuffen-Jahre, oder annos climactericos. Man hat sich das Leben der Menschen unter gewissen Stuffen vorgestellet, auf denen ein Mensch hinauf ins Alter steiget. Einer jeden Stuffe hat man sieben Jahre gegeben. Da nun die Griechischen Weltweisen, besonders Pytha- goras, Plato und nach ihnen viele andere, in der 7ten und 9ten Zahl ein gewisses Geheimniß gesuchet, so musten besonders das sieben mahl siebende und sieben mahl neunte, das ist das 49ste und 63ste Jahr, vor andern Stuffen-Jahren, was voraus ha- ben. Das bestand aber darinn, daß sie dem Men- schen den Tod zuwege bringen solten. Es sind hierüber zu allen Zeiten viele Bücher geschrieben worden. [q] Eine schöne Wiederlegung der Stuffen-Jahre, die in die Veränderungen der Staaten sollen einen Einfluß haben, findet man beim Cunäus. [r] Wie bei Fiebern der 7de Tag, so hat auch das siebende Jahr im menschlichen Leben, und in dem Alter ei- nes Reiches sollen critisch seyn. Die Sache wurde in Ansehung des Lebens um so viel wahrscheinlicher, weil um das 7de, 14te und 21ste, ingleichen um das 49ste Jahr bei beiden Geschlechtern sehr grosse und merckliche Veränderungen vorgehen, die auch würcklich manchem das Leben kosten. Dem allen ohngeachtet aber fiehet man (1) aus der 4 jähri- gen Wiener Tabelle, daß diese Jahre nichts vor
andern
[q] Walchs philosophisches Lexicon.
[r]Orat. 4. de annis climactericis & eorum vi in rerum publicarum conversione. Edit. Cellar.
Von Verhaͤltniß der Sterbenden
§. 68.
Die allererſte Anmerckung, ſo ich hiebei zu ma- chen, betrift die ſo genandten Stuffen-Jahre, oder annos climactericos. Man hat ſich das Leben der Menſchen unter gewiſſen Stuffen vorgeſtellet, auf denen ein Menſch hinauf ins Alter ſteiget. Einer jeden Stuffe hat man ſieben Jahre gegeben. Da nun die Griechiſchen Weltweiſen, beſonders Pytha- goras, Plato und nach ihnen viele andere, in der 7ten und 9ten Zahl ein gewiſſes Geheimniß geſuchet, ſo muſten beſonders das ſieben mahl ſiebende und ſieben mahl neunte, das iſt das 49ſte und 63ſte Jahr, vor andern Stuffen-Jahren, was voraus ha- ben. Das beſtand aber darinn, daß ſie dem Men- ſchen den Tod zuwege bringen ſolten. Es ſind hieruͤber zu allen Zeiten viele Buͤcher geſchrieben worden. [q] Eine ſchoͤne Wiederlegung der Stuffen-Jahre, die in die Veraͤnderungen der Staaten ſollen einen Einfluß haben, findet man beim Cunaͤus. [r] Wie bei Fiebern der 7de Tag, ſo hat auch das ſiebende Jahr im menſchlichen Leben, und in dem Alter ei- nes Reiches ſollen critiſch ſeyn. Die Sache wurde in Anſehung des Lebens um ſo viel wahrſcheinlicher, weil um das 7de, 14te und 21ſte, ingleichen um das 49ſte Jahr bei beiden Geſchlechtern ſehr groſſe und merckliche Veraͤnderungen vorgehen, die auch wuͤrcklich manchem das Leben koſten. Dem allen ohngeachtet aber fiehet man (1) aus der 4 jaͤhri- gen Wiener Tabelle, daß dieſe Jahre nichts vor
andern
[q] Walchs philoſophiſches Lexicon.
[r]Orat. 4. de annis climactericis & eorum vi in rerum publicarum converſione. Edit. Cellar.
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Von Verhaͤltniß der Sterbenden
§. 68.
Die allererſte Anmerckung, ſo ich hiebei zu ma-
chen, betrift die ſo genandten Stuffen-Jahre, oder
annos climactericos. Man hat ſich das Leben der
Menſchen unter gewiſſen Stuffen vorgeſtellet, auf
denen ein Menſch hinauf ins Alter ſteiget. Einer
jeden Stuffe hat man ſieben Jahre gegeben. Da
nun die Griechiſchen Weltweiſen, beſonders Pytha-
goras, Plato und nach ihnen viele andere, in der
7ten und 9ten Zahl ein gewiſſes Geheimniß geſuchet,
ſo muſten beſonders das ſieben mahl ſiebende und
ſieben mahl neunte, das iſt das 49ſte und 63ſte
Jahr, vor andern Stuffen-Jahren, was voraus ha-
ben. Das beſtand aber darinn, daß ſie dem Men-
ſchen den Tod zuwege bringen ſolten. Es ſind hieruͤber
zu allen Zeiten viele Buͤcher geſchrieben worden. [q]
Eine ſchoͤne Wiederlegung der Stuffen-Jahre, die
in die Veraͤnderungen der Staaten ſollen einen
Einfluß haben, findet man beim Cunaͤus. [r] Wie
bei Fiebern der 7de Tag, ſo hat auch das ſiebende
Jahr im menſchlichen Leben, und in dem Alter ei-
nes Reiches ſollen critiſch ſeyn. Die Sache wurde
in Anſehung des Lebens um ſo viel wahrſcheinlicher,
weil um das 7de, 14te und 21ſte, ingleichen um
das 49ſte Jahr bei beiden Geſchlechtern ſehr groſſe
und merckliche Veraͤnderungen vorgehen, die auch
wuͤrcklich manchem das Leben koſten. Dem allen
ohngeachtet aber fiehet man (1) aus der 4 jaͤhri-
gen Wiener Tabelle, daß dieſe Jahre nichts vor
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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/246>, abgerufen am 21.11.2024.
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