Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.Gebrauch der Todten-Listen hellet zur Genüge, daß in London weit mehr Ursa-chen des Todes als in andern Städten. Die Lebens- Art, der Handel, die Schiffarth setzen viele mehrere in Gefahr. Sonderlich müssen die grossen und vielen Hospitäler und Lazarets in London und Paris sehr wohl in Betrachtung gezogen werden, in denen allein jährlich etliche tausend sterben. In selbige aber kommen nicht allein die, so in Paris und London gebohren, sondern es kommen auch sehr viele von fremden Orten dazu. In Paris werden alle In- validen von der Armee zu Tode gefuttert. Hiedurch wird nun die Zahl der sterbenden um ein grosses vermehret. Da nun hier in Berlin, so doch ein ge- sunder Ort ist, und der nicht so viele Gelegenheit zum Tode und Kranckheiten giebt, von 25 jährlich einer stirbt: solte man wohl zu viel thun, wenn man in London die Sterblichkeit 1/5 grösser rechne- te, oder daß in Proportion mit Berlin 1/5 mehr stür- be, das ist, daß allda von 20 jährlich einer fort müste. In Paris scheinen nicht so viel zu sterben als So viel wird man mir ohne Zweiffel zugeste- §. 106.
Gebrauch der Todten-Liſten hellet zur Genuͤge, daß in London weit mehr Urſa-chen des Todes als in andern Staͤdten. Die Lebens- Art, der Handel, die Schiffarth ſetzen viele mehrere in Gefahr. Sonderlich muͤſſen die groſſen und vielen Hoſpitaͤler und Lazarets in London und Paris ſehr wohl in Betrachtung gezogen werden, in denen allein jaͤhrlich etliche tauſend ſterben. In ſelbige aber kommen nicht allein die, ſo in Paris und London gebohren, ſondern es kommen auch ſehr viele von fremden Orten dazu. In Paris werden alle In- validen von der Armee zu Tode gefuttert. Hiedurch wird nun die Zahl der ſterbenden um ein groſſes vermehret. Da nun hier in Berlin, ſo doch ein ge- ſunder Ort iſt, und der nicht ſo viele Gelegenheit zum Tode und Kranckheiten giebt, von 25 jaͤhrlich einer ſtirbt: ſolte man wohl zu viel thun, wenn man in London die Sterblichkeit ⅕ groͤſſer rechne- te, oder daß in Proportion mit Berlin ⅕ mehr ſtuͤr- be, das iſt, daß allda von 20 jaͤhrlich einer fort muͤſte. In Paris ſcheinen nicht ſo viel zu ſterben als So viel wird man mir ohne Zweiffel zugeſte- §. 106.
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Gebrauch der Todten-Liſten
hellet zur Genuͤge, daß in London weit mehr Urſa-
chen des Todes als in andern Staͤdten. Die Lebens-
Art, der Handel, die Schiffarth ſetzen viele mehrere
in Gefahr. Sonderlich muͤſſen die groſſen und vielen
Hoſpitaͤler und Lazarets in London und Paris ſehr
wohl in Betrachtung gezogen werden, in denen allein
jaͤhrlich etliche tauſend ſterben. In ſelbige aber
kommen nicht allein die, ſo in Paris und London
gebohren, ſondern es kommen auch ſehr viele von
fremden Orten dazu. In Paris werden alle In-
validen von der Armee zu Tode gefuttert. Hiedurch
wird nun die Zahl der ſterbenden um ein groſſes
vermehret. Da nun hier in Berlin, ſo doch ein ge-
ſunder Ort iſt, und der nicht ſo viele Gelegenheit
zum Tode und Kranckheiten giebt, von 25 jaͤhrlich
einer ſtirbt: ſolte man wohl zu viel thun, wenn
man in London die Sterblichkeit ⅕ groͤſſer rechne-
te, oder daß in Proportion mit Berlin ⅕ mehr ſtuͤr-
be, das iſt, daß allda von 20 jaͤhrlich einer fort
muͤſte.
In Paris ſcheinen nicht ſo viel zu ſterben als
in London, daher wolte wohl zwiſchen London und
Berlin ein Mittel treffen und ſetzen, daß von 22
oder 23 jaͤhrlich einer ſterbe. Doch wenn man will
20 ſetzen, kan ich es wohl geſchehen laſſen.
So viel wird man mir ohne Zweiffel zugeſte-
hen, daß in London und Paris aus wenigern einer
ſterben muͤſſe als in Berlin und Breßlau. Folglich
faͤllt Graunts Regel weg, der in London unter 32
lebenden einen todten gerechnet. Herrn Maitlands
ſeine iſt auch zu groß, der in London unter 24 bis
25 einen angenommen.
§. 106.
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