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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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des Menschlichen Geschlechts.
Graunt, Petty, Nichols, Scheuchzer, Wiedeburg,
und andere bemühet, die Zeit zu bestimmen, in
welcher sich die Menschen in einem Lande
verdoppeln.
Mich dünckt, daß man hierbey ei-
nen höchstnöthigen Unterscheid aus der Acht gelas-
sen. Einmahl muß wohl nothwendig ein Unterscheid
gemachet werden, zwischen dem Wachsthum auf
dem Lande, und dem in einer grossen Stadt, sonder-
lich wenn letztere eine prächtige Residentz oder grosse
Handel-Stadt ist, als wodurch viele auswärtige in
dieselbige hinein gelocket werden. Von London ist
bekandt, daß daselbst jährlich etliche 1000. mehr
sterben als gebohren werden, folglich kan dieser
Stadt kein innerlicher Wachsthum aus sich selbst,
wovon hier geredet wird, zugeschrieben werden.

Gleichwohl hat von selbiger Petty [f] bewie-
sen, daß sie sich seit 1604. fast alle 40. Jahr ver-
doppelt habe, nemlich von 1604. bis 1640. das er-
sie mahl, von dar bis 1680. das zweyte mahl.
Ja seit 1604. bis jetzo 1740. also in hundert sechs
und dreyßig Jahren, ist die Zahl der Einwohner
mehr als fünf mahl so groß geworden. Denn
nachdem Petty war 1604. die mittlere Zahl der
sterbenden 5135. im Jahr 1642. war sie 11883.
und im Jahr 1682. schon 22331. Im Jahr 1737.
war sie nach dem Maitland [g] 26906. 5000. aber
ist, in 26000. mehr als fünf mahl enthalten. Und
ohnerachtet die Pest von 1604. bis 1684. etliche
mahl sehr aufgeräumet hat, so hat doch dieser

Wachs-
[f] Will. Petty's Essays in political arithmetick. London.
1699. in 8. pag.
13.
[g] History of the city of London, in der Bibliotheque
Britannique. Tom. XI. P. 2. p.
398.

des Menſchlichen Geſchlechts.
Graunt, Petty, Nichols, Scheuchzer, Wiedeburg,
und andere bemuͤhet, die Zeit zu beſtimmen, in
welcher ſich die Menſchen in einem Lande
verdoppeln.
Mich duͤnckt, daß man hierbey ei-
nen hoͤchſtnoͤthigen Unterſcheid aus der Acht gelaſ-
ſen. Einmahl muß wohl nothwendig ein Unterſcheid
gemachet werden, zwiſchen dem Wachsthum auf
dem Lande, und dem in einer groſſen Stadt, ſonder-
lich wenn letztere eine praͤchtige Reſidentz oder groſſe
Handel-Stadt iſt, als wodurch viele auswaͤrtige in
dieſelbige hinein gelocket werden. Von London iſt
bekandt, daß daſelbſt jaͤhrlich etliche 1000. mehr
ſterben als gebohren werden, folglich kan dieſer
Stadt kein innerlicher Wachsthum aus ſich ſelbſt,
wovon hier geredet wird, zugeſchrieben werden.

Gleichwohl hat von ſelbiger Petty [f] bewie-
ſen, daß ſie ſich ſeit 1604. faſt alle 40. Jahr ver-
doppelt habe, nemlich von 1604. bis 1640. das er-
ſie mahl, von dar bis 1680. das zweyte mahl.
Ja ſeit 1604. bis jetzo 1740. alſo in hundert ſechs
und dreyßig Jahren, iſt die Zahl der Einwohner
mehr als fuͤnf mahl ſo groß geworden. Denn
nachdem Petty war 1604. die mittlere Zahl der
ſterbenden 5135. im Jahr 1642. war ſie 11883.
und im Jahr 1682. ſchon 22331. Im Jahr 1737.
war ſie nach dem Maitland [g] 26906. 5000. aber
iſt, in 26000. mehr als fuͤnf mahl enthalten. Und
ohnerachtet die Peſt von 1604. bis 1684. etliche
mahl ſehr aufgeraͤumet hat, ſo hat doch dieſer

Wachs-
[f] Will. Petty’s Eſſays in political arithmetick. London.
1699. in 8. pag.
13.
[g] Hiſtory of the city of London, in der Bibliotheque
Britannique. Tom. XI. P. 2. p.
398.
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[11/0057] des Menſchlichen Geſchlechts. Graunt, Petty, Nichols, Scheuchzer, Wiedeburg, und andere bemuͤhet, die Zeit zu beſtimmen, in welcher ſich die Menſchen in einem Lande verdoppeln. Mich duͤnckt, daß man hierbey ei- nen hoͤchſtnoͤthigen Unterſcheid aus der Acht gelaſ- ſen. Einmahl muß wohl nothwendig ein Unterſcheid gemachet werden, zwiſchen dem Wachsthum auf dem Lande, und dem in einer groſſen Stadt, ſonder- lich wenn letztere eine praͤchtige Reſidentz oder groſſe Handel-Stadt iſt, als wodurch viele auswaͤrtige in dieſelbige hinein gelocket werden. Von London iſt bekandt, daß daſelbſt jaͤhrlich etliche 1000. mehr ſterben als gebohren werden, folglich kan dieſer Stadt kein innerlicher Wachsthum aus ſich ſelbſt, wovon hier geredet wird, zugeſchrieben werden. Gleichwohl hat von ſelbiger Petty [f] bewie- ſen, daß ſie ſich ſeit 1604. faſt alle 40. Jahr ver- doppelt habe, nemlich von 1604. bis 1640. das er- ſie mahl, von dar bis 1680. das zweyte mahl. Ja ſeit 1604. bis jetzo 1740. alſo in hundert ſechs und dreyßig Jahren, iſt die Zahl der Einwohner mehr als fuͤnf mahl ſo groß geworden. Denn nachdem Petty war 1604. die mittlere Zahl der ſterbenden 5135. im Jahr 1642. war ſie 11883. und im Jahr 1682. ſchon 22331. Im Jahr 1737. war ſie nach dem Maitland [g] 26906. 5000. aber iſt, in 26000. mehr als fuͤnf mahl enthalten. Und ohnerachtet die Peſt von 1604. bis 1684. etliche mahl ſehr aufgeraͤumet hat, ſo hat doch dieſer Wachs- [f] Will. Petty’s Eſſays in political arithmetick. London. 1699. in 8. pag. 13. [g] Hiſtory of the city of London, in der Bibliotheque Britannique. Tom. XI. P. 2. p. 398.

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/57>, abgerufen am 18.05.2024.