weil allda mehr sterben als gebohren werden. Siehet man aber auf die Preußische Liste, und be- trachtet wie schwer es halte, ehe ein Land sich nach einer solchen Niederlage wieder erholen könne; so wird man von dem Gegentheil sattsam überzeuget werden.
Wenn auch die Orientalische Pest zu der Preußischen nur allezeit wäre wie 1/5 zu 1/3 , so wäre doch dieses hinreichend zur Verwüstung dieser Län- der, weil dieses Ubel sich desto öfter einfindet. Wenn sie auch nur jährlich Theil der Einwoh- ner wegnehme, sie käme aber alle Jahr, so würde sie doch ohne die Beyhülffe des Krieges in kurtzem alles wüste machen. Jedoch es ist nicht an dem, daß die Pest sich alle Jahre überall im Orient be- finde, wie aus des Tourneforts, Le Bruns, Char- dins und anderer Reise-Beschreibungen zu ersehen. Was in Constantinopel als dem Mittel-Punct des Türckischen Reiches, wegen des Zusammen-Flusses aus allen Völckern, und wegen der schlechten An- stalten, zum öftern geschiehet, das ist eben nicht in allen Theilen dieses Reiches vermuthlich. Uber dem, so sind diese Länder nicht so sehr mit Menschen überhäuffet, als Hr. Derham vermeynet. Solches zeigen die in Europa gelegenen Türckischen Lande. Wie wüste siehet es nicht in Asien und Africa aus? Von See- und Handels-Städten, wohin sich alles ziehet, kan man nicht auf das platte Land schliessen. Endlich so bezeuget auch Mascrier [r] von Egypten, welches in denen ältern Zeiten, sonderlich wegen seiner Menge Einwohner berühmt gewesen, daß es seit mehreren Jahr-hunderten her, an Einwohnern
sehr
[r]Description d'Egypte p. 31.
des Menſchlichen Geſchlechts.
weil allda mehr ſterben als gebohren werden. Siehet man aber auf die Preußiſche Liſte, und be- trachtet wie ſchwer es halte, ehe ein Land ſich nach einer ſolchen Niederlage wieder erholen koͤnne; ſo wird man von dem Gegentheil ſattſam uͤberzeuget werden.
Wenn auch die Orientaliſche Peſt zu der Preußiſchen nur allezeit waͤre wie ⅕ zu ⅓, ſo waͤre doch dieſes hinreichend zur Verwuͤſtung dieſer Laͤn- der, weil dieſes Ubel ſich deſto oͤfter einfindet. Wenn ſie auch nur jaͤhrlich Theil der Einwoh- ner wegnehme, ſie kaͤme aber alle Jahr, ſo wuͤrde ſie doch ohne die Beyhuͤlffe des Krieges in kurtzem alles wuͤſte machen. Jedoch es iſt nicht an dem, daß die Peſt ſich alle Jahre uͤberall im Orient be- finde, wie aus des Tourneforts, Le Bruns, Char- dins und anderer Reiſe-Beſchreibungen zu erſehen. Was in Conſtantinopel als dem Mittel-Punct des Tuͤrckiſchen Reiches, wegen des Zuſammen-Fluſſes aus allen Voͤlckern, und wegen der ſchlechten An- ſtalten, zum oͤftern geſchiehet, das iſt eben nicht in allen Theilen dieſes Reiches vermuthlich. Uber dem, ſo ſind dieſe Laͤnder nicht ſo ſehr mit Menſchen uͤberhaͤuffet, als Hr. Derham vermeynet. Solches zeigen die in Europa gelegenen Tuͤrckiſchen Lande. Wie wuͤſte ſiehet es nicht in Aſien und Africa aus? Von See- und Handels-Staͤdten, wohin ſich alles ziehet, kan man nicht auf das platte Land ſchlieſſen. Endlich ſo bezeuget auch Maſcrier [r] von Egypten, welches in denen aͤltern Zeiten, ſonderlich wegen ſeiner Menge Einwohner beruͤhmt geweſen, daß es ſeit mehreren Jahr-hunderten her, an Einwohnern
ſehr
[r]Deſcription d’Egypte p. 31.
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des Menſchlichen Geſchlechts.
weil allda mehr ſterben als gebohren werden.
Siehet man aber auf die Preußiſche Liſte, und be-
trachtet wie ſchwer es halte, ehe ein Land ſich nach
einer ſolchen Niederlage wieder erholen koͤnne; ſo
wird man von dem Gegentheil ſattſam uͤberzeuget
werden.
Wenn auch die Orientaliſche Peſt zu der
Preußiſchen nur allezeit waͤre wie ⅕ zu ⅓, ſo waͤre
doch dieſes hinreichend zur Verwuͤſtung dieſer Laͤn-
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Wenn ſie auch nur jaͤhrlich [FORMEL] Theil der Einwoh-
ner wegnehme, ſie kaͤme aber alle Jahr, ſo wuͤrde
ſie doch ohne die Beyhuͤlffe des Krieges in kurtzem
alles wuͤſte machen. Jedoch es iſt nicht an dem,
daß die Peſt ſich alle Jahre uͤberall im Orient be-
finde, wie aus des Tourneforts, Le Bruns, Char-
dins und anderer Reiſe-Beſchreibungen zu erſehen.
Was in Conſtantinopel als dem Mittel-Punct des
Tuͤrckiſchen Reiches, wegen des Zuſammen-Fluſſes
aus allen Voͤlckern, und wegen der ſchlechten An-
ſtalten, zum oͤftern geſchiehet, das iſt eben nicht in
allen Theilen dieſes Reiches vermuthlich. Uber
dem, ſo ſind dieſe Laͤnder nicht ſo ſehr mit Menſchen
uͤberhaͤuffet, als Hr. Derham vermeynet. Solches
zeigen die in Europa gelegenen Tuͤrckiſchen Lande.
Wie wuͤſte ſiehet es nicht in Aſien und Africa aus?
Von See- und Handels-Staͤdten, wohin ſich alles
ziehet, kan man nicht auf das platte Land ſchlieſſen.
Endlich ſo bezeuget auch Maſcrier [r] von Egypten,
welches in denen aͤltern Zeiten, ſonderlich wegen
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ſehr
[r] Deſcription d’Egypte p. 31.
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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/75>, abgerufen am 29.11.2024.
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