Sulzer, Johann Georg: Beschreibung einiger Merckwüdigkeiten, Welche er in einer Ao. 1742. gemachten Berg-Reise durch einige Oerter der Schweitz beobachtet hat. Zürich, 1742.Beschreibung einiger Merckwürdigkeiten Würckungen an verschiednen Orten; sie bringt an keinem Ortealles herfür. Man muß also derselben nachgehen, die Oerter, wo sie etwas von ihren Würckungen zeiget, besuchen, und alles genau aus- forschen. digkeit der Reisen. Hieraus siehet man, wie nothwendig zur Vervollkommnung Absicht bey dieser Reise. Weil ich mir vorgenommen hatte, nur den natürlichen Bege- Jch verreißte also in Begleit Hrn. Joh. Caspar Hirzels, Med. nach (*) Es muß sich niemand wundern, daß ich mich bemühe eine speciale Beschreibung
dieser Herrschaft zu geben. Jch hätte eine gleiche Beschreibung der andern Landschaften, dadurch ich auf dieser Reise gekommen bin, gemacht, wenn ich genugsame Nachrichten gehabt hätte. Denn ich stehe in der Meynung, diese allgemeine Nachrichten von den Ländern haben zur Erkänntniß der Natur eben so grossen Nutzen, ja in gewisser Absicht noch einen grössern, als die Beschrei- bung der Pflanzen, Thiere und andrer besondrer Dinge. Es wäre zu wün- schen, daß alle Reisende diese Regel genau würden in Acht nehmen. Beſchreibung einiger Merckwuͤrdigkeiten Wuͤrckungen an verſchiednen Orten; ſie bringt an keinem Ortealles herfuͤr. Man muß alſo derſelben nachgehen, die Oerter, wo ſie etwas von ihren Wuͤrckungen zeiget, beſuchen, und alles genau aus- forſchen. digkeit der Reiſen. Hieraus ſiehet man, wie nothwendig zur Vervollkommnung Abſicht bey dieſer Reiſe. Weil ich mir vorgenommen hatte, nur den natuͤrlichen Bege- Jch verreißte alſo in Begleit Hrn. Joh. Caſpar Hirzels, Med. nach (*) Es muß ſich niemand wundern, daß ich mich bemuͤhe eine ſpeciale Beſchreibung
dieſer Herꝛſchaft zu geben. Jch haͤtte eine gleiche Beſchreibung der andern Landſchaften, dadurch ich auf dieſer Reiſe gekommen bin, gemacht, wenn ich genugſame Nachrichten gehabt haͤtte. Denn ich ſtehe in der Meynung, dieſe allgemeine Nachrichten von den Laͤndern haben zur Erkaͤnntniß der Natur eben ſo groſſen Nutzen, ja in gewiſſer Abſicht noch einen groͤſſern, als die Beſchrei- bung der Pflanzen, Thiere und andrer beſondrer Dinge. Es waͤre zu wuͤn- ſchen, daß alle Reiſende dieſe Regel genau wuͤrden in Acht nehmen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0026" n="22"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Beſchreibung einiger Merckwuͤrdigkeiten</hi></fw><lb/> Wuͤrckungen an verſchiednen Orten; ſie bringt an keinem Orte<lb/> alles herfuͤr. Man muß alſo derſelben nachgehen, die Oerter, wo ſie<lb/> etwas von ihren Wuͤrckungen zeiget, beſuchen, und alles genau aus-<lb/> forſchen.</p><lb/> <note place="left">Nothwen-<lb/> digkeit der<lb/> Reiſen.</note> <p>Hieraus ſiehet man, wie nothwendig zur Vervollkommnung<lb/> der Natur-Wiſſenſchaft, die zu dieſem Ende hin angeſtellte Reiſen<lb/> ſeyen; ſie legen nemlich den erſten Grund zu einer philoſophiſchen<lb/> Erkaͤnntniß der Natur. Das iſt auch der Grund, der mir Luſt ge-<lb/> macht hat die kleine Reiſe zu unternehmen, die ich hier beſchreiben<lb/> wil. Die Umſtaͤnde, in welchen ich geweſen, haben mir nicht er-<lb/> laubt, weder eine weitlaͤuftigere, noch eine langwierigere Reiſe zu<lb/> machen, und der ſchlechte Zuſtand meiner Geſundheit, welche gerade<lb/> im Anfange iſt unterbrochen worden, hat mich gehindert, mehrere<lb/> Merckwuͤrdigkeiten zu beobachten, als geſchehen ſeyn wuͤrde, wenn<lb/> ich voͤllig geſund geweſen waͤre. Darum habe ich dißmal mit we-<lb/> nigem muͤſſen vorlieb nehmen, und das muͤſſen auch die thun, welche<lb/> etwa dieſe Beſchreibung leſen werden.</p><lb/> <note place="left">Vornehmſte<lb/> Abſicht bey<lb/> dieſer Reiſe.</note> <p>Weil ich mir vorgenommen hatte, nur den natuͤrlichen Bege-<lb/> benheiten nachzugehen, ohne mich viel um politiſche und andre Sa-<lb/> chen zu bekuͤmmern, ſo erwaͤhlete ich zu meiner Reiſe ſolche Orte,<lb/> die dazu die allerbequemſten ſchienen; nemlich der Marſch gienge<lb/> durch die Cantons Zug, Schweitz, Lucern, Unterwalden, Uri und<lb/> einen Theil des Puͤndtner-Landes.</p><lb/> <note place="left">Abreiſe.</note> <p>Jch verreißte alſo in Begleit Hrn. <hi rendition="#fr">Joh. Caſpar Hirzels,</hi> <hi rendition="#aq">Med.<lb/> Stud.</hi> den 11. Auguſt von Zuͤrich, und nahm Anfangs den gewohn-<lb/> ten Weg nach Zug uͤber das Albis. Unten an dieſem Berge (an der<lb/> Seite gegen Zuͤrich) fangt das ſogenannte <hi rendition="#fr">Freye Amt,</hi> oder die<lb/> Herꝛſchaft Knonau an, von deren natuͤrlichen Beſchaffenheit ich auch<lb/> etwas melden muß. <note place="foot" n="(*)">Es muß ſich niemand wundern, daß ich mich bemuͤhe eine ſpeciale Beſchreibung<lb/> dieſer Herꝛſchaft zu geben. Jch haͤtte eine gleiche Beſchreibung der andern<lb/> Landſchaften, dadurch ich auf dieſer Reiſe gekommen bin, gemacht, wenn ich<lb/> genugſame Nachrichten gehabt haͤtte. Denn ich ſtehe in der Meynung, dieſe<lb/> allgemeine Nachrichten von den Laͤndern haben zur Erkaͤnntniß der Natur eben<lb/> ſo groſſen Nutzen, ja in gewiſſer Abſicht noch einen groͤſſern, als die Beſchrei-<lb/> bung der Pflanzen, Thiere und andrer beſondrer Dinge. Es waͤre zu wuͤn-<lb/> ſchen, daß alle Reiſende dieſe Regel genau wuͤrden in Acht nehmen.</note> Dieſe Herꝛſchaft erſtreckt ſich der Laͤnge<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nach</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [22/0026]
Beſchreibung einiger Merckwuͤrdigkeiten
Wuͤrckungen an verſchiednen Orten; ſie bringt an keinem Orte
alles herfuͤr. Man muß alſo derſelben nachgehen, die Oerter, wo ſie
etwas von ihren Wuͤrckungen zeiget, beſuchen, und alles genau aus-
forſchen.
Hieraus ſiehet man, wie nothwendig zur Vervollkommnung
der Natur-Wiſſenſchaft, die zu dieſem Ende hin angeſtellte Reiſen
ſeyen; ſie legen nemlich den erſten Grund zu einer philoſophiſchen
Erkaͤnntniß der Natur. Das iſt auch der Grund, der mir Luſt ge-
macht hat die kleine Reiſe zu unternehmen, die ich hier beſchreiben
wil. Die Umſtaͤnde, in welchen ich geweſen, haben mir nicht er-
laubt, weder eine weitlaͤuftigere, noch eine langwierigere Reiſe zu
machen, und der ſchlechte Zuſtand meiner Geſundheit, welche gerade
im Anfange iſt unterbrochen worden, hat mich gehindert, mehrere
Merckwuͤrdigkeiten zu beobachten, als geſchehen ſeyn wuͤrde, wenn
ich voͤllig geſund geweſen waͤre. Darum habe ich dißmal mit we-
nigem muͤſſen vorlieb nehmen, und das muͤſſen auch die thun, welche
etwa dieſe Beſchreibung leſen werden.
Weil ich mir vorgenommen hatte, nur den natuͤrlichen Bege-
benheiten nachzugehen, ohne mich viel um politiſche und andre Sa-
chen zu bekuͤmmern, ſo erwaͤhlete ich zu meiner Reiſe ſolche Orte,
die dazu die allerbequemſten ſchienen; nemlich der Marſch gienge
durch die Cantons Zug, Schweitz, Lucern, Unterwalden, Uri und
einen Theil des Puͤndtner-Landes.
Jch verreißte alſo in Begleit Hrn. Joh. Caſpar Hirzels, Med.
Stud. den 11. Auguſt von Zuͤrich, und nahm Anfangs den gewohn-
ten Weg nach Zug uͤber das Albis. Unten an dieſem Berge (an der
Seite gegen Zuͤrich) fangt das ſogenannte Freye Amt, oder die
Herꝛſchaft Knonau an, von deren natuͤrlichen Beſchaffenheit ich auch
etwas melden muß. (*) Dieſe Herꝛſchaft erſtreckt ſich der Laͤnge
nach
(*) Es muß ſich niemand wundern, daß ich mich bemuͤhe eine ſpeciale Beſchreibung
dieſer Herꝛſchaft zu geben. Jch haͤtte eine gleiche Beſchreibung der andern
Landſchaften, dadurch ich auf dieſer Reiſe gekommen bin, gemacht, wenn ich
genugſame Nachrichten gehabt haͤtte. Denn ich ſtehe in der Meynung, dieſe
allgemeine Nachrichten von den Laͤndern haben zur Erkaͤnntniß der Natur eben
ſo groſſen Nutzen, ja in gewiſſer Abſicht noch einen groͤſſern, als die Beſchrei-
bung der Pflanzen, Thiere und andrer beſondrer Dinge. Es waͤre zu wuͤn-
ſchen, daß alle Reiſende dieſe Regel genau wuͤrden in Acht nehmen.
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