Sulzer, Johann Georg: Beschreibung einiger Merckwüdigkeiten, Welche er in einer Ao. 1742. gemachten Berg-Reise durch einige Oerter der Schweitz beobachtet hat. Zürich, 1742.Beschreibung einiger Merckwürdigkeiten sey wie in den Thälern. Zu dem Ende hin nahme ich einen kleinenMagnet, und einen guten Compaß mit mir. Den ersten Versuch machte ich hier beym Dächlein, da ich gefunden, daß die gröste Weite, in welcher der Magnet die Compaß-Nadel anzieht, oder von sich stößt, 7. Zoll und 7. Linien sey. Abänderung der Wärme und Kälte. Es ist nicht minder seltsam und nützlich zu wissen, wie groß die Wir sezten bey guter Zeit unsre Reise fort, und hatten jezt der Rigi. Nachdem wir eine starcke Stunde weit (vom Dächlein gerechnet) genehm, (*) Es ist zu mercken, daß dieses Thermometrum von der ordentlichen Sommer-
Hitze in unserm Clima ohngefehr auf 80. bis 86. Grade getrieben wird. Wenn es aber auf dem 34. Grad stehet, so fängt das Wasser an zu ge- frieren. Also wäre die gantze Abwechslung von dem Frost bis auf die Sommer-Hitze 46. bis 50. Grade. An diesem Tage war sie 22., und also beynahe so groß, als in einem halben Jahre in der Tieffe. Jch habe, wegen andern Geschäften, das Thermometrum eben nicht alle Tage zweymal betrachtet, sonst hätte ich gewiß noch grössere Abänderung ge- funden. Den 19. August hatten wir auf der St. Gotthards-Straß eine grosse Hitze, daß das Thermometrum gewiß nicht unter 74° gestanden, doch war es an demselben Abend bey der Teufels-Brücke auf 44°, und den 20. Abends auf dem St. Gotthards-Berge auf 42. Graden. Also wäre die täg- liche Abwechslung den 19. Tag 30° gewesen. Zu Germatown in Pensyl- vanien ist die gröste tägliche Abwechslung 32. bis 40. Gr. Zu Berlin 16., sehr selten 20. Gr. Sihe Miscell. Berol. Tom. V. pag. 131. §. 7. Beſchreibung einiger Merckwuͤrdigkeiten ſey wie in den Thaͤlern. Zu dem Ende hin nahme ich einen kleinenMagnet, und einen guten Compaß mit mir. Den erſten Verſuch machte ich hier beym Daͤchlein, da ich gefunden, daß die groͤſte Weite, in welcher der Magnet die Compaß-Nadel anzieht, oder von ſich ſtoͤßt, 7. Zoll und 7. Linien ſey. Abaͤnderung der Waͤrme und Kaͤlte. Es iſt nicht minder ſeltſam und nuͤtzlich zu wiſſen, wie groß die Wir ſezten bey guter Zeit unſre Reiſe fort, und hatten jezt der Rigi. Nachdem wir eine ſtarcke Stunde weit (vom Daͤchlein gerechnet) genehm, (*) Es iſt zu mercken, daß dieſes Thermometrum von der ordentlichen Sommer-
Hitze in unſerm Clima ohngefehr auf 80. bis 86. Grade getrieben wird. Wenn es aber auf dem 34. Grad ſtehet, ſo faͤngt das Waſſer an zu ge- frieren. Alſo waͤre die gantze Abwechslung von dem Froſt bis auf die Sommer-Hitze 46. bis 50. Grade. An dieſem Tage war ſie 22., und alſo beynahe ſo groß, als in einem halben Jahre in der Tieffe. Jch habe, wegen andern Geſchaͤften, das Thermometrum eben nicht alle Tage zweymal betrachtet, ſonſt haͤtte ich gewiß noch groͤſſere Abaͤnderung ge- funden. Den 19. Auguſt hatten wir auf der St. Gotthards-Straß eine groſſe Hitze, daß das Thermometrum gewiß nicht unter 74° geſtanden, doch war es an demſelben Abend bey der Teufels-Bruͤcke auf 44°, und den 20. Abends auf dem St. Gotthards-Berge auf 42. Graden. Alſo waͤre die taͤg- liche Abwechslung den 19. Tag 30° geweſen. Zu Germatown in Penſyl- vanien iſt die groͤſte taͤgliche Abwechslung 32. bis 40. Gr. Zu Berlin 16., ſehr ſelten 20. Gr. Sihe Miſcell. Berol. Tom. V. pag. 131. §. 7. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="diaryEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0036" n="32"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Beſchreibung einiger Merckwuͤrdigkeiten</hi></fw><lb/> ſey wie in den Thaͤlern. Zu dem Ende hin nahme ich einen kleinen<lb/> Magnet, und einen guten Compaß mit mir. Den erſten Verſuch<lb/> machte ich hier beym Daͤchlein, da ich gefunden, daß die groͤſte Weite,<lb/> in welcher der Magnet die Compaß-Nadel anzieht, oder von ſich ſtoͤßt,<lb/> 7. Zoll und 7. Linien ſey.</p><lb/> <note place="left">Von der<lb/> Abaͤnderung<lb/> der Waͤrme<lb/> und Kaͤlte.</note> <p>Es iſt nicht minder ſeltſam und nuͤtzlich zu wiſſen, wie groß die<lb/> Abaͤnderung der Waͤrme und Kaͤlte auf den Bergen und Thaͤlern in<lb/> einem Tage ſey. Dieſes zu erfahren, habe ich mich eines Farenhei-<lb/> tiſchen <hi rendition="#aq">Thermometri</hi> bedienet. Dieſes ſtunde geſtern Abend zu Art<lb/> auf 74°, und heut Morgen fruͤhe am Daͤchlein auf 52°, war alſo der<lb/> Unterſchied 22°, welches ſehr mercklich iſt. <note place="foot" n="(*)">Es iſt zu mercken, daß dieſes <hi rendition="#aq">Thermometrum</hi> von der ordentlichen Sommer-<lb/> Hitze in unſerm <hi rendition="#aq">Clima</hi> ohngefehr auf 80. bis 86. Grade getrieben wird.<lb/> Wenn es aber auf dem 34. Grad ſtehet, ſo faͤngt das Waſſer an zu ge-<lb/> frieren. Alſo waͤre die gantze Abwechslung von dem Froſt bis auf die<lb/> Sommer-Hitze 46. bis 50. Grade. An dieſem Tage war ſie 22.,<lb/> und alſo beynahe ſo groß, als in einem halben Jahre in der Tieffe. Jch<lb/> habe, wegen andern Geſchaͤften, das <hi rendition="#aq">Thermometrum</hi> eben nicht alle<lb/> Tage zweymal betrachtet, ſonſt haͤtte ich gewiß noch groͤſſere Abaͤnderung ge-<lb/> funden. Den 19. Auguſt hatten wir auf der St. Gotthards-Straß eine<lb/> groſſe Hitze, daß das <hi rendition="#aq">Thermometrum</hi> gewiß nicht unter 74° geſtanden,<lb/> doch war es an demſelben Abend bey der Teufels-Bruͤcke auf 44°, und den 20.<lb/> Abends auf dem St. Gotthards-Berge auf 42. Graden. Alſo waͤre die taͤg-<lb/> liche Abwechslung den 19. Tag 30° geweſen. Zu <hi rendition="#aq">Germatown</hi> in <hi rendition="#aq">Penſyl-<lb/> vani</hi>en iſt die groͤſte taͤgliche Abwechslung 32. bis 40. Gr. Zu Berlin 16.,<lb/> ſehr ſelten 20. Gr. Sihe <hi rendition="#aq">Miſcell. Berol. Tom. V. pag.</hi> 131. §. 7.</note></p><lb/> <p>Wir ſezten bey guter Zeit unſre Reiſe fort, und hatten jezt<lb/> nicht mehr ſo jaͤhe Wege als geſtern Abends. Auf dem Wege gegen<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Petrefactum</hi>.</note>dem Cloſter, welches auf der Rigi iſt, fande ich unter einer groſſen<lb/> Menge Steinen, welche die Waſſer von der Hoͤhe geſchwemmt hatten,<lb/> einen Sand-Stein, auf welchem eine kleine verſteinerte Muſchel,<lb/> nemlich eine <hi rendition="#aq">Concha ſtriata,</hi> zu ſehen war, welches vielleicht das erſte<lb/><hi rendition="#aq">Petrefactum</hi> iſt, ſo man auf der Rigi gefunden hat.</p><lb/> <note place="left">Cloſter auf<lb/> der Rigi.</note> <p>Nachdem wir eine ſtarcke Stunde weit (vom Daͤchlein gerechnet)<lb/> gegangen, kamen wir auf der Rigi an, woſelbſt ein kleines Cloſter,<lb/> (zu welchem im Sommer gewallfahrtet wird) nebſt einem Wirths-<lb/> hauſe, und noch ein paar andere Huͤtten ſtehen. Dieſes iſt aber nicht<lb/> die oberſte Hoͤhe des Berges, ſondern vielmehr ein Berg-Thal, welches<lb/> zwiſchen zwo Berg-Hoͤhen eingeſchloſſen iſt. Es iſt da zimlich an-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">genehm,</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [32/0036]
Beſchreibung einiger Merckwuͤrdigkeiten
ſey wie in den Thaͤlern. Zu dem Ende hin nahme ich einen kleinen
Magnet, und einen guten Compaß mit mir. Den erſten Verſuch
machte ich hier beym Daͤchlein, da ich gefunden, daß die groͤſte Weite,
in welcher der Magnet die Compaß-Nadel anzieht, oder von ſich ſtoͤßt,
7. Zoll und 7. Linien ſey.
Es iſt nicht minder ſeltſam und nuͤtzlich zu wiſſen, wie groß die
Abaͤnderung der Waͤrme und Kaͤlte auf den Bergen und Thaͤlern in
einem Tage ſey. Dieſes zu erfahren, habe ich mich eines Farenhei-
tiſchen Thermometri bedienet. Dieſes ſtunde geſtern Abend zu Art
auf 74°, und heut Morgen fruͤhe am Daͤchlein auf 52°, war alſo der
Unterſchied 22°, welches ſehr mercklich iſt. (*)
Wir ſezten bey guter Zeit unſre Reiſe fort, und hatten jezt
nicht mehr ſo jaͤhe Wege als geſtern Abends. Auf dem Wege gegen
dem Cloſter, welches auf der Rigi iſt, fande ich unter einer groſſen
Menge Steinen, welche die Waſſer von der Hoͤhe geſchwemmt hatten,
einen Sand-Stein, auf welchem eine kleine verſteinerte Muſchel,
nemlich eine Concha ſtriata, zu ſehen war, welches vielleicht das erſte
Petrefactum iſt, ſo man auf der Rigi gefunden hat.
Petrefactum.
Nachdem wir eine ſtarcke Stunde weit (vom Daͤchlein gerechnet)
gegangen, kamen wir auf der Rigi an, woſelbſt ein kleines Cloſter,
(zu welchem im Sommer gewallfahrtet wird) nebſt einem Wirths-
hauſe, und noch ein paar andere Huͤtten ſtehen. Dieſes iſt aber nicht
die oberſte Hoͤhe des Berges, ſondern vielmehr ein Berg-Thal, welches
zwiſchen zwo Berg-Hoͤhen eingeſchloſſen iſt. Es iſt da zimlich an-
genehm,
(*) Es iſt zu mercken, daß dieſes Thermometrum von der ordentlichen Sommer-
Hitze in unſerm Clima ohngefehr auf 80. bis 86. Grade getrieben wird.
Wenn es aber auf dem 34. Grad ſtehet, ſo faͤngt das Waſſer an zu ge-
frieren. Alſo waͤre die gantze Abwechslung von dem Froſt bis auf die
Sommer-Hitze 46. bis 50. Grade. An dieſem Tage war ſie 22.,
und alſo beynahe ſo groß, als in einem halben Jahre in der Tieffe. Jch
habe, wegen andern Geſchaͤften, das Thermometrum eben nicht alle
Tage zweymal betrachtet, ſonſt haͤtte ich gewiß noch groͤſſere Abaͤnderung ge-
funden. Den 19. Auguſt hatten wir auf der St. Gotthards-Straß eine
groſſe Hitze, daß das Thermometrum gewiß nicht unter 74° geſtanden,
doch war es an demſelben Abend bey der Teufels-Bruͤcke auf 44°, und den 20.
Abends auf dem St. Gotthards-Berge auf 42. Graden. Alſo waͤre die taͤg-
liche Abwechslung den 19. Tag 30° geweſen. Zu Germatown in Penſyl-
vanien iſt die groͤſte taͤgliche Abwechslung 32. bis 40. Gr. Zu Berlin 16.,
ſehr ſelten 20. Gr. Sihe Miſcell. Berol. Tom. V. pag. 131. §. 7.
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