Sulzer, Johann Georg: Beschreibung einiger Merckwüdigkeiten, Welche er in einer Ao. 1742. gemachten Berg-Reise durch einige Oerter der Schweitz beobachtet hat. Zürich, 1742.des Schweitzerlandes. Seite des Sees, in dem Rotzloch, sind noch andre Quellen, wel-che stärcker am Geruche sind; das Wasser fließt aus einem Felß-Spalt an dem Boden gantz klar in zimlicher Menge hervor, und überziehet die dort liegende Steine und Sand mit einer schwarzen Farbe. Das Wasser laufft ohne Gebrauch in den vorbey fliessenden Mehlbach; doch steht unweit davon noch ein Badhauß, welches noch vor weni- gen Jahren im Stande gewesen und besucht worden seyn sol; es kam aber ins Abnehmen, weil bemeldter Mehlbach die Quelle be- decket und verderbt hat, welche hernach wieder hervorgekommen. Der Mehlbach wird wegen seiner weissen Farb also genennt, welche er das gantze Jahr hindurch behält, davon die Ursach seyn sol, weil er über Gips-Felsen herab läufft. Nicht weit von dieser, nemlich bey der Hammer-Schmidte, ist noch eine dritte Quelle von gleicher Art, welche aus einem andern Felsen hervor kommt. Also sind hier 3. verschiedne Quellen, welche gantz gleiche Wasser geben. Hieraus siehet man, daß es mit den warmen Bädern zu Baden eine gleiche Bewandniß haben kan; daß man nicht nöthig hat, zu setzen, das Wasser fliesse tieff in der Erde unter der Limmath, von den klei- nen zu den grossen Bädern hinüber, nur damit man alles aus einer Haupt-Quelle könne herleiten; denn die bemeldte 3. Brünnen sind alle von gleicher Natur, und kommen doch unstreitig von dreyen un- terschiednen nahe aneinander liegenden Orten her. Das Unterwalder-Land ist auch zimlich reich an Marmor.Marmor. Jch muß einer seltsamen Geschichte nicht vergessen, welche mirSeltsamer weiter F 3
des Schweitzerlandes. Seite des Sees, in dem Rotzloch, ſind noch andre Quellen, wel-che ſtaͤrcker am Geruche ſind; das Waſſer fließt aus einem Felß-Spalt an dem Boden gantz klar in zimlicher Menge hervor, und uͤberziehet die dort liegende Steine und Sand mit einer ſchwarzen Farbe. Das Waſſer laufft ohne Gebrauch in den vorbey flieſſenden Mehlbach; doch ſteht unweit davon noch ein Badhauß, welches noch vor weni- gen Jahren im Stande geweſen und beſucht worden ſeyn ſol; es kam aber ins Abnehmen, weil bemeldter Mehlbach die Quelle be- decket und verderbt hat, welche hernach wieder hervorgekommen. Der Mehlbach wird wegen ſeiner weiſſen Farb alſo genennt, welche er das gantze Jahr hindurch behaͤlt, davon die Urſach ſeyn ſol, weil er uͤber Gips-Felſen herab laͤufft. Nicht weit von dieſer, nemlich bey der Hammer-Schmidte, iſt noch eine dritte Quelle von gleicher Art, welche aus einem andern Felſen hervor kommt. Alſo ſind hier 3. verſchiedne Quellen, welche gantz gleiche Waſſer geben. Hieraus ſiehet man, daß es mit den warmen Baͤdern zu Baden eine gleiche Bewandniß haben kan; daß man nicht noͤthig hat, zu ſetzen, das Waſſer flieſſe tieff in der Erde unter der Limmath, von den klei- nen zu den groſſen Baͤdern hinuͤber, nur damit man alles aus einer Haupt-Quelle koͤnne herleiten; denn die bemeldte 3. Bruͤnnen ſind alle von gleicher Natur, und kommen doch unſtreitig von dreyen un- terſchiednen nahe aneinander liegenden Orten her. Das Unterwalder-Land iſt auch zimlich reich an Marmor.Marmor. Jch muß einer ſeltſamen Geſchichte nicht vergeſſen, welche mirSeltſamer weiter F 3
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des Schweitzerlandes.
Seite des Sees, in dem Rotzloch, ſind noch andre Quellen, wel-
che ſtaͤrcker am Geruche ſind; das Waſſer fließt aus einem Felß-Spalt
an dem Boden gantz klar in zimlicher Menge hervor, und uͤberziehet
die dort liegende Steine und Sand mit einer ſchwarzen Farbe. Das
Waſſer laufft ohne Gebrauch in den vorbey flieſſenden Mehlbach;
doch ſteht unweit davon noch ein Badhauß, welches noch vor weni-
gen Jahren im Stande geweſen und beſucht worden ſeyn ſol; es
kam aber ins Abnehmen, weil bemeldter Mehlbach die Quelle be-
decket und verderbt hat, welche hernach wieder hervorgekommen.
Der Mehlbach wird wegen ſeiner weiſſen Farb alſo genennt, welche
er das gantze Jahr hindurch behaͤlt, davon die Urſach ſeyn ſol, weil
er uͤber Gips-Felſen herab laͤufft. Nicht weit von dieſer, nemlich
bey der Hammer-Schmidte, iſt noch eine dritte Quelle von gleicher
Art, welche aus einem andern Felſen hervor kommt. Alſo ſind
hier 3. verſchiedne Quellen, welche gantz gleiche Waſſer geben.
Hieraus ſiehet man, daß es mit den warmen Baͤdern zu Baden eine
gleiche Bewandniß haben kan; daß man nicht noͤthig hat, zu ſetzen,
das Waſſer flieſſe tieff in der Erde unter der Limmath, von den klei-
nen zu den groſſen Baͤdern hinuͤber, nur damit man alles aus einer
Haupt-Quelle koͤnne herleiten; denn die bemeldte 3. Bruͤnnen ſind
alle von gleicher Natur, und kommen doch unſtreitig von dreyen un-
terſchiednen nahe aneinander liegenden Orten her.
Das Unterwalder-Land iſt auch zimlich reich an Marmor.
Jn der Kirche zu Stantz ſind ſchoͤne Saͤulen von ſchwartzem Mar-
mor mit weiſſen Adern, welcher nur eine halbe Stunde von Stantz
iſt gebrochen worden. Deßgleichen findt man auch ſchoͤnen Mar-
mor in dem Melchthal nicht weit von des Bruder Clauſen ehemali-
ger Wohnung. Zu oberſt in dem Lande gegen dem Berner-Gebiet
iſt der Berg Kayſerſtuhl, auf welchem ſehr viele verſteinerte Mu-
ſcheln angetroffen werden; dann ich ſehr ſchoͤne Stuͤcke in Hrn. D.
Langen Cabinet in Lucern geſehen habe.
Marmor.
Petrefacta.
Jch muß einer ſeltſamen Geſchichte nicht vergeſſen, welche mir
die Schiffleute erzehlt haben. Es kommt zu gewiſſen Zeiten von
dem Unterwalder-Lande ein heftiger Wind, welchen die Schiffleute
Lopper-Wind nennen, weil er uͤber den kleinen Berg Lopper her-
kommt, und alſo von Mittag gegen Norden, mit einer kleinen Ab-
weichung gegen Morgen, waͤhet. Dieſer Wind ſoll ordentlich nur
bis auf den halben See hinein geſpuͤret werden, wenn er aber ſich
weiter
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Wind.
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