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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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Tagebuch von einer nach Nizza
in den Fluß hineingerückt, und gegen denselben mit
einer starken Mauer gestützt ist. Wenn man durch
diesen engen Paß heraus ist, kommt man nach Tain,
einem schönen und großen Flecken, dem gerade gegen-
über an dem rechten Ufer der Rhone die Stadt Tour-
non
im Vivarois liegt.

Von Tain aus ziehen sich die Berge von der
Rhone wieder landwärts hinein, und laufen in einem
halben Zirkel herum, der sich nahe bey Valence wie-
der an die Rhone hinzieht. Dadurch entstehet hier
wieder eine große und schöne Ebene, die wie ein uner-
meßlicher Garten aussieht. Die Hügel, die von
Tain aus gegen Morgen hinlaufen, sind an der Mit-
tagsseite mit Weinreben bepflanzt. Hier wächst der
fürtreffliche rothe Wein, der von einer auf der Höhe
Vin d'Her-
mitage.
gerad über dem Flecken liegenden Einsiedlerey Vin
d'Hermitage
genennt wird. Er ist aber so selten,
und wird so hoch im Preis gehalten, daß man an dem
Orte selbst 3 Livres für eine Bouteille, wie die Pari-
ser oder Burgunder Bouteillen sind, bezahlen muß.

Die Ebene selbst ist nicht so fruchtbar, als sie für
das Auge schön ist. Das höhere Land darauf ist so-
gar völlig unbebaut; aber das ganze Land ist mit
Maulbeerbäumen besetzt. Mich wunderte es doch, in
einem Lande, wo der Getraidebau so schlecht ist, un-
ter so vielen tausend gepflanzten Bäumen keinen Obst-
baum zu finden.

Am Ende dieser Ebene fährt man gerade über die
sich hier wieder an die Rhone anschließenden nicht ho-
hen Berge herüber, und kommt hernach bald nach
Valence.Valence. Diese ziemlich ansehnliche Stadt hat eine
fürtreffliche Lage auf einer Höhe, dicht an der Rhone.

Ehe

Tagebuch von einer nach Nizza
in den Fluß hineingeruͤckt, und gegen denſelben mit
einer ſtarken Mauer geſtuͤtzt iſt. Wenn man durch
dieſen engen Paß heraus iſt, kommt man nach Tain,
einem ſchoͤnen und großen Flecken, dem gerade gegen-
uͤber an dem rechten Ufer der Rhone die Stadt Tour-
non
im Vivarois liegt.

Von Tain aus ziehen ſich die Berge von der
Rhone wieder landwaͤrts hinein, und laufen in einem
halben Zirkel herum, der ſich nahe bey Valence wie-
der an die Rhone hinzieht. Dadurch entſtehet hier
wieder eine große und ſchoͤne Ebene, die wie ein uner-
meßlicher Garten ausſieht. Die Huͤgel, die von
Tain aus gegen Morgen hinlaufen, ſind an der Mit-
tagsſeite mit Weinreben bepflanzt. Hier waͤchſt der
fuͤrtreffliche rothe Wein, der von einer auf der Hoͤhe
Vin d'Her-
mitage.
gerad uͤber dem Flecken liegenden Einſiedlerey Vin
d'Hermitage
genennt wird. Er iſt aber ſo ſelten,
und wird ſo hoch im Preis gehalten, daß man an dem
Orte ſelbſt 3 Livres fuͤr eine Bouteille, wie die Pari-
ſer oder Burgunder Bouteillen ſind, bezahlen muß.

Die Ebene ſelbſt iſt nicht ſo fruchtbar, als ſie fuͤr
das Auge ſchoͤn iſt. Das hoͤhere Land darauf iſt ſo-
gar voͤllig unbebaut; aber das ganze Land iſt mit
Maulbeerbaͤumen beſetzt. Mich wunderte es doch, in
einem Lande, wo der Getraidebau ſo ſchlecht iſt, un-
ter ſo vielen tauſend gepflanzten Baͤumen keinen Obſt-
baum zu finden.

Am Ende dieſer Ebene faͤhrt man gerade uͤber die
ſich hier wieder an die Rhone anſchließenden nicht ho-
hen Berge heruͤber, und kommt hernach bald nach
Valence.Valence. Dieſe ziemlich anſehnliche Stadt hat eine
fuͤrtreffliche Lage auf einer Hoͤhe, dicht an der Rhone.

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[94/0114] Tagebuch von einer nach Nizza in den Fluß hineingeruͤckt, und gegen denſelben mit einer ſtarken Mauer geſtuͤtzt iſt. Wenn man durch dieſen engen Paß heraus iſt, kommt man nach Tain, einem ſchoͤnen und großen Flecken, dem gerade gegen- uͤber an dem rechten Ufer der Rhone die Stadt Tour- non im Vivarois liegt. Von Tain aus ziehen ſich die Berge von der Rhone wieder landwaͤrts hinein, und laufen in einem halben Zirkel herum, der ſich nahe bey Valence wie- der an die Rhone hinzieht. Dadurch entſtehet hier wieder eine große und ſchoͤne Ebene, die wie ein uner- meßlicher Garten ausſieht. Die Huͤgel, die von Tain aus gegen Morgen hinlaufen, ſind an der Mit- tagsſeite mit Weinreben bepflanzt. Hier waͤchſt der fuͤrtreffliche rothe Wein, der von einer auf der Hoͤhe gerad uͤber dem Flecken liegenden Einſiedlerey Vin d'Hermitage genennt wird. Er iſt aber ſo ſelten, und wird ſo hoch im Preis gehalten, daß man an dem Orte ſelbſt 3 Livres fuͤr eine Bouteille, wie die Pari- ſer oder Burgunder Bouteillen ſind, bezahlen muß. Vin d'Her- mitage. Die Ebene ſelbſt iſt nicht ſo fruchtbar, als ſie fuͤr das Auge ſchoͤn iſt. Das hoͤhere Land darauf iſt ſo- gar voͤllig unbebaut; aber das ganze Land iſt mit Maulbeerbaͤumen beſetzt. Mich wunderte es doch, in einem Lande, wo der Getraidebau ſo ſchlecht iſt, un- ter ſo vielen tauſend gepflanzten Baͤumen keinen Obſt- baum zu finden. Am Ende dieſer Ebene faͤhrt man gerade uͤber die ſich hier wieder an die Rhone anſchließenden nicht ho- hen Berge heruͤber, und kommt hernach bald nach Valence. Dieſe ziemlich anſehnliche Stadt hat eine fuͤrtreffliche Lage auf einer Hoͤhe, dicht an der Rhone. Ehe Valence.

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/114>, abgerufen am 24.11.2024.