Da indessen nach seiner Zurückkunft einige seiner Freunde von dem Tagebuche etwas gehört hatten, und es zu lesen verlangten, fand sich einer darunter, der es der Mühe werth hielt, etwas davon auszuziehen, und durch das deutsche Mu- seum bekannt zu machen. Dieses veranlaßte an- dere Freunde, und besonders auch die Verleger, dem Verfasser ernstlich anzuliegen, das ganze Ta- gebuch bekannt zu machen. Ob er nun gleich keinen Trieb dazu fühlte, gab er doch nach.
Dieses ist die wahre Geschichte des Buches, die hier deswegen erzählt wird, damit billige Le- ser das Magere und Unerhebliche, was hier und da darin vorkommt, entschuldigen. Der Ver- fasser hätte es freylich können ausstreichen, und nur das Wichtigere stehen lassen; dazu aber hatte er wegen der unaufhörlich anhaltenden Leibesbe- schwerden keine Lust. Und überdem denkt er, daß es manchem Leser eben so gehen wird, wie ihm selbst: nämlich daß ihn auch Kleinigkeiten, wenn sie nur nichts Ungereimtes oder Unartiges enthalten, in so weit unterhalten, daß er die Zeit, darin er sie gelesen hat, nicht für ganz verloren achtet.
Nach-
Vorbericht.
Da indeſſen nach ſeiner Zuruͤckkunft einige ſeiner Freunde von dem Tagebuche etwas gehoͤrt hatten, und es zu leſen verlangten, fand ſich einer darunter, der es der Muͤhe werth hielt, etwas davon auszuziehen, und durch das deutſche Mu- ſeum bekannt zu machen. Dieſes veranlaßte an- dere Freunde, und beſonders auch die Verleger, dem Verfaſſer ernſtlich anzuliegen, das ganze Ta- gebuch bekannt zu machen. Ob er nun gleich keinen Trieb dazu fuͤhlte, gab er doch nach.
Dieſes iſt die wahre Geſchichte des Buches, die hier deswegen erzaͤhlt wird, damit billige Le- ſer das Magere und Unerhebliche, was hier und da darin vorkommt, entſchuldigen. Der Ver- faſſer haͤtte es freylich koͤnnen ausſtreichen, und nur das Wichtigere ſtehen laſſen; dazu aber hatte er wegen der unaufhoͤrlich anhaltenden Leibesbe- ſchwerden keine Luſt. Und uͤberdem denkt er, daß es manchem Leſer eben ſo gehen wird, wie ihm ſelbſt: naͤmlich daß ihn auch Kleinigkeiten, wenn ſie nur nichts Ungereimtes oder Unartiges enthalten, in ſo weit unterhalten, daß er die Zeit, darin er ſie geleſen hat, nicht fuͤr ganz verloren achtet.
Nach-
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[0012]
Vorbericht.
Da indeſſen nach ſeiner Zuruͤckkunft einige
ſeiner Freunde von dem Tagebuche etwas gehoͤrt
hatten, und es zu leſen verlangten, fand ſich einer
darunter, der es der Muͤhe werth hielt, etwas
davon auszuziehen, und durch das deutſche Mu-
ſeum bekannt zu machen. Dieſes veranlaßte an-
dere Freunde, und beſonders auch die Verleger,
dem Verfaſſer ernſtlich anzuliegen, das ganze Ta-
gebuch bekannt zu machen. Ob er nun gleich
keinen Trieb dazu fuͤhlte, gab er doch nach.
Dieſes iſt die wahre Geſchichte des Buches,
die hier deswegen erzaͤhlt wird, damit billige Le-
ſer das Magere und Unerhebliche, was hier und
da darin vorkommt, entſchuldigen. Der Ver-
faſſer haͤtte es freylich koͤnnen ausſtreichen, und
nur das Wichtigere ſtehen laſſen; dazu aber hatte
er wegen der unaufhoͤrlich anhaltenden Leibesbe-
ſchwerden keine Luſt. Und uͤberdem denkt er,
daß es manchem Leſer eben ſo gehen wird, wie
ihm ſelbſt: naͤmlich daß ihn auch Kleinigkeiten,
wenn ſie nur nichts Ungereimtes oder Unartiges
enthalten, in ſo weit unterhalten, daß er die Zeit,
darin er ſie geleſen hat, nicht fuͤr ganz verloren
achtet.
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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/12>, abgerufen am 21.11.2024.
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