Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.Tagebuch von einer nach Nizza der Legende des heil. Pontius zu trauen ist, so warder erwähnte kleine Tempel dem Apollo geweihet; denn es heißt dort, der Präses Claudius habe dem Heiligen, der jetzt eben in dieser Arena wilden Thie- ren sollte Preis gegeben werden, gesagt: Ecce proxi- me venerabile Apollinis templum; accede et sacri- fica *). Das Haus der gedachten Villa liegt zwi- schen dem Tempel und dem Amphitheater. An dem Auftritt auf die Terrasse, auf welcher das Haus steht, sieht man rechter und linker Hand zwey Steine, wie Postamente gestaltet. Der zur linken Hand läßt noch undeutliche Spuren eines alten flachen Schnitzwerks sehen, auf dem ich einen Hahn und den Caduceus des Mercurius wahrnehmen konnte. Der rechter Hand stehende Stein enthält in schönen Buchstaben folgende Schrift: CORNELIAE SALO Etwa *) Die Geschichte dieses und anderer nicäischen Märty-
rer befindet sich in einem Werke, das ein Priester aus Nizza, Petrus Goffredi, unter dem Titel: Nicaea civitas, sacris monumentis illustrata etc. im Jahr 1658 herausgegeben hat. Das Werk ist in Turin in klein Folio gedruckt, und enthält unter andern auch alle damals bekannte in dieser Gegend noch befindli- che römische Jnschriften. Tagebuch von einer nach Nizza der Legende des heil. Pontius zu trauen iſt, ſo warder erwaͤhnte kleine Tempel dem Apollo geweihet; denn es heißt dort, der Praͤſes Claudius habe dem Heiligen, der jetzt eben in dieſer Arena wilden Thie- ren ſollte Preis gegeben werden, geſagt: Ecce proxi- me venerabile Apollinis templum; accede et ſacri- fica *). Das Haus der gedachten Villa liegt zwi- ſchen dem Tempel und dem Amphitheater. An dem Auftritt auf die Terraſſe, auf welcher das Haus ſteht, ſieht man rechter und linker Hand zwey Steine, wie Poſtamente geſtaltet. Der zur linken Hand laͤßt noch undeutliche Spuren eines alten flachen Schnitzwerks ſehen, auf dem ich einen Hahn und den Caduceus des Mercurius wahrnehmen konnte. Der rechter Hand ſtehende Stein enthaͤlt in ſchoͤnen Buchſtaben folgende Schrift: CORNELIAE SALO Etwa *) Die Geſchichte dieſes und anderer nicaͤiſchen Maͤrty-
rer befindet ſich in einem Werke, das ein Prieſter aus Nizza, Petrus Goffredi, unter dem Titel: Nicaea civitas, ſacris monumentis illuſtrata etc. im Jahr 1658 herausgegeben hat. Das Werk iſt in Turin in klein Folio gedruckt, und enthaͤlt unter andern auch alle damals bekannte in dieſer Gegend noch befindli- che roͤmiſche Jnſchriften. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0246" n="226"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Tagebuch von einer nach Nizza</hi></fw><lb/> der Legende des heil. <hi rendition="#fr">Pontius</hi> zu trauen iſt, ſo war<lb/> der erwaͤhnte kleine Tempel dem <hi rendition="#fr">Apollo</hi> geweihet;<lb/> denn es heißt dort, der <hi rendition="#fr">Praͤſes Claudius</hi> habe dem<lb/> Heiligen, der jetzt eben in dieſer Arena wilden Thie-<lb/> ren ſollte Preis gegeben werden, geſagt: <hi rendition="#aq">Ecce proxi-<lb/> me venerabile Apollinis templum; accede et ſacri-<lb/> fica</hi> <note place="foot" n="*)">Die Geſchichte dieſes und anderer nicaͤiſchen Maͤrty-<lb/> rer befindet ſich in einem Werke, das ein Prieſter aus<lb/> Nizza, Petrus Goffredi, unter dem Titel: <hi rendition="#aq">Nicaea<lb/> civitas, ſacris monumentis illuſtrata etc.</hi> im Jahr<lb/> 1658 herausgegeben hat. Das Werk iſt in Turin in<lb/> klein Folio gedruckt, und enthaͤlt unter andern auch<lb/> alle damals bekannte in dieſer Gegend noch befindli-<lb/> che roͤmiſche Jnſchriften.</note>. Das Haus der gedachten <hi rendition="#fr">Villa</hi> liegt zwi-<lb/> ſchen dem Tempel und dem Amphitheater. An dem<lb/> Auftritt auf die Terraſſe, auf welcher das Haus ſteht,<lb/> ſieht man rechter und linker Hand zwey Steine, wie<lb/> Poſtamente geſtaltet. Der zur linken Hand laͤßt noch<lb/> undeutliche Spuren eines alten flachen Schnitzwerks<lb/> ſehen, auf dem ich einen Hahn und den <hi rendition="#fr">Caduceus</hi><lb/> des <hi rendition="#fr">Mercurius</hi> wahrnehmen konnte. Der rechter<lb/> Hand ſtehende Stein enthaͤlt in ſchoͤnen Buchſtaben<lb/> folgende Schrift:</p><lb/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">CORNELIAE SALO<lb/> NINAE<lb/> SANCTISSIM AVG<lb/> CONIVG GALLIENI<lb/> IVNIORIS AVG N<lb/> ORDO GEMENEL<lb/> CVRANT AVRELIO<lb/> IANVARIO V E</hi> </hi> </hi> </p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Etwa</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [226/0246]
Tagebuch von einer nach Nizza
der Legende des heil. Pontius zu trauen iſt, ſo war
der erwaͤhnte kleine Tempel dem Apollo geweihet;
denn es heißt dort, der Praͤſes Claudius habe dem
Heiligen, der jetzt eben in dieſer Arena wilden Thie-
ren ſollte Preis gegeben werden, geſagt: Ecce proxi-
me venerabile Apollinis templum; accede et ſacri-
fica *). Das Haus der gedachten Villa liegt zwi-
ſchen dem Tempel und dem Amphitheater. An dem
Auftritt auf die Terraſſe, auf welcher das Haus ſteht,
ſieht man rechter und linker Hand zwey Steine, wie
Poſtamente geſtaltet. Der zur linken Hand laͤßt noch
undeutliche Spuren eines alten flachen Schnitzwerks
ſehen, auf dem ich einen Hahn und den Caduceus
des Mercurius wahrnehmen konnte. Der rechter
Hand ſtehende Stein enthaͤlt in ſchoͤnen Buchſtaben
folgende Schrift:
CORNELIAE SALO
NINAE
SANCTISSIM AVG
CONIVG GALLIENI
IVNIORIS AVG N
ORDO GEMENEL
CVRANT AVRELIO
IANVARIO V E
Etwa
*) Die Geſchichte dieſes und anderer nicaͤiſchen Maͤrty-
rer befindet ſich in einem Werke, das ein Prieſter aus
Nizza, Petrus Goffredi, unter dem Titel: Nicaea
civitas, ſacris monumentis illuſtrata etc. im Jahr
1658 herausgegeben hat. Das Werk iſt in Turin in
klein Folio gedruckt, und enthaͤlt unter andern auch
alle damals bekannte in dieſer Gegend noch befindli-
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