Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

gethanen Reise.
meisten Engländer, die den Winter hier zugebracht
haben, im März wieder davon.

Die Stadt oder vielmehr der Flecken VillaVilla franca.
franca liegt nahe bey Nizza, jenseit des Berges
Montalban. Die auf diesem Berge liegende kleine
Festung, dienet sowohl der einen als der andern zum
Schutz. Zu Wasser fährt man in einer Stunde von
Nizza nach Villa franca; denn so bald man um den
neben dem Hafen der ersten Stadt etwas ins Meer
hineintretenden Fuß des Berges Montalban herum
ist, befindet man sich an der Einfahrt des Hafens von
Villa franca, der sich zwischen dem Montalban und
dem Cap di St. Hospitio etwa eine halbe Stunde
weit in Form eines länglichen Vierecks ins Land hin-
einzieht. Die Einfahrt ist sehr weit; welches diesen
Hafen gerade gegen den Südwind offen läßt. Er ist
so räumlich, daß eine beträchtliche Kriegsflotte darin
liegen könnte. Hinten im Grunde, der Einfahrt ge-
rade gegenüber, liegt Villa franca an dem Fuße ei-
nes sehr steilen und hohen Felsens; daneben etwas
zur linken Hand, auf einer mäßigen Anhöhe, das da-
zu gehörige feste Schloß oder die Citadelle; und noch
etwas weiter linker Hand herum, nämlich gegen die
westliche Seite des Hafens, liegen die verschiedenen
zu der hiesigen kleinen Marine gehörigen Gebäude.
An dieser Seite ist durch einen langen Molo ein kleiner
Hafen, oder eine Darte, von dem großen abgeson-
dert; und hier liegen die königlichen Fregatten und die
Galeren. Auch können Kauffartheyschiffe hier ankern.

Die westliche Küste des Hafens, welche die östli-
che Seite des Berges Montalban ist, erlaubet keine
Anfahrt; denn sie besteht aus steilen Felsen. An der-

sel-
P 5

gethanen Reiſe.
meiſten Englaͤnder, die den Winter hier zugebracht
haben, im Maͤrz wieder davon.

Die Stadt oder vielmehr der Flecken VillaVilla franca.
franca liegt nahe bey Nizza, jenſeit des Berges
Montalban. Die auf dieſem Berge liegende kleine
Feſtung, dienet ſowohl der einen als der andern zum
Schutz. Zu Waſſer faͤhrt man in einer Stunde von
Nizza nach Villa franca; denn ſo bald man um den
neben dem Hafen der erſten Stadt etwas ins Meer
hineintretenden Fuß des Berges Montalban herum
iſt, befindet man ſich an der Einfahrt des Hafens von
Villa franca, der ſich zwiſchen dem Montalban und
dem Cap di St. Hoſpitio etwa eine halbe Stunde
weit in Form eines laͤnglichen Vierecks ins Land hin-
einzieht. Die Einfahrt iſt ſehr weit; welches dieſen
Hafen gerade gegen den Suͤdwind offen laͤßt. Er iſt
ſo raͤumlich, daß eine betraͤchtliche Kriegsflotte darin
liegen koͤnnte. Hinten im Grunde, der Einfahrt ge-
rade gegenuͤber, liegt Villa franca an dem Fuße ei-
nes ſehr ſteilen und hohen Felſens; daneben etwas
zur linken Hand, auf einer maͤßigen Anhoͤhe, das da-
zu gehoͤrige feſte Schloß oder die Citadelle; und noch
etwas weiter linker Hand herum, naͤmlich gegen die
weſtliche Seite des Hafens, liegen die verſchiedenen
zu der hieſigen kleinen Marine gehoͤrigen Gebaͤude.
An dieſer Seite iſt durch einen langen Molo ein kleiner
Hafen, oder eine Darte, von dem großen abgeſon-
dert; und hier liegen die koͤniglichen Fregatten und die
Galeren. Auch koͤnnen Kauffartheyſchiffe hier ankern.

Die weſtliche Kuͤſte des Hafens, welche die oͤſtli-
che Seite des Berges Montalban iſt, erlaubet keine
Anfahrt; denn ſie beſteht aus ſteilen Felſen. An der-

ſel-
P 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0253" n="233"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">gethanen Rei&#x017F;e.</hi></fw><lb/>
mei&#x017F;ten Engla&#x0364;nder, die den Winter hier zugebracht<lb/>
haben, im Ma&#x0364;rz wieder davon.</p><lb/>
        <p>Die Stadt oder vielmehr der Flecken <hi rendition="#fr">Villa</hi><note place="right">Villa franca.</note><lb/><hi rendition="#fr">franca</hi> liegt nahe bey <hi rendition="#fr">Nizza,</hi> jen&#x017F;eit des Berges<lb/><hi rendition="#fr">Montalban.</hi> Die auf die&#x017F;em Berge liegende kleine<lb/>
Fe&#x017F;tung, dienet &#x017F;owohl der einen als der andern zum<lb/>
Schutz. Zu Wa&#x017F;&#x017F;er fa&#x0364;hrt man in einer Stunde von<lb/><hi rendition="#fr">Nizza</hi> nach <hi rendition="#fr">Villa franca;</hi> denn &#x017F;o bald man um den<lb/>
neben dem Hafen der er&#x017F;ten Stadt etwas ins Meer<lb/>
hineintretenden Fuß des Berges <hi rendition="#fr">Montalban</hi> herum<lb/>
i&#x017F;t, befindet man &#x017F;ich an der Einfahrt des Hafens von<lb/><hi rendition="#fr">Villa franca,</hi> der &#x017F;ich zwi&#x017F;chen dem <hi rendition="#fr">Montalban</hi> und<lb/>
dem <hi rendition="#fr">Cap di St. Ho&#x017F;pitio</hi> etwa eine halbe Stunde<lb/>
weit in Form eines la&#x0364;nglichen Vierecks ins Land hin-<lb/>
einzieht. Die Einfahrt i&#x017F;t &#x017F;ehr weit; welches die&#x017F;en<lb/>
Hafen gerade gegen den Su&#x0364;dwind offen la&#x0364;ßt. Er i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;o ra&#x0364;umlich, daß eine betra&#x0364;chtliche Kriegsflotte darin<lb/>
liegen ko&#x0364;nnte. Hinten im Grunde, der Einfahrt ge-<lb/>
rade gegenu&#x0364;ber, liegt <hi rendition="#fr">Villa franca</hi> an dem Fuße ei-<lb/>
nes &#x017F;ehr &#x017F;teilen und hohen Fel&#x017F;ens; daneben etwas<lb/>
zur linken Hand, auf einer ma&#x0364;ßigen Anho&#x0364;he, das da-<lb/>
zu geho&#x0364;rige fe&#x017F;te Schloß oder die Citadelle; und noch<lb/>
etwas weiter linker Hand herum, na&#x0364;mlich gegen die<lb/>
we&#x017F;tliche Seite des Hafens, liegen die ver&#x017F;chiedenen<lb/>
zu der hie&#x017F;igen kleinen Marine geho&#x0364;rigen Geba&#x0364;ude.<lb/>
An die&#x017F;er Seite i&#x017F;t durch einen langen Molo ein kleiner<lb/>
Hafen, oder eine <hi rendition="#fr">Darte,</hi> von dem großen abge&#x017F;on-<lb/>
dert; und hier liegen die ko&#x0364;niglichen Fregatten und die<lb/>
Galeren. Auch ko&#x0364;nnen Kauffarthey&#x017F;chiffe hier ankern.</p><lb/>
        <p>Die we&#x017F;tliche Ku&#x0364;&#x017F;te des Hafens, welche die o&#x0364;&#x017F;tli-<lb/>
che Seite des Berges <hi rendition="#fr">Montalban</hi> i&#x017F;t, erlaubet keine<lb/>
Anfahrt; denn &#x017F;ie be&#x017F;teht aus &#x017F;teilen Fel&#x017F;en. An der-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P 5</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;el-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[233/0253] gethanen Reiſe. meiſten Englaͤnder, die den Winter hier zugebracht haben, im Maͤrz wieder davon. Die Stadt oder vielmehr der Flecken Villa franca liegt nahe bey Nizza, jenſeit des Berges Montalban. Die auf dieſem Berge liegende kleine Feſtung, dienet ſowohl der einen als der andern zum Schutz. Zu Waſſer faͤhrt man in einer Stunde von Nizza nach Villa franca; denn ſo bald man um den neben dem Hafen der erſten Stadt etwas ins Meer hineintretenden Fuß des Berges Montalban herum iſt, befindet man ſich an der Einfahrt des Hafens von Villa franca, der ſich zwiſchen dem Montalban und dem Cap di St. Hoſpitio etwa eine halbe Stunde weit in Form eines laͤnglichen Vierecks ins Land hin- einzieht. Die Einfahrt iſt ſehr weit; welches dieſen Hafen gerade gegen den Suͤdwind offen laͤßt. Er iſt ſo raͤumlich, daß eine betraͤchtliche Kriegsflotte darin liegen koͤnnte. Hinten im Grunde, der Einfahrt ge- rade gegenuͤber, liegt Villa franca an dem Fuße ei- nes ſehr ſteilen und hohen Felſens; daneben etwas zur linken Hand, auf einer maͤßigen Anhoͤhe, das da- zu gehoͤrige feſte Schloß oder die Citadelle; und noch etwas weiter linker Hand herum, naͤmlich gegen die weſtliche Seite des Hafens, liegen die verſchiedenen zu der hieſigen kleinen Marine gehoͤrigen Gebaͤude. An dieſer Seite iſt durch einen langen Molo ein kleiner Hafen, oder eine Darte, von dem großen abgeſon- dert; und hier liegen die koͤniglichen Fregatten und die Galeren. Auch koͤnnen Kauffartheyſchiffe hier ankern. Villa franca. Die weſtliche Kuͤſte des Hafens, welche die oͤſtli- che Seite des Berges Montalban iſt, erlaubet keine Anfahrt; denn ſie beſteht aus ſteilen Felſen. An der- ſel- P 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/253
Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/253>, abgerufen am 29.11.2024.