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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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gethanen Reise.
Gesellschaft der Wissenschaften in Turin, als ein für-
treffliches Genie bekannte Chevalier de Foncenex,
dessen mir erwiesene Freundschaft und Güte, und des-
sen lehrreichen und angenehmen Umgang ich in dank-
barem und vergnügtem Andenken behalten werde.

Jch muß hier einer besondern Art irdener Gefäße
Meldung thun, die ich bey erwähntem Chevalier de
Foncenex
zuerst gesehen habe. Sie sind von
schwarzbrauner Erde gebrannt, und dienen, das
Wasser zum Trinken in der größten Sommerhitze ab-
zukühlen. Dazu wird weiter nichts erfordert, als
daß das Gefäß mit Wasser angefüllt, und hernach in
die freye Luft, allenfalls an die Sonne gesetzt werde:
da wird es so kühl, als wenn es in einer Eisgrube ge-
standen hätte. Die kühlende Kraft dieser Gefäße oder
Krüge kommt ohne Zweifel daher, daß etwas von
dem darin stehenden Wasser durchschwitzt, so daß die
Krüge auch von außen immer etwas naß sind. Daß
ein nasses an der Luft stehendes Gefäß sehr kalt wer-
de, ist eine schon sehr lange bekannte Sache.

Man kann von Nizza auch zu Fuß oder zu Pfer-
de in weniger als einer Stunde nach Villa franca
kommen; man hat blos über den Montalban wegzu-
gehen. Der Weg ist ziemlich gut. Nicht weit von
diesem Wege ab liegt ohngefähr an der halben Höhe
des Berges ein Landhaus, welches la Casa forte ge-
nennt wird. Als die Franzosen und Spanier im Jahr
1744 in die Grafschaft eingefallen waren, und Niz-
za
besetzt hielten, auch ein Theil von ihnen an dem
Montalban unter den Kanonen der oben darauf lie-
genden Festung sich gelagert hatte, war dieses Haus
mit piemontesischen Jnvaliden besetzt, die dem Feinde

be-

gethanen Reiſe.
Geſellſchaft der Wiſſenſchaften in Turin, als ein fuͤr-
treffliches Genie bekannte Chevalier de Foncenex,
deſſen mir erwieſene Freundſchaft und Guͤte, und deſ-
ſen lehrreichen und angenehmen Umgang ich in dank-
barem und vergnuͤgtem Andenken behalten werde.

Jch muß hier einer beſondern Art irdener Gefaͤße
Meldung thun, die ich bey erwaͤhntem Chevalier de
Foncenex
zuerſt geſehen habe. Sie ſind von
ſchwarzbrauner Erde gebrannt, und dienen, das
Waſſer zum Trinken in der groͤßten Sommerhitze ab-
zukuͤhlen. Dazu wird weiter nichts erfordert, als
daß das Gefaͤß mit Waſſer angefuͤllt, und hernach in
die freye Luft, allenfalls an die Sonne geſetzt werde:
da wird es ſo kuͤhl, als wenn es in einer Eisgrube ge-
ſtanden haͤtte. Die kuͤhlende Kraft dieſer Gefaͤße oder
Kruͤge kommt ohne Zweifel daher, daß etwas von
dem darin ſtehenden Waſſer durchſchwitzt, ſo daß die
Kruͤge auch von außen immer etwas naß ſind. Daß
ein naſſes an der Luft ſtehendes Gefaͤß ſehr kalt wer-
de, iſt eine ſchon ſehr lange bekannte Sache.

Man kann von Nizza auch zu Fuß oder zu Pfer-
de in weniger als einer Stunde nach Villa franca
kommen; man hat blos uͤber den Montalban wegzu-
gehen. Der Weg iſt ziemlich gut. Nicht weit von
dieſem Wege ab liegt ohngefaͤhr an der halben Hoͤhe
des Berges ein Landhaus, welches la Caſa forte ge-
nennt wird. Als die Franzoſen und Spanier im Jahr
1744 in die Grafſchaft eingefallen waren, und Niz-
za
beſetzt hielten, auch ein Theil von ihnen an dem
Montalban unter den Kanonen der oben darauf lie-
genden Feſtung ſich gelagert hatte, war dieſes Haus
mit piemonteſiſchen Jnvaliden beſetzt, die dem Feinde

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[235/0255] gethanen Reiſe. Geſellſchaft der Wiſſenſchaften in Turin, als ein fuͤr- treffliches Genie bekannte Chevalier de Foncenex, deſſen mir erwieſene Freundſchaft und Guͤte, und deſ- ſen lehrreichen und angenehmen Umgang ich in dank- barem und vergnuͤgtem Andenken behalten werde. Jch muß hier einer beſondern Art irdener Gefaͤße Meldung thun, die ich bey erwaͤhntem Chevalier de Foncenex zuerſt geſehen habe. Sie ſind von ſchwarzbrauner Erde gebrannt, und dienen, das Waſſer zum Trinken in der groͤßten Sommerhitze ab- zukuͤhlen. Dazu wird weiter nichts erfordert, als daß das Gefaͤß mit Waſſer angefuͤllt, und hernach in die freye Luft, allenfalls an die Sonne geſetzt werde: da wird es ſo kuͤhl, als wenn es in einer Eisgrube ge- ſtanden haͤtte. Die kuͤhlende Kraft dieſer Gefaͤße oder Kruͤge kommt ohne Zweifel daher, daß etwas von dem darin ſtehenden Waſſer durchſchwitzt, ſo daß die Kruͤge auch von außen immer etwas naß ſind. Daß ein naſſes an der Luft ſtehendes Gefaͤß ſehr kalt wer- de, iſt eine ſchon ſehr lange bekannte Sache. Man kann von Nizza auch zu Fuß oder zu Pfer- de in weniger als einer Stunde nach Villa franca kommen; man hat blos uͤber den Montalban wegzu- gehen. Der Weg iſt ziemlich gut. Nicht weit von dieſem Wege ab liegt ohngefaͤhr an der halben Hoͤhe des Berges ein Landhaus, welches la Caſa forte ge- nennt wird. Als die Franzoſen und Spanier im Jahr 1744 in die Grafſchaft eingefallen waren, und Niz- za beſetzt hielten, auch ein Theil von ihnen an dem Montalban unter den Kanonen der oben darauf lie- genden Feſtung ſich gelagert hatte, war dieſes Haus mit piemonteſiſchen Jnvaliden beſetzt, die dem Feinde be-

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/255>, abgerufen am 29.11.2024.