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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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Tagebuch von der Rückreise
senkrecht über den Weg emporsteigende Seite des Ber-
ges von unten bis oben mit Olivenbäumen besetzt
seyn könne. Man kann sich nicht enthalten, indem
man unten an diesem Orte wegreitet, einige Besorg-
niß zu fühlen, diese Bäume und die darüber hangen-
den Häuser möchten herunterstürzen, und die Vorbey-
reisenden zerquetschen.

Gleich hinter Saorgio wird die Kluft zwischen den
Felsen wieder sehr eng und dunkel. Mitten in dieser
Kluft ist an dem jenseit des Stroms liegenden Felsen
eine große marmorne Tafel eingemauert, auf welcher
eine Jnschrift von der Eröffnung dieses Weges, die
der König Victor Amadeus hat machen lassen,
Nachricht giebt. Jch konnte im Vorbeyreiten, weil
es ohnedem hier dunkel ist, nur wenige Worte davon
lesen; denn es war mir nicht möglich, mein eigensin-
niges Maulthier, das seinen schon eine Strecke des
Weges voraushabenden Cameraden nacheilte, zum
Stillestehen zu bewegen. Der unüberwindliche Ei-
gensinn dieser Thiere ist dem Reisenden bisweilen
sehr verdrüßlich. Kein Mensch ist stark genug, eine
solche Bestie, die andern ihres gleichen, die voraus
sind, nacheilet, stillstehen zu machen. Will man
Gewalt brauchen, so läuft man Gefahr, sie wild zu
machen und aus dem Sattel gehoben zu werden. An
den Orten, da neben dem Wege Abgründe sind, ge-
hen sie gerne gerade an der gefährlichen Seite des We-
ges gegen den Abgrund, als wenn sie Gefallen daran
fänden, in die Tiefe herunter zu sehen. Wer sich
nicht halb todt martern, oder gar in noch größere Ge-
fahr stürzen will, muß diesem halsstarrigen Vieh nur
seinen Willen lassen.

Wenn

Tagebuch von der Ruͤckreiſe
ſenkrecht uͤber den Weg emporſteigende Seite des Ber-
ges von unten bis oben mit Olivenbaͤumen beſetzt
ſeyn koͤnne. Man kann ſich nicht enthalten, indem
man unten an dieſem Orte wegreitet, einige Beſorg-
niß zu fuͤhlen, dieſe Baͤume und die daruͤber hangen-
den Haͤuſer moͤchten herunterſtuͤrzen, und die Vorbey-
reiſenden zerquetſchen.

Gleich hinter Saorgio wird die Kluft zwiſchen den
Felſen wieder ſehr eng und dunkel. Mitten in dieſer
Kluft iſt an dem jenſeit des Stroms liegenden Felſen
eine große marmorne Tafel eingemauert, auf welcher
eine Jnſchrift von der Eroͤffnung dieſes Weges, die
der Koͤnig Victor Amadeus hat machen laſſen,
Nachricht giebt. Jch konnte im Vorbeyreiten, weil
es ohnedem hier dunkel iſt, nur wenige Worte davon
leſen; denn es war mir nicht moͤglich, mein eigenſin-
niges Maulthier, das ſeinen ſchon eine Strecke des
Weges voraushabenden Cameraden nacheilte, zum
Stilleſtehen zu bewegen. Der unuͤberwindliche Ei-
genſinn dieſer Thiere iſt dem Reiſenden bisweilen
ſehr verdruͤßlich. Kein Menſch iſt ſtark genug, eine
ſolche Beſtie, die andern ihres gleichen, die voraus
ſind, nacheilet, ſtillſtehen zu machen. Will man
Gewalt brauchen, ſo laͤuft man Gefahr, ſie wild zu
machen und aus dem Sattel gehoben zu werden. An
den Orten, da neben dem Wege Abgruͤnde ſind, ge-
hen ſie gerne gerade an der gefaͤhrlichen Seite des We-
ges gegen den Abgrund, als wenn ſie Gefallen daran
faͤnden, in die Tiefe herunter zu ſehen. Wer ſich
nicht halb todt martern, oder gar in noch groͤßere Ge-
fahr ſtuͤrzen will, muß dieſem halsſtarrigen Vieh nur
ſeinen Willen laſſen.

Wenn
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[280/0300] Tagebuch von der Ruͤckreiſe ſenkrecht uͤber den Weg emporſteigende Seite des Ber- ges von unten bis oben mit Olivenbaͤumen beſetzt ſeyn koͤnne. Man kann ſich nicht enthalten, indem man unten an dieſem Orte wegreitet, einige Beſorg- niß zu fuͤhlen, dieſe Baͤume und die daruͤber hangen- den Haͤuſer moͤchten herunterſtuͤrzen, und die Vorbey- reiſenden zerquetſchen. Gleich hinter Saorgio wird die Kluft zwiſchen den Felſen wieder ſehr eng und dunkel. Mitten in dieſer Kluft iſt an dem jenſeit des Stroms liegenden Felſen eine große marmorne Tafel eingemauert, auf welcher eine Jnſchrift von der Eroͤffnung dieſes Weges, die der Koͤnig Victor Amadeus hat machen laſſen, Nachricht giebt. Jch konnte im Vorbeyreiten, weil es ohnedem hier dunkel iſt, nur wenige Worte davon leſen; denn es war mir nicht moͤglich, mein eigenſin- niges Maulthier, das ſeinen ſchon eine Strecke des Weges voraushabenden Cameraden nacheilte, zum Stilleſtehen zu bewegen. Der unuͤberwindliche Ei- genſinn dieſer Thiere iſt dem Reiſenden bisweilen ſehr verdruͤßlich. Kein Menſch iſt ſtark genug, eine ſolche Beſtie, die andern ihres gleichen, die voraus ſind, nacheilet, ſtillſtehen zu machen. Will man Gewalt brauchen, ſo laͤuft man Gefahr, ſie wild zu machen und aus dem Sattel gehoben zu werden. An den Orten, da neben dem Wege Abgruͤnde ſind, ge- hen ſie gerne gerade an der gefaͤhrlichen Seite des We- ges gegen den Abgrund, als wenn ſie Gefallen daran faͤnden, in die Tiefe herunter zu ſehen. Wer ſich nicht halb todt martern, oder gar in noch groͤßere Ge- fahr ſtuͤrzen will, muß dieſem halsſtarrigen Vieh nur ſeinen Willen laſſen. Wenn

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/300>, abgerufen am 24.11.2024.